Management

Kundenstamm mit BGF und Firmenfitness erweitern

Um sich als gesundheitsorientierter Anbieter zu positionieren und gleichzeitig neue Kunden zu gewinnen, lohnt es sich für Fitness- und Gesundheitsstudios, Firmenfitness und BGF anzubieten. Wie genau man dabei vorgehen sollte und was es zu beachten gilt, erklärt Simone Scherer, die seit zehn Jahren in der Firmenfitness-Abteilung der Unternehmensgruppe Pfitzenmeier tätig ist, im Interview.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Fitnessstudios können mit dem Angebot von BGF und BGM neue Zielgruppen ansprechen und ihren Kundenstamm erweitern.
  • Um Firmenfitness anzubieten, braucht es qualifiziertes Personal, das nicht nur Fitness-, Gesundheits,- und Präventionstraining durchführen kann, sondern auch Kenntnisse im betrieblichen Gesundheitsmanagement hat.
  • Eine klare Strukturierung des BGF-Angebots sowie eine gut durchdachte Strategie zur Kundenakquise und -betreuung sind hilfreich für den Erfolg von Firmenfitness im eigenen Studio.
  • Aufklärungsarbeit über den Sinn von BGF-Maßnahmen bei den Führungskräften erhöht die Wahrscheinlichkeit, diese für BGF zu gewinnen.

BODYMEDIA: Bei der Definition bzw. Unterscheidung von BGM und BGF tun sich viele schwer. Können Sie uns helfen?

Simone Scherer: Ja, gerne. Es ist in der Tat wichtig, dass hier eine Abgrenzung erfolgt, um die Firmen zu sensibilisieren, welche Maßnahmen wie umgesetzt werden können und sollten. BGF (Betriebliche Gesundheitsförderung) ist ein Teilbereich von BGM (Betriebliches Gesundheitsmanagement). Zum gesamten BGM gehört z. B. auch das BEM (Betriebliches Eingliederungsmanagement) oder auch die Suchtprävention. Diese Bereiche sind weit häufiger in den Unternehmen implementiert als BGF.

Das BGF selbst befasst sich mit Präventionsmaßnahmen, greift also schon viel früher ein, als wenn "das Kind schon in den Brunnen gefallen ist". Zu den klassischen Präventionsbereichen gehören die Themenfelder Bewegung, Rücken, Stress und Ernährung. Obwohl es mittlerweile etliche Studien gibt, die zeigen, dass sich derartige Investitionen auf die Produktivität, Gesundheit und Stimmung im Unternehmen auszahlen, gibt es leider noch immer zahlreiche Unternehmen, die den Nutzen der BGF-Maßnahmen nicht erkennen und daher nur einen Teil des BGM umsetzen.

BODYMEDIA: Wie geht ein Unternehmen am besten vor, wenn es BGF nachhaltig implementieren möchte?

Simone Scherer: Wenn wir bei BGF über Prävention sprechen, wird schnell klar, dass diese Maßnahmen eher langfristig angesetzt werden sollten. Zwischen der Umsetzung und Handhabung in den einzelnen Firmen gibt es große Unterschiede. Es gibt immer noch etliche Firmen, die einmal im Jahr einen Gesundheitstag veranstalten und der Meinung sind, dass sie BGF betreiben. Das funktioniert natürlich nicht.

Im Idealfall gründet ein Unternehmen eine Art Gesundheitszirkel, in dessen Rahmen verschiedene Verantwortliche wie Geschäftsführung, Betriebsarzt und Personalabteilung zunächst einmal den Bedarf analysieren. So können die Maßnahmen nicht im Gießkannenprinzip, sondern gezielt geplant und durchgeführt und im Idealfall auch später evaluiert werden. Außerdem ist es auch wichtig, sich rechtzeitig klarzumachen, welches Budget man investieren möchte.

BODYMEDIA: Können Sie uns anhand eines konkreten Beispiels Einblicke geben, welche Leistungen BGF umfasst, über welchen Zeitraum mit den Unternehmen zusammengearbeitet wird und wie viele Maßnahmen pro Woche in der Regel angeboten werden?

