Aus- & Weiterbildung

Nachwuchs fördern und profitieren: Experten im Interview

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Worauf kommt es bei der Führung von Nachwuchskräften an? Wie können Auszubildende und Studenten langfristig an ihr Unternehmen gebunden werden und welche Erwartungen haben sie an ihren Arbeitgeber? Wir haben uns bei Betreibern, Verantwortlichen verschiedener Ausbildungsinstitute und bei einer Studentin umgehört.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Insgesamt betonen alle Interviewpartner die Bedeutung von klarer Führung, Wertschätzung und persönlichen Entwicklungsperspektiven für die Motivation und langfristige Bindung von Auszubildenden und Studenten.
  • Die Führung sollte auf klarer Kommunikation, regelmäßigen Feedbackgesprächen und der Schaffung eines unterstützenden Umfelds basieren.
  • Die langfristige Mitarbeiterbindung hängt zusätzlich stark von den Werten und dem Arbeitsklima ab – das Gehalt spielt dabei eine Rolle, ist aber nicht der Hauptfaktor.

Portait von Matthias Lehner, Gründer und CEO von Bodystreet

Ihre Meinung, Matthias Lehner, Gründer und CEO von Bodystreet

BODYMEDIA: Welche Prozesse haben sich in Ihrem Unternehmen hinsichtlich der Führung von Auszubildenden bewährt?

Matthias Lehner: Bei Bodystreet durchlaufen alle Bewerber zunächst ein intensives Auswahlverfahren. Um die idealen Kandidaten zu identifizieren, haben wir spezifische „Personas“ definiert, die unseren Franchisepartnern helfen, das perfekte Profil eines Auszubildenden oder Dual-Studierenden zu erkennen.

Ein weiterer äußerst wichtiger Bestandteil unserer Strategie sind die umfassenden internen Aus- und Weiterbildungsangebote. Dabei legen wir großen Wert darauf, den Auszubildenden unsere Werte und das „Why“ unseres Unternehmens zu vermitteln. Da geht es hauptsächlich darum, ein starkes Leitbild zu schaffen.

Unsere außergewöhnlichen Berufs- und Karriereperspektiven motivieren die jungen Menschen, über Jahre hinweg bei uns zu bleiben. Vom Per­sonal Trainer über den Studioleiter und Regionalleiter bis hin zu Auslands­einsätzen oder einer Karriere in der Franchisezentrale bieten wir vielfältige Aufstiegsmöglichkeiten. Besonders herausragend ist die Chance, nach der Ausbildung ein eigenes Bodystreet-­Studio als Franchiseunternehmer zu führen.

Am wichtigsten jedoch ist die lokale Präsenz der Führungskraft. Unsere Franchisepartner und Studiomanager, die oft selbst ehemalige Auszubildende sind, leben das Unternehmertum vor und verstehen die Bedürfnisse der jungen Mitarbeiter sehr gut. Zudem bietet die Bodystreet Academy spezielle Weiterbildungen für Studio­manager an.

BODYMEDIA: Was sind aus Ihrer Sicht die größten und häufigsten Fehler, die Clubbetreiber bei der Führung von Auszubildenden machen können?

Matthias Lehner: Die häufigsten Fehler resultieren oft aus mangelnder Planung und fehlendem Engagement. Ein grundlegender Fehler ist es, den nächstbesten Bewerber einzustellen. Es ist essenziell, sich Zeit zu nehmen und sorgfältig zu prüfen, ob ein Bewerber wirklich zur Bodystreet-Kultur passt.

Ein weiterer häufiger Fehler ist, sich nicht ausreichend um den Auszubildenden zu kümmern. Viele Betreiber delegieren Aufgaben, ohne sicherzustellen, dass die Auszubildenden die notwendige Unterstützung und Anleitung erhalten. Es ist entscheidend, regelmäßig Feedback zu geben und sicherzustellen, dass der Auszubildende sich kontinuierlich weiterentwickeln kann.

Eine Führungskraft sollte regelmäßig verfügbar sein, um die Auszubildenden richtig zu führen. Und das Wichtigste: das „Why“. Oft wird nur erklärt, was zu tun ist und wie es zu tun ist, aber das Warum, den Sinn und Zweck hinter den Aufgaben zu erklären, wird vernachlässigt. Das Verständnis für den größeren Zusammenhang und die Bedeutung ihrer Arbeit motiviert Auszubildende.

