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FDP-Politiker Philipp Hartewig über die Stärkung der Fitnessbranche

Bildquelle: © James Zabel

Philipp Hartewig ist sportpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion und Obmann im Sportausschuss. In einem Vorstoß hat die Arbeitsgruppe Sport der FDP im April eine gesundheitspolitische Agenda erarbeitet, die die Bedeutung der Fitnessbranche hervorhebt. Über die Details spricht er im Interview.

BODYMEDIA: Das deutsche Gesundheitssystem stößt mittlerweile an vielen Stellen an seine Grenzen. Wie sieht Ihre Einschätzung bzgl. des Gesundheitssystems aus?

Philipp Hartewig: Unser Gesundheitssystem hat im internationalen Vergleich viele Stärken, steht jedoch auch vor verschiedenen Herausforderungen. Der demografische Wandel führt zu einem erhöhten Bedarf an kostenintensiven medizinischen und pflegerischen Leistungen. Insbesondere der Fachkräftemangel führt mitunter zu einer Überlastung des Personals. Deshalb hat die Ampel ein modernes Fachkräfteeinwanderungsgesetz auf den Weg gebracht, um auch langfristig die Qualität der Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Es sind gezielte Reformen erforderlich, um die finanziellen Herausforderungen zu bewältigen und die Nachhaltigkeit zu sichern.

Durch Effizienzsteigerungen, Finanzierungsreformen und die Bekämpfung des Fachkräftemangels kann das Gesundheitssystem langfristig stabilisiert werden. Besonders wichtig ist allerdings auch, dass wir die präventiven Maßnahmen der Fitnessbranche verstärkt nutzen und in den Fokus rücken.

BODYMEDIA: Obwohl die gesundheitsfördernden und präventiven Aspekte des Fitnesstrainings wissenschaftlich nachgewiesen sind, erhält die Fitness- und Gesundheitsbranche in der Politik noch nicht die gewünschte Anerkennung. Warum ist das so und warum erkennt man auf politischer Ebene nicht die Vorteile, die sich aus einer verstärkten Zusammenarbeit mit der Fitnessbranche ergeben?

Philipp Hartewig: Dass wir bei der Anerkennung der positiven Effekte des Fitnesstrainings noch Luft nach oben haben, hat mehrere Gründe. Zum einen ist die Fitnessbranche noch relativ jung. Mitunter werden jedoch auch die Vorteile von präventiven Maßnahmen noch nicht in dieser Deutlichkeit berücksichtigt, wie es angemessen wäre.

Ganz klar: Wir arbeiten eng mit unterschiedlichsten Akteuren der Fitnessbranche zusammen, jedoch bedarf es auch zukünftig langfristiger Gesundheitsstrategien über Parteigrenzen hinweg. Wir müssen die wissenschaftlich belegten Vorteile der Fitness- und Gesundheitsbranche stärker in den Fokus rücken und verstärkt in Prävention investieren.

BODYMEDIA: Wie kann die Fitness- und Gesundheitsbranche konkret durch die Politik gefördert werden?

Philipp Hartewig: Als FDP setzen wir uns vehement für eine umfassende Stärkung der Fitness- und Gesundheitsförderung in Deutschland ein. Ein zentraler Punkt unserer Politik sind finanzielle Anreize und Förderprogramme, die die Nutzung von Fitness- und Gesundheitsangeboten erleichtern sollen.

Philipp Hartewig, sportpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion mit einem Basketball
Philipp Hartewig ist sportpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion und setzt sich auf politischer Ebene für die Stärkung der Fitnessbranche ein (Bildquelle: © James Zabel)

BODYMEDIA: Die Arbeitsgruppe Sport der FDP hat eine gesundheitspolitische Agenda erarbeitet, die pünktlich zur FIBO verabschiedet wurde. Was sind die zentralen Inhalte des Positionspapiers und welche Rolle nimmt dabei die Fitness- und Gesundheitsbranche ein?

Philipp Hartewig: Die Fitnessbranche ist ein bedeutender Akteur für eine zielgerichtete gesundheitsbezogene Bewegungsförderung und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Mit über 11 Millionen Mitgliedern in 9.000 Studios ist die Fitnessbranche ein wichtiger Bewegungsanbieter und sollte in allen politischen Maßnahmen zur Bewegungsförderung berücksichtigt werden.

Zudem ist die Fitnessbranche neben dem organisierten Sport als Teil einer dringend benötigten Bewegungsoffensive einzubinden. Auch sollten im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements die Fitness- und Gesundheitsanlagen als erste Anlaufstelle verankert werden.

BODYMEDIA: Das Positionspapier enthält konkrete Forderungen, wie z. B. die Etablierung von Fitnessstudios als Unternehmen in der Gesundheitsförderung und Prävention. Welche Rückmeldungen haben Sie bisher erhalten? Was muss geschehen, dass die Forderungen in die Tat umgesetzt werden, und für wie realistisch halten Sie das?

Philipp Hartewig: Zu unseren Forderungen habe ich bisher viele positive Nachrichten erhalten, wodurch ich unsere Position bestätigt sehe. Das stimmt mich optimistisch, dass wir zeitnah Lösungsvorschläge erarbeiten. Was nun folgen muss, ist die Umsetzung durch die Ausschüsse und das Parlament. Ich bin dazu im engen Austausch mit meinen Kollegen, damit wir bis zum Ende der Legislaturperiode konkrete Ergebnisse vorweisen können.

BODYMEDIA: Sie waren auf der FIBO und haben sich ein Bild von der Entwicklung der Branche machen können. Wie ist Ihr Eindruck?

Philipp Hartewig: Die FIBO war ein voller Erfolg, bei der ich Gelegenheit hatte, mit unterschiedlichsten Vertretern aus der Fitnessbranche ins Gespräch zu kommen. Die Branche zeichnet sich durch einen hohen Professionalisierungsgrad sowie viel Expertise aus. Das Engagement vieler Akteure ist beeindruckend.

BODYMEDIA: Ähnlich wie Sie, hat die Fitness- und Gesundheitsbranche einige weitere Fürsprecher und auch die Verbände arbeiten seit vielen Jahren für ein besseres Standing auf politischer Ebene. Was stimmt Sie für die Zukunft optimistisch?

Philipp Hartewig: Ich bin sehr zuversichtlich, dass an der Fitnessbranche langfristig kein Weg in Sachen Gesundheitsförderung vorbeiführen wird. Denn es wäre fatal, die Augen vor den positiven Effekten wie gesundheitlichen Vorteilen oder auch der Steigerung der Lebensqualität zu verschließen. Eine engere Zusammenarbeit zwischen Politik und der Fitnessbranche kann definitiv zu einer nachhaltigeren und kosteneffizienteren Gesundheitsversorgung beitragen.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.

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Der Autor

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.

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