Simone Scherer: Grundsätzlich kann man sagen, dass jeder Arbeitnehmer ein Eigeninteresse hat, etwas für die eigene Gesundheit zu tun. Die Leistungen im BGF sind vielfältiger, als manche denken. Es geht bei Weitem nicht nur um Bewegung. Sehr gefragt sind auch Themen zur Stressprävention oder in den vergangenen Jahren auch Ernährungsthemen.

Ganz allgemein kann man sagen, dass es für die Bereiche Bewegung, Rücken, Stress, Ernährung immer sowohl Vorträge als auch Diagnostika sowie Umsetzungsmaßnahmen gibt. So wird der Interessent zunächst fachlich abgeholt und eingestimmt, bekommt dann die Möglichkeit, bei sich individuell eine Istsituation zu erkennen, und wird dann angeleitet, passende Maßnahmen umzusetzen. Je mehr Mitarbeitende, desto vielfältiger sind auch die Themen im Unternehmen.

BGF-Expertin schält im Rahmen einer Ernährungsberatung eine Karotte
Bei BGF geht bei Weitem nicht nur um Bewegung. Sehr gefragt sind auch Themen zur Stressprävention oder in den vergangenen Jahren auch Ernährungsthemen (Bildquelle: © Unternehmensgruppe Pfitzenmeier)

Die Zusammenarbeit mit einem BGF-Dienstleister erstreckt sich dann gut und gerne über mehrere Jahre oder sogar dauerhaft. Erfolgreiches BGF sollte in die Firmenkultur integriert werden. Ein solcher Kunde ist z. B. eine regionale Bank aus Rhein-Neckar. Mit dieser Bank arbeiten wir bereits seit 2015. Gemeinsam mit dem Steuerungsteam dieser Bank besprechen wir mindestens zweimal im Jahr die Maßnahmen für das laufende Jahr und erstellen auf Basis dieses Gespräches einen Jahresplan mit wöchentlichen Einheiten, die von Rückenkursen und bewegten Pausen über Diagnostika bis zu Massageeinheiten und Vorträgen reichen. Maßnahmen finden auf diese Weise jede Woche statt und außerdem werden auch die Außenfilialen so gut es geht integriert.

Die Trainer und Referenten der FirmenFitness Pfitzenmeier sind über diese Zeit mittlerweile so nah an der Belegschaft dran, dass es leicht fällt, passende Maßnahmen zu planen. Aber natürlich kann auch die Durchführung von z. B. zwei Präventionskursen pro Jahr dem Unternehmen schon einen Mehrwert bieten.

BODYMEDIA: Gibt es Studien oder Untersuchungen, welche positiven Effekte BGF hat? Wenn ja, was sind die wichtigsten Ergebnisse?

Simone Scherer: Ja, die gibt es. Vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung des Erhalts der Gesundheit und Beschäftigungsfähigkeit Erwerbstätiger gibt es immer mehr Studien zu diesem Thema. Und nicht zuletzt auch, weil es hier inzwischen mehrere Studiengänge gibt, z. B. den Studiengang Prävention und Gesundheitsmanagement. Insgesamt gut belegt ist der Effekt, dass gelungene BGF-Maßnahmen meist einhergehen mit höherer Arbeitszufriedenheit, besserer Produktivität, größerer Innovationsoffenheit und weniger krankheitsbedingten Abwesenheiten.

BODYMEDIA: Welche Voraussetzungen müssen Fitness- und Gesundheitsstudios erfüllen, die Firmenfitness bzw. BFG anbieten möchten?

Simone Scherer: Eine Grundvoraussetzung ist die Qualifikation des Personals. Neben ausgebildeten Fachkräften für Betriebliches Gesundheitsmanagement oder ein entsprechendes Studium ist es auch wichtig, dass Trainer eine Ausbildung aufweisen, die ihnen eine ZPP-Zertifizierung ermöglicht. Nur so können dann auch sog. Präventionskurse angeboten werden, die nach § 20 SGB V von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland gefördert werden und eine Bezuschussung erhalten können.

Darüber hinaus sollte natürlich auch eine Strategie entwickelt werden, wie man Firmen akquirieren und betreuen möchte. Ein separates Team mit, wenn möglich, vom Studiobetrieb getrennten Räumlichkeiten erleichtert die Fokussierung auf die firmeninternen Ziele.