Auszubildende sollten sich als Teil des Teams fühlen. Dazu zählen regelmäßige Teamaktivitäten. ­Regelmäßige Schulungen und Weiterbildungen sind sehr wichtig, um Auszubildende zu fördern und ihnen das Gefühl zu geben, dass in ihre Entwicklung investiert wird. Es ist dabei wichtig, realistische Erwartungen an die Auszubildenden zu haben und aufzuzeigen, welche Karrieremöglichkeiten im Unternehmen ihnen offenstehen.

BODYMEDIA: Vielen herzlichen Dank für das Interview.

Portait von Christian Kunert, Gründer der Akademie für Prävention und Fitness

2 Fragen an Christian Kunert, Gründer der Akademie für Prävention und Fitness

BODYMEDIA: Wie sieht aus Ihrer Sicht die optimale Führung von Auszubildenden und Studenten in Fitness- und Gesundheitsstudios aus?

Christian Kunert: Die Basis für eine erfolgreiche Ausbildung ist die Motivation. Diese beginnt spätestens mit dem ersten Tag der Ausbildung und einem entsprechenden Onboarding. Zu Beginn der Ausbildung ist die Motivation noch hoch, da neue und spannende Aufgaben warten.

Um die Motivation mit zunehmender Gewohnheit aufrechtzuhalten, sind verschiedene Faktoren entscheidend: Die Auszubildenden in ihren Werten, Vorstellungen und Ideen ernst nehmen und nach Möglichkeit einbinden, Kommunikation auf Augenhöhe, was gerade im Fitnessbereich super funktionieren kann, regelmäßiges Lob sowie Feedback und das Ermöglichen von Zusatzqualifikationen durch Trainerlizenzen.

Zudem ist es wichtig, Vorbild zu sein und somit im Tages­geschäft Orientierung bieten zu können und den Auszubildenden Aufgaben zuzutrauen. Diese können mehr als Geräte putzen und Shakes und Riegel verkaufen.

BODYMEDIA: Nach der Ausbildung gilt es, geeignete Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen zu binden. Was können Studiobetreiber tun, damit das gelingt?

Christian Kunert: Gerade die Fitness- und Gesundheitsbranche bietet jungen Menschen eine sinnstiftende Aufgabe, in der sie eine berufliche Perspektive sehen. Sie nach der Ausbildung im Unternehmen zu halten ist im Kontext des Fachkräftemangels eine wesentliche Aufgabe jeder Einrichtung.

Dies gelingt am ehesten über die vielfältigen Aspekte der Wertschätzung, die bereits mit dem ersten Tag der Ausbildung beginnen. Dabei hat Wertschätzung nur bedingt etwas mit finanzieller Entlohnung der Nachwuchskräfte zu tun. Vielmehr gilt es, den Auszubildenden zu zeigen, dass sie auch in ihrer Persönlichkeit und in ihren Stärken gefördert und in ihren Schwächen unterstützt werden.

Re­gelmäßige Gespräche tragen dazu bei, die aktuelle Situation der Auszubildenden zu bewerten, und bieten gleichzeitig die Möglichkeit, Erwartungen auf der einen sowie Wünsche auf der anderen Seite zu formulieren und sich in der Umsetzung anzunähern. Entscheidend ist dann für die Bindung, dass man sich im Unternehmen wohlfühlt, sich mit seinen Aufgaben identifiziert und Spaß an der Arbeit hat. Mal ganz ehrlich: Wo könnte das besser und einfacher gelingen als in der Fitness- und Gesundheitsbranche?

BODYMEDIA: Vielen Dank für Ihre Einschätzung.

Portait von Claus Umbach, Gründer der Deutschen Berufsakademie Sport und Gesundheit (dba)

Nachgefragt bei Claus Umbach, Gründer der Deutschen Berufsakademie Sport und Gesundheit (dba)

BODYMEDIA: Was ist das Wichtigste, worauf Studiobetreiber bei der Führung von Auszubildenden achten sollten?

