Digitalisierung

Status quo der Fitnessbranche

Die Welt hat sich in den vergangenen zwei Jahren vor allem aufgrund der Corona-Krise verändert. Bevor man den Blick über den Branchentellerrand wagt, sollte man sich vor Augen führen, wo die Fitnessbranche derzeit steht. Was ist neu? Was ist geblieben? Und wie sieht die Zukunft der Branche aus?

Die Corona-Pandemie hat alle Bereiche unseres persönlichen Lebens und unserer Umgebung betroffen. Die Auswirkungen waren für das Gemeinwesen sowie das politisch- und wirtschaftliche System, den Rechtsstaat, das Gesundheitswesen und die gesamte Gesellschaft spürbar. Betroffen waren alle, unabhängig davon, in welchem Land und in welcher Sozialstufe man lebte. Die Folgen der Krise waren überall deutlich zu spüren.

Covid-19 veränderte in den vergangenen zwei Jahren das Leben jedes Einzelnen und vor allem das Zusammenleben von vielen zum Teil extrem. Soziale Distanz galt als oberste Bürgerpflicht, Solidarität wurde vor allem von den Jungen und Fitten gegenüber den Alten und Schwachen eingefordert. Auf nationaler Ebene erlebten wir eine bislang nicht gekannte Autorität der Exekutive.

Während der Pandemie hatte vor allem die Digitalisierung großen Einfluss auf unsere Gesellschaft. Online-Meetings beispielsweise wurden zur Selbstverständlichkeit. Früher fanden fast alle Meetings und Termine persönlich statt. Leider entstanden dadurch häufig erhöhte Reisekosten und vor allem Reisezeit. Die Online-Meetings, zweifelsfrei eine Errungenschaft der Corona-Zeit, sind eine große Erleichterung und auch eine tolle Entlastung. Man spart einiges an Reisezeit und gleichzeitig kommt man im Online-Meeting häufig schneller auf den Punkt und kann so Inhalte schneller abarbeiten.

Auch der allgemeine Aus- und Weiterbildungsbereich, die Schulen und die Universitäten konnten davon profitieren. Seither können bestimmte Inhalte ohne Bedenken der Schüler und Studenten über Online-Plattformen als Aufzeichnungen sinnvoll ergänzt werden. Der Vorteil ist, dass man nicht ortsgebunden ist und die Aufzeichnung dann anschauen kann, wann es in den individuellen Zeitplan passt.

Wie hat sich der Fitnessmarkt während Corona verändert?

Fitnessboxen mit VR-Brille in den eigenen vier Wänden, Rudern, nicht mit Freunden am See, sondern alleine am Ruderergometer im Keller – Corona hat auch die Fitnessbranche in den letzten zwei Jahren sehr verändert. Die Digitalisierung ist vorangeschritten. Hightech-Geräte und Fitness-Tracker sind für viele zu einer tollen Motivationshilfe geworden. Flexibilität und Individualität sind seit der Pandemie noch mehr in den Vordergrund gerückt.

Weltweit hat vor allem das Thema Personal-Fitness-Training bzw. das Personal Training im Freien einen starken Zulauf erfahren, da Training in Studios und längere Zeit von den Regierungen verboten wurde und nicht möglich war.

Von der Corona-Pandemie hat vor allem der Heimfitnessmarkt extrem profitiert. Viele Tools wie Langhanteln und Bikes waren mehrere Monate ausverkauft. Unzählige Menschen haben ihr Zuhause mit Trainingsequipment ausgestattet und eine Alternative zu den öffentlichen Angeboten im Verein und im Fitnessstudio gefunden.

Häufig wurde danach aber auch festgestellt, dass Equipment alleine nicht ausreicht für das eigene Training. Soziale Kontakte, das Miteinander, der Austausch – all das fehlt. Die soziale Komponente kann durch das Internet und entsprechende Trainingsangebote nicht aufgefangen werden.

Dennoch werden die digitalen Errungenschaften, die sich während Corona etabliert haben, auch zukünftig von Bedeutung sein, auch wenn es keine Kontakteinschränkungen mehr gibt. Der Vorteil dieser Angebote ist, dass vor allem der Einstieg in die Bewegung für viele Menschen deutlich niederschwelliger stattfinden kann. Bei Interesse kann durch eine App der erste Schritt in ein bewegtes Leben begonnen werden. Auch die Unterstützung durch verschiedene digitale Programme kann das Training bereichern, unterstützen und ideal ergänzen.

Wenn Fitnessanbieter es verstehen, das digitale Angebot zukünftig optimal in das klassische Angebot zu integrieren, kann daraus etwas Tolles entstehen und die Zukunft der Fitnessbranche ist gesichert. Bei aller Digitalisierung sollten Studiobetreiber sich bewusst sein, dass Gemeinsamkeit, die sozialen Kontakte, das gegenseitige Anspornen und der Austausch von entscheidender Bedeutung sind und in keiner guten Betreuung und keinem Training fehlen dürfen.

Mit Zuversicht in die Zukunft

Aufgrund der tiefgreifenden Einschränkungen auf dem weltweiten Fitnessmarkt musste dieser auch im Jahre 2021 erneut weitreichende Einschnitte verkraften. Während der weltweite Fitnessmarkt in den vergangenen Jahren immer positive Entwicklung zu verzeichnen hatte, ist es seit 2020 damit erst einmal vorbei.

Zwar hat sich die Branche langsam wieder von den zahlreichen Einschränkungen etwas erholt, muss hier aber immer noch den positiven Entwicklungen aus den Jahren vor Corona hinterherlaufen. Ein Rückgang von ca. 10–15 % der Mitglieder und ein Wirtschaftseinbruch von fast 50 % weniger Umsatz macht vielen Studiobetreibern und der gesamten Branche zu schaffen.

Trotzdem kann die Fitness- und Gesundheitsbranche mit viel Zuversicht in die Zukunft blicken. Die Menschen haben während der Pandemie ein deutlich höheres Gesundheitsbewusstsein entwickelt. Viele Menschen haben während der Pandemie zu Hause erste Trainingserfahrungen gesammelt. Dieses gesteigerte Interesse an Fitness sollten Fitnessstudios durchaus als positives Signal sehen und für sich nutzen.

Bildquelle: © hedgehog94 - stock.adobe.com

Der Autor

  • Stephan Müller

    Stephan Müller ist Inhaber des Gluckerkolleg GbR, der PT Lounge GmbH und Vorstand des Bundesverbandes Personal Training e. V. Zusätzlich ist er mehrmals monatlich live als Experte für ARD und SWR Fernsehen und Radio im Einsatz. Er betreut seit über 25 Jahren zahlreiche Olympiasieger, Weltmeister und Topsportler aus der Bundesliga und hat über 10 Fachbücher veröffentlicht. Seine umfassende Expertise macht ihn international zu einem Fitnessspezialisten.

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