Design

Design und Raumgefühl in Physiopraxen

Wenn es um Gestaltung in Physiotherapiepraxen geht, denkt man in erster Linie an klare, aufgeräumte und mitunter medizinisch anmutende Räumlichkeiten. Gestaltung, das Thema Wohlfühlen und die Atmosphäre in einer Praxis haben für einen Physiotherapeuten definitiv nicht oberste Priorität. In erster Linie geht es darum, dem Patienten zu helfen und Schmerzen zu lindern. Die Anforderungen und der Bedarf an optimalen Behandlungsräumen, Personal und Geräten sind hierfür entscheidend. Aber was spricht dagegen, solchen Räumen auch gestalterisch eine Identität zu geben?

Warum versuchen Sie nicht, die Expertise und das Know-how Ihres Personals auch optisch erlebbar zu machen? Es spricht nichts dagegen, eine Praxis gestalterisch so aufzubauen, dass Patienten gerne kommen, sich wohlfühlen oder sich sogar ein bisschen wie zu Hause fühlen. Machen Sie Ihre Praxis zu einem Ort, der die Kompetenz des Teams auch visuell wiedergibt. Wie Ihnen das gelingt, darauf gehen die Autoren nachfolgend ein. Moderner Look durch Kontraste Beschäftigen wir uns zunächst mit den Fragen, was momentan angesagt ist, was sich gestalterisch in einer Praxis umsetzen lässt und was optisch eher nicht zum Berufsfeld des Physiotherapeuten passt. Was das Thema Raumgestaltung angeht, sind Physiotherapiepraxen mitunter sehr speziell. Grundsätzlich sollten Therapien immer auch ein Stück weit einen medizinischen Charakter ausstrahlen. Das wirkt authentisch und unterstreicht die Kernkompetenz des Berufsbilds Physiotherapeut. Jedoch kann eine zu kalte und reduzierte Gestaltung auch sehr schnell kühl und unpersönlich wirken. Hier gilt es einen guten Mittelweg zu finden. Klare, helle und dezente Farbtöne helfen, den medizinischen Charakter zu unterstreichen. Im Kontrast dazu dürfen zum Beispiel Bodenbeläge gerne auch eine warme Holzoptik aufweisen, um einen bewussten Gegenpol zu den klaren und medizinisch anmutenden Wandfarben zu kreieren. 

In einer Physiotherapiepraxis sollten immer ganz klar der Mensch und dessen Wohlbefinden im Vordergrund stehen. Das sollte sich auch in der Gestaltung ausdrücken. Sie darf gerne etwas zurückhaltender und weniger laut sein. Nicht jede Wandfläche muss mit einem gestalterischen Element inszeniert werden. Ein interessanter Ansatz ist es, in jedem Bereich der Praxis eine prägnante Wandfläche zu definieren und diese mit einem großen Bilddruck, einem positiven Zitat oder einem besonderen Material zu bespielen. So schafft man es, in jedem Bereich ein optisches, wiederkehrendes Highlight zu setzen, ohne die Räume zu überladen. 

 


Ein interessanter Ansatz ist es, in jedem Bereich der Praxis eine prägnante Wandfläche zu definieren und diese mit einem großen Bilddruck, einem positiven Zitat oder einem besonderen Material zu bespielen

 

Was gilt es bei der Gestaltung der Praxisräume zu beachten? 
Beim Thema Design sollte auch immer die Funktionalität der Gestaltung berücksichtigt werden. Der Empfangsbereich ist der erste Ort, den der Patient in der Praxis sieht. Hier sollte durch klare Farben und eine helle Beleuchtung ein Gefühl von Professionalität und Kompetenz erzeugt werden. Im Wartebereich hat es oberste Priorität, dass sich die Patienten wohlfühlen. Hier macht es Sinn, etwas wärmere Farben, einladende Sitzmöglichkeiten, die gerne auch auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Patienten angepasst sind, einzusetzen. Verschiedene Sitzhöhen für Patienten mit körperlichen Einschränkungen, der Schutz von Wandflächen vor Verschmutzung, sowie informative Tools wie z. B. Tablets, USB-Ladestationen oder Bildbände, die den Aufenthalt und die Vorbereitung auf die Behandlung erleichtern, sollten Standard sein. 

 


Damit sich die Patienten wohlfühlen, muss der Behandlungsraum nicht mehr wie ein klassisches „Krankenzimmer“ aussehen

 

In Behandlungsräumen sollte die Beleuchtung immer so gewählt sein, dass der Patient nicht geblendet wird und das Personal ausreichend Licht zur Verfügung hat. Ausreichend Ablagen und Regale sowie Sitzmöglichkeiten sollten in jeder Behandlungskabine vorhanden sein. Diese können so gewählt werden, dass sie Materialien und Farben und prägende Merkmale aus anderen Räumlichkeiten der Praxis aufgreifen. Der Autor ist der festen Überzeugung, dass ein Behandlungszimmer heutzutage nicht mehr zwingend wie ein „Krankenzimmer“ aussehen sollte. Natürlich dürfen die Behandlungsräume nicht den Charme eines Wellness-Tempels ausstrahlen. Der Fokus sollte bei der Gestaltung auch immer auf der therapeutischen Behandlung liegen. Der Patient muss bei Betreten des Raums das Gefühl haben, in guten Händen zu sein, sich fallen lassen und auf die bevorstehende Behandlung fokussieren zu können. Das Thema Funktionalität im täglichen Ablauf ist in Physiotherapiepraxen ebenfalls essenziell. Kurze Wege, um Geräte zu organisieren, ausreichend Staumöglichkeiten für Handtücher und sonstiges Zubehör und ein schlüssiges Leitsystem für die Nutzung der Räume helfen, den Arbeitsalltag zu erleichtern. Sogenannte Servicepoints, die die wichtigsten Arbeitsmittel für die Therapeuten bereithalten, sollten entweder in der Nähe oder in den Behandlungsräumen positioniert sein.


Sogenannte Servicepoints, die die wichtigsten Arbeitsmittel für die Therapeuten bereithalten, sollten entweder in der Nähe oder in den Behandlungsräumen positioniert sein

 

Fazit
Eine Physiotherapiepraxis sollte ein Ort sein, an dem der Patient sich fallen lassen kann, an dem er Zeit mit sich und seinem Körper verbringt und daran arbeitet, sein Wohlbefinden zu verbessern. Um dies auch visuell zu unterstreichen, sollte die Gestaltung stets der Funktionalität dienen und darüber hinaus ein Gefühl und eine Umgebung schaffen, in der sich der Patient konzentrieren und bewusst auf die Behandlung einlassen kann. Gerne dürfen gestalterische Highlights den Patienten inspirieren und ihn ein Stück weit aus dem Alltag holen. Denn wenn neben der kompetenten Behandlung auch das visuelle Erlebnis der Räumlichkeiten einen bleibenden Eindruck hinterlässt, hat nicht nur der Patient einen deutlichen Mehrwert, sondern auch der Therapeut und die Praxis.

 

 

 

Quellen:
Header:  © Physiotherapie Heck
Bild 1: © Sportiv
Bild 2: © Physiotherapie Heck
Bild 3: © Physiotherapie Heck

Themen

Magazin

BODYMEDIA Physio 1-2020E-Book lesen

BODYMEDIA Physio 1-2020

Mehr erfahren