Claus Umbach: Der Ausbildung von Auszubildenden kommt im Studio eine große Bedeutung zu. Es gilt dabei, die Interessen der Auszubildenden mit den Zielen des Studios in Einklang zu bringen. Für den Start in die Ausbildung empfehle ich, kleinschrittig vorzugehen. Zur Ausbildung gehört immer eine Art Stundenplan, der die individuellen Anforderungen vorgibt. Nach diesen Vorgaben haben sich Auszubildende zu richten.

Empfehlenswert ist die Zuordnung zu Bezugspersonen, damit sie in jeder Situation kompetent angeleitet werden. Junge Menschen von heute benötigen viel Hinwendung und eine intensive Führung. Sehr oft wissen sie nicht, wo sie in unserer komplexen Welt hinwollen. Auch eine größere Trainingserfahrung ist meistens Fehlanzeige. Somit hat der Mentor zwei ­Schwerpunktaufgaben zu lösen: zum einen Einführung in die Arbeitswelt mit Pünktlichkeit, Korrektheit, Kommunikationsfähigkeit u. a., und zweitens Einführung in das praktische Training mit Kursen, Kraft- und Flächentraining und allen Besonderheiten. Je intensiver man sich um die Auszubildenden kümmert, umso größer ist der Lernzuwachs.

Da Azubis im 2. und 3. Ausbildungsjahr auch allein mit Kunden arbeiten sollen, müssen sie alles rund um das Studio abrufbar wissen. Dazu gehören Inhalte von Flyern, Preise bis hin zu Studioabläufen und der Verhaltens­philosophie. Der Mentor ist Vorgesetzter der Auszubildenden, deshalb sollte auch immer ein gewisser Abstand gewahrt bleiben.

BODYMEDIA: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für Clubbetreiber bei der Führung von Auszubildenden?

Claus Umbach: Die Problematik ist, dass man die unterschiedlichsten Bildungs- und Erfahrungsvoraussetzungen berücksichtigen muss. Und darum ist der Studiomentor nicht zu beneiden. Wenn Sport- und Fitnesskaufleute ausgebildet werden, so steht am Ende nach drei Jahren eine IHK-Prüfung an. Das heißt, dass die Auszubildenden etwas lernen und vorbereitet werden müssen. Die IHK-Prüfung teilt sich in vier Prüfungsteile auf. Hiervon sind drei Prüfungen ausschließlich wirtschaftlichen bzw. kaufmännischen Themen zuzuordnen. Diese Themen werden in der Berufsschule vorbereitet. Auszubildende gehen pro Woche rund zehn Unterrichtsstunden in die Berufsschule. In der Ferienzeit wird normal gearbeitet oder der Azubi nimmt den vereinbarten Urlaub.

BODYMEDIA: Vielen Dank für Ihre Antworten.

Portait von Miriam Müller, Deutsche Sportakademie

Ihre Meinung, Miriam Müller, Deutsche Sportakademie

BODYMEDIA: Welche Tipps haben Sie, vor allem hinsichtlich der Führung der Generation Z?

Miriam Müller: Die Generation Z legt großen Wert auf eine Führung, die auf Augenhöhe stattfindet. Dazu zählt eine transparente Kommunikation über die Hintergründe, warum etwas getan werden soll, ebenso wie das Ansprechen von Problemen. Diese zwischenmenschliche Komponente spiegelt sich in der Unternehmenskultur wider.

Sind die Auszubildenden zufrieden, werden sie auch ihrem privaten Umfeld davon berichten, was wiederum eine wertvolle Form der Mundpropaganda darstellt und das Potenzial erhöht, neue Auszubildende zu gewinnen. Als Ausbilder ergeben sich hieraus neue pädagogische Herausforderungen: wertschätzende Kommunikation, persönliche Ansprache, Zeit für Gespräche und vor allem Geduld, Gelassenheit und Nachsicht, gepaart mit Mini-Interventionen und Vereinbarungen. Die Ausbilder werden zum Coach.

Fester Bestandteil sollten tägliche Feedback-Schleifen, feste Rituale und offene Frageformen sein.