BODYMEDIA: Haben Sie Tipps, wie es den Studios gelingt, Unternehmen als BFG-Partner zu gewinnen?

Simone Scherer: Zunächst einmal ist es natürlich hilfreich, wenn ein Studio bereits einen gewissen Namen mitbringt. So ist z. B. die Unternehmensgruppe Pfitzenmeier in der Metropolregion Rhein-Neckar jedem ein Begriff und ist zudem in der Businesswelt bestens vernetzt. Dennoch bleibt es immer wieder die Aufgabe des Anbieters, sein Portfolio bekannt zu machen und zu bewerben. Zudem erhöht Aufklärungsarbeit über den Sinn von BGF-Maßnahmen die Wahrscheinlichkeit, BGF-Kunden zu gewinnen. Hier bieten sich z. B. Netzwerktreffen an. Denn nur wenn die Führungsebene den Sinn hinter den Maßnahmen erkennt, werden Sie Erfolg haben.

BODYMEDIA: Welchen Nutzen haben Fitnessstudios, wenn sie BGF-Anbieter werden?

Simone Scherer: Der Bereich BGF als Teilbereich von BGM ermöglicht es Fitnessstudios, ihren Kundenstamm zu erweitern und neue Zielgruppenanzusprechen. Zudem kann sich die Anlage als gesundheitsorientierter qualitativer Anbieter ggf. von Mitbewerbern abheben. Zufriedene Kunden haben außerdem eine längere Verweildauer.

BODYMEDIA: Wie ist die BGF-Abteilung bei der Unternehmensgruppe Pfitzenmeier strukturiert? Wie viele Mitarbeiter zählen zum Team und wie viele Kunden betreuen Sie?

Simone Scherer: Unsere Abteilung für Firmenfitness und Betriebliche Gesundheitsförderung ist in eigenen Büroräumlichkeiten untergebracht und vertritt sowohl die Marke Pfitzenmeier Premium Resorts als auch Venice Beach. Zu unseren Grundbausteinen gehören der Vertrieb von Firmenfitness, was die Nutzung unserer Studios zu attraktiven Preisen ermöglicht, als auch die Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung, welche in der Regel in den Unternehmen stattfinden. Unser Team besteht aus vier Vertriebsmitarbeitern mit eigenen Gebietszuständigkeiten innerhalb der Metropolregion und zwei speziell bei uns angestellten Trainern, welche einen großen Teil der Maßnahmen in den Firmen übernehmen.

Innerhalb unserer Unternehmensgruppe können wir zusätzlich auf Trainer in den Studios zurückgreifen. Zudem steht uns ein großer Pool an externen Referenten und Spezialisten zur Verfügung. Ein eigenes Backoffice sowie eine Betriebsstudentin runden unser Team ab. Summa summarum sind wir derzeit im Kernteam neun Personen. Mit diesem Team betreuen wir ca. 600 Firmen verschiedenster Größen und Branchen.

BODYMEDIA:Wie werden sich die Themen BGM und BGF Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren entwickeln und welche Chancen ergeben sich dadurch für Fitness- und Gesundheitsstudios?

Simone Scherer: Ich nehme wahr, dass das Thema Gesundheit und Erhalt der Erwerbsfähigkeit in den letzten Jahren – nicht zuletzt durch Corona – an Bedeutung gewonnen hat. In Bezug auf die Unternehmen heißt das, mehr Verantwortung für die Belegschaft zu übernehmen. Denn gesunde und motivierte Mitarbeiter sind ein echter Wettbewerbsfaktor.

Zudem findet in vielen Unternehmen gerade ein Führungswechsel hin zu jüngeren Führungskräften statt. Diese neue Generation hat einen ganz anderen Blickwinkel auf das Thema Gesundheit und Prävention und wird viel eher die Einführung solcher Maßnahmen unterstützen. Allerdings gibt es auch nach wie vor noch viele Unternehmen, die hier echten Nachholbedarf haben. Gut aufgestellte und strukturierte Unternehmen werden meiner Meinung nach um ein BGF-Angebot nicht herumkommen.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.

Bildquelle: © Unternehmensgruppe Pfitzenmeier

Der Autor

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.

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