Um die Generation Z langfristig zu motivieren, sollte scharfe Kritik ver­mieden werden, vor allem in Anwe­senheit anderer Auszubildenden. Emp­fehlenswert ist, das Wort „falsch“ durch den Wunsch für zukünftiges ­Verhalten zu ersetzen. Ebenso erfordert die Führung der Generation Z einen Rollen­wechsel als Ausbilder. Die Umstellung von einer erklärenden Haltung hin zu einer fragenden Rolle fördert die Selbstständigkeit der ­Auszubildenden und motiviert sie zu deutlich mehr Eigenverantwortung.

BODYMEDIA: Eine der Herausforderungen in der Fitnessbranche ist es, die Mitarbeiterfluktuation zu senken. Welche Rolle spielt dabei die Förderung von Nachwuchskräften?

Miriam Müller: Nach wie vor reden wir von einem Fachkräftemangel in der Sport- und Fitnessbranche. Die Ausbildung von Nachwuchskräften im eigenen Betrieb sorgt dafür, geeignetes Personal zu entwickeln und dieses gezielt einsetzen zu können. Um Nachwuchskräfte langfristig im Betrieb zu halten, ist es ratsam, sie auch nach der Ausbildung durch individuelle Personalentwicklungsmaßnahmen zu fördern. Denn Mitarbeitende wechseln die Arbeitsstelle, wenn sie keine Perspektiven in ihrem Betrieb sehen. Zeigt der Betrieb Entwicklungsmöglichkeiten, sehen die Nachwuchskräfte Möglichkeiten, mehr Verantwortung zu übernehmen und sich persönlich wie auch finanziell weiterzuentwickeln. Wichtig ist hierbei, klare Perspektiven und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten anzubieten.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.

Portait von Philipp Hausser, Schulleiter Physiotherapieausbildung GluckerSchule

Ihre Einschätzung, Philipp Hausser, Schulleiter Physiotherapieausbildung GluckerSchule

BODYMEDIA: Wie konkret können Ausbildungsinstitute zur optimalen Führung von Auszubildenden und Studierenden beitragen?

Philipp Hausser: A­­usbildungsinstitute können einen entscheidenden Anteil an einer optimalen Führung leisten. Nicht nur aufgrund der Zeit, die man verbringt. Erst durch gemeinsame Werte ist ein soziales, produktives und motivierendes Zusammenarbeiten möglich. Das Ausbildungsinstitut nimmt eine Vorbildfunktion ein und sollte mit transparenten Werten die „Philosophie“ vorgeben. Vermutlich noch effektiver ist es, wenn man zu Beginn Werte gemeinsam entwickelt. So werden diese besser verinnerlicht.

Zur Vorbildfunktion gehört jedoch noch mehr: so z. B. absolute Verlässlichkeit, Transparenz, Offenheit und Ehrlichkeit in der Kommunikation. Auszubildende und Studierende brauchen soziales Miteinander sowie klare Regeln und Werte. Der Satz aus einer Methode des sachgerechten Verhandelns, der von Roger Fisher und William L. Ury stammt, beschreibt dies schön:

„Sei hart in der Sache, aber weich zu den Menschen“.

 

Philipp Hausser, Schulleiter Physiotherapieausbildung GluckerSchule

Auch der ständige Austausch zwischen Ausbildungsinstitut und Kooperierenden am Arbeitsmarkt ist wichtig. Im Miteinander sollten Bedürfnisse reflektiert werden und auf wissenschaftlichem Hintergrund basieren.

BODYMEDIA: Nach der Ausbildung gilt es, geeignete Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen zu binden. Wie kann das gelingen

Philipp Hausser: Eine langfristige Bindung ist vermutlich nur mit gemeinsamen Werten, einer offenen und ehrlichen Kommunikation sowie Verlässlichkeit möglich. Hinzu kommt das gesamte Arbeitsklima, welches meiner Meinung nach nicht nur personenbezogen betrachtet werden darf. Ein Arbeitsklima kann von räumlichen ­Gegebenheiten und deren Ausstattung mitgeprägt werden. Ein modern ausgestattetes Unternehmen mit vielfältigen, abwechs­lungsreichen Angeboten und klaren Strukturen hat hinsichtlich der Mitarbeiterbindung vermutlich einen Vorteil.

Sicher ist es auch „Typ-Sache“ und kann grundsätzlich nicht verall­gemeinert werden. Regelmäßige interne Kommunikation wie Teambesprechungen und interne Fortbildungen tragen positiv zu einer langfristigen Bindung bei. Das Gehalt habe ich bewusst nicht an erster Stelle genannt, da ich der Meinung bin, dass die genannten Dinge für die langfristige Bindung entscheidender sind. Das Gehalt ist trotz allem wichtig und sollte hinsichtlich der Zeit, der Leistung und der Berufserfahrung angemessen sein.

BODYMEDIA: Vielen Dank.

Portait von Celine Dossinger, Leitung Berufsbildung IFAA

Nachgefragt bei Celine Dossinger, Leitung Berufsbildung IFAA

BODYMEDIA: Was ist das Wichtigste, worauf Studiobetreiber bei der Führung von Auszubildenden achten sollten?

Celine Dossinger: Studiobetreiber sollten für Azubis eine strukturierte und unterstützende Umgebung schaffen. Essenziell sind eine umfassende Einarbeitung, regelmäßige Feedbackgespräche, klare Ansprechpartner und – bei steigenden Anforderungen – die passenden Fortbildungen. Es ist wich­tig, dass Auszubildende nicht überfordert werden, andererseits aber auch die individuelle Berücksichtigung ihrer Stärken und Bedürfnisse​. Ein positives Betriebsklima und ein respektvoller Umgang fördern Motivation und Bindung ans Unternehmen.

Bei Rahmenbedingungen und Konditionen muss heute auch die Situation in anderen Branchen im Auge behalten werden. Dazu gehören auch Mehrwerte wie Zuschüsse zu Fahrtkosten, Job-Rad, Zusatzqualifikationen usw. Ein breiter Einblick in verschiedene Unternehmensbereiche schafft Verständnis für das „Große Ganze“ und vermittelt Karriereperspektiven.

BODYMEDIA: Welche Tipps haben Sie für die Führung der Generation Z?

Celine Dossinger: Bei der Führung junger Arbeitnehmer ist es wichtig, deren Erwartungen und Bedürfnisse zu berücksichtigen. Diese Generation legt großen Wert auf klare Kommunikation, regelmäßiges Feedback und eine wertschätzende Arbeitsatmosphäre. Sie bevorzugt einen kooperativen Führungsstil und Eigenverantwortung.

Es ist ihnen wichtig zu wissen, wie sie ihre Arbeit mit den Zielen und Werten des Unternehmens in Übereinstimmung bringen können und dass ihre Meinung gehört wird. Flexible Arbeitsmodelle und individuelle Entwicklungspläne sind entscheidend für ihre langfristige Motivation und Zufriedenheit.

Studiobetreiber sollten eine Balance zwischen Anleitung und Selbstständigkeit schaffen, um sowohl die fachliche als auch die persönliche Entwicklung der Auszubildenden zu för­dern. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass die Belastbarkeit der Azubis oftmals von den Vorstellungen älterer Generationen abweicht. Ihre Führung ist ein Balanceakt zwischen Förderung und Herausforderung. Sie einfach nur „in Watte zu packen“ hilft nicht weiter, aber dauerhafte Überforderung ist auch nicht empfehlenswert. Daher sollten von Anfang an Transparenz und das Aufzeigen von Sinn und Hintergründen für die zu bewältigenden Aufgaben im Vordergrund stehen.

BODYMEDIA: Vielen herzlichen Dank für das Interview.

Portait von Janina Erens, stellv. Leitung Sales & Marketing Fitness IST-Hochschule für Management

2 Fragen an Janina Erens, stellv. Leitung Sales & Marketing Fitness IST-Hochschule für Management

BODYMEDIA: Nach der Ausbildung gilt es, geeignete Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen zu binden. Was können Studiobetreiber tun, damit das gelingt?

Janina Erens: Um den frisch ausgebildeten Nachwuchs im Unternehmen zu halten, gilt es bereits während der Ausbildung ein guter Arbeitgeber zu sein. Was so banal klingt, erfordert eine strategische Vorgehensweise, die die individuellen Belange der Auszubildenden berücksichtigt.

Regelmäßiges Feedback zeigt dem Azubi, dass die Leistung gesehen wird. Sprechen Sie frühzeitig über Karriereperspek­tiven und dass es gute Chancen auf eine anschließende Übernahme gibt. Übertragen Sie kleine Verantwortungsbereiche und lassen Sie die Auszubildenden an Entscheidungen teilhaben.

Durch die aktive Partizipation und Mitverantwortung fühlen sie sich wertgeschätzt, was die Loyalität zum Arbeitgeber stärkt. Teambuildings und eine offene Kommunikation festigen den Zusammenhalt und schaffen ein positives Arbeitsklima. Wer zusätzlich faire Gehälter zahlt, für abwechslungsreiche Aufgaben sorgt und auf die Work-Life-Balance der Mitarbeitenden achtet, steigert die Zufriedenheit und erschwert das Abwandern zur Konkurrenz. Ein anschließendes duales Studium oder zusätzliche Weiterbildungsmöglichkeiten sind ebenfalls gute Maßnahmen, um die Azubis auch nach der Ausbildung an das Unternehmen zu binden.

BODYMEDIA: Wie konkret können Ausbildungsinstitute zur optimalen Führung von Auszubildenden und Studenten beitragen?

Janina Erens: Duale Ausbildungen leben von einer gut funktionierenden Koordination und Kommunikation zwischen Auszubildenden, Betrieb und Bildungsanbieter. Dazu gehören feste Ansprechpartner, die den Ausbildern und Azubis bei allen Anliegen helfen.

Regelmäßige Ausbildertage, Webinare zu Führungsthemen, informative Leitfäden und Ausbildereignungsunterlagen stellen sicher, dass die Führungskräfte mit allen Abläufen vertraut sind und die Auszubildenden optimal durch die Ausbildung leiten können.

Ein gut funktionierendes Tutorium erkennt schnell mögliche Stolpersteine im Ausbildungsverlauf und kann den Ausbilder rechtzeitig warnen und Hilfestellung anbieten. Damit der Ausbilder die schulischen Leistungen und Termine jederzeit im Blick hat, sollte ein gut aufgebauter digitaler Ausbildercampus zum Support des Bildungsanbieters gehören.

BODYMEDIA: Vielen Dank für Ihre Antworten.

Portait von Frank Böhme, Gründer und Geschäftsführer von Just Fit

Einschätzung von Frank Böhme, Gründer und Geschäftsführer von Just Fit

BODYMEDIA: Wie sehen die Prozesse hinsichtlich der Führung von Auszubildenden und Studenten in Ihrem Unternehmen aus? Worauf legen Sie Wert?

Frank Böhme: Bei Just Fit geht es bei der Führung von Auszubildenden und Studenten um weit mehr als nur das bloße Absolvieren von Aufgaben. Wir legen großen Wert darauf, dass unsere jungen Talente Eigenständigkeit, Leistungs- und Lernbereitschaft sowie Flexibilität entwickeln.

Ein Beispiel hierfür ist unser Ansatz, Auszubildenden schnellstmöglich Verantwortungsbereiche zu übertragen, um sie frühzeitig auf die Übernahme von Verantwortung vorzubereiten und ihre Problemlösungsfähigkeiten zu fördern. Außerdem arbeiten wir eng mit Ausbildungsinstituten und Hochschulen zusammen, um sicherzustellen, dass das theoretische Wissen praxisnah vermittelt wird.

BODYMEDIA: Was hat sich beim Führen von Studenten und Auszubildenden im Vergleich zu früher verändert und wie haben Sie mit Ihrem Führungsteam darauf reagiert?

Frank Böhme: Auszubildende und Studierende stellen heutzutage deutlich höhere Ansprüche an die Arbeitswelt als früher. Sie suchen nach Unternehmen, die nicht nur eine Ausbildung anbieten, sondern auch individuelle Entwicklungspläne und eine wertschätzende Unternehmenskultur. Das bedeutet, dass nicht nur wir als Ausbildungsbetrieb, sondern auch Ausbildungsinstitute und Hochschulen stärker gefordert sind, diese Erwartungen zu erfüllen.

Ein Beispiel für unsere Reaktion auf diese Veränderungen ist die Einführung von regelmäßigen Feed­back-Sitzungen. So haben wir bei Just Fit regelmäßige Check-ins eingeführt, bei denen Auszubildende und Studenten die Möglichkeit haben, ihre Fortschritte zu besprechen und direktes Feedback zu erhalten.

Zudem haben wir zusätzliche Ansprechpartner für die Auszubildenden und Studenten integriert. Diese Mentoren stehen ihnen für Fragen und Unterstützung zur Verfügung, fördern die intensive Kommunikation und tragen zur besseren Zusammenarbeit bei.

BODYMEDIA: Herzlichen Dank für das Interview.

Portait von Amina Thenhart, Managerin Recruiting & Talent Strategy LifeFit Group

Ihre Meinung, Amina Thenhart, Managerin Recruiting & Talent Strategy LifeFit Group

BODYMEDIA: Wie sehen die Prozesse hinsichtlich der Führung von Auszubildenden und Studenten in Ihrem Unternehmen aus? Worauf legen Sie Wert?

Amina Thenhart: Es ist uns ein besonderes Anliegen, dass Auszubildende und Studierende ein Teil des Teams werden, Freude an der Arbeit haben und die Chance erhalten, sich weiterzuentwickeln. Alle Auszubildenden und Studierenden starten bei uns, ebenso wie alle neuen Mitarbeitenden, mit einem digitalen Kick-off, bei dem sie willkommen geheißen werden und die ersten wichtigen Informationen zum Start erhalten. Das stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl von Beginn an.

Neben der praktischen Erfahrung bieten wir eine eigens entwickelte E-Learning-Plattform an. Sowohl das Onboarding als auch eine Vielzahl an Schulungen können darüber absolviert werden. 1:1-Gespräche und wiederkehrende Ziel- und Reflexionsgespräche gehören zu unserer Feed­back- und Entwicklungskultur. Auszubildende und Studierende erhalten so die Möglichkeit, zu reflektieren und sich stetig weiterzuentwickeln.

Unser Ziel ist es, über alle Marken hinweg Mitglieder zu einem gesünderen und fitteren Lifestyle zu inspirieren. Das erreichen wir am besten, wenn unsere Mitarbeitenden – einschließlich unserer Auszubildenden und Studierenden – diesen Lifestyle selbst leben.

BODYMEDIA: Was hat sich beim Führen von Studenten und Auszubildenden im Vergleich zu früher verändert und wie haben Sie mit Ihrem Führungsteam darauf reagiert?

Amina Thenhart: Auszubildende und Studierende bringen ihre eigene Persönlichkeit mit und sind eine wertvolle Unterstützung in unseren Clubs. Wir haben unsere Feedbackkultur deutlich verbessert und schaffen Auszubildenden und Studierenden damit einen Rahmen, in dem sie sich ausprobieren und weiterentwickeln können. Durch unsere E-Learning-Plattform sorgen wir dafür, dass alle notwendigen Inhalte allen zugänglich gemacht werden.

Grundsätzlich hat sich die Führung bei uns insgesamt von einer eher zahlenbasierten zu einer persönlichkeits­orientierten Führung verändert. So hat sich über die Jahre eine Führungskultur entwickelt, die Auszubildenden und Studierenden mehr Wertschätzung entgegenbringt und ihnen großes Entwicklungspotenzial aufzeigt.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.

Portait von Hubert Horn, Gründer und Gesellschafter der SAFS & BETA KG

Kurz-Interview mit Hubert Horn, Gründer und Gesellschafter der SAFS & BETA KG

BODYMEDIA: Welche zukünftigen Herausforderungen sehen Sie für Fitnessstudiobetreiber bei der Führung von Auszubildenden und Studenten?

Hubert Horn: Junge Menschen haben heute deutlich höhere Erwartungen an ihre Arbeit als frühere Generationen. Sie suchen nach einer ­ausgewogenen „Work-Life-Balance“, Flexibilität und Sinnhaftigkeit in ihrer Tätigkeit. Für die Fitnessstudiobetreiber bedeu­tet dies, den Studenten und Auszubildenden ein Arbeitsumfeld zu bieten, das in jeder Hinsicht attraktiv ist. Man darf nicht vergessen, dass sich die jungen Menschen aus ­Interesse an Fitness für diese Ausbildung ­beworben haben!

Allzu oft werden Auszubildende und Studenten jedoch als „billige Arbeitskräfte“ eingesetzt, was zu Frustration und hohen Kündigungsraten führt. Eine zeitnahe Ausbildung zum Fitness­trainer nach Beginn der Beschäftigung, wie bei SAFS & BETA üblich, ist sowohl für den Club als auch für die Nachwuchskraft von Vorteil, da sie ihre Leidenschaft für Fitness ausleben und als wertvolle Arbeitskraft eingesetzt werden kann.

BODYMEDIA: Eine der Herausforderungen in der Fitnessbranche ist es, die Mitarbeiterfluktuation zu senken. Welche Rolle spielt dabei die Förderung von Nachwuchskräften?

Hubert Horn: Die Gehälter für Studierende und Auszubildende in der Fitnessbranche liegen im allgemeinen Branchenvergleich am unteren Ende. Gleichzeitig besteht in Deutschland ein aktueller Fachkräfte- und Bewerbermangel. Bewerber vergleichen die Angebote auf dem Markt aber sehr genau. Für Clubbetreiber ist es daher unerlässlich, ein faires Vergütungsmodell zu entwickeln, von dem die Bewerber auch leben können. Ebenso wichtig ist es, die Studenten und Auszubildenden kontinuierlich zu fördern, weiterzubilden und ihre individuellen Interessen zu berücksichtigen.

Jeder Club ist also gut beraten, eine Strategie zu entwickeln, um die Motivation und das Engagement der Nachwuchskräfte zu stärken und sie so langfristig zu binden. Auch wenn die Begeisterung für Fitness bei den Nachwuchskräften oft sehr groß ist, spielen die Vergütung, das Arbeitsumfeld und die Förderung durch das Studio die entscheidende Rolle, dem Club langfristig treu zu bleiben. Eine offene, transparente und regelmäßige Kommunikation zwischen Clubmanagement und Nachwuchskräften ist dabei sehr wichtig, um deren Bedürfnisse besser zu verstehen.

BODYMEDIA: Vielen Dank für Ihre Antworten.

Portait von Emma Schürmann, Bachelor-Studentin im ENERGY Warstein

Emma Schürmann, Bachelor-Studentin im ENERGY Warstein

BODYMEDIA: Wie sieht die optimale Führung aus Sicht von Auszubildenden aus?

Emma Schürmann: Eine ­optimale Führung umfasst meiner Meinung nach die Wertschätzung und individuelle Betrachtung jedes einzelnen Teammitglieds. Jeder Mitarbeiter bringt andere Eigenschaften und Fähigkeiten mit, die das Unternehmen bereichern können, weshalb es sich lohnt, diese Fähigkeiten zu erkennen und zu fördern.

Außerdem spielen für mich die Kommunikation innerhalb des Unternehmens sowie Transparenz zu wichtigen Entscheidungen eine wichtige Rolle. Aufgabenbereiche müssen klar kommuniziert werden und die Mitarbeiter sollten regelmäßig Feedback zu ihrer Leistung erhalten. Empathie und Verständnis bilden die Grundlage für die Kommunikation zwischen der Führung und den Mitarbeitern.

BODYMEDIA: Was erwarten und wünschen sich Auszubildende von ihrem Ausbildungsunternehmen?

Emma Schürmann: Auszubildende erwarten von ihrem Ausbildungsunternehmen die Unterstützung während ihrer beruflichen Entwicklung, sodass ein optimaler Transfer der theoreti­schen Grundlagen aus der Schule oder Hochschule in die Praxis erfolgen kann. Eine umfassende Betreuung besonders während der ersten Monate der Ausbildung bzw. des Studiums wird geschätzt, um den Einstieg in den Arbeitsalltag zu erleichtern. Zudem werden eine gegenseitige Wertschätzung sowie die Eingliederung ins Unternehmen erwartet. Eine regelmäßige Motivation und ein regelmäßiges Feedback sind dabei hilfreich.

Auszubildende wünschen sich die indi­viduelle Berücksichtigung ihrer Stärken und Schwächen, sodass ihre Stärken gefördert und Herausforderungen gemeinsam begegnet werden können. Chancen für Entwicklungsmöglichkeiten bieten Sicherheit und eine Perspektive nach der Ausbildung. Außerdem werden Freiräume für das Einbringen eigener Ideen und Verantwortung von Auszubildenden sehr geschätzt.

BODYMEDIA: Herzlichen Dank für das Interview.

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Der Autor

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.

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