Runtastic schlägt Endomondo und Nike+

Zwischen Datensicherheit und Kalorienverbrauch: Fitness-Apps im Test

Sport ist noch immer das beste Mittel, um überflüssige Pfunde loszuwerden oder sich fit zu halten. Für Smartphone-Besitzer ist das Sporttreiben dank diverser Apps, die inzwischen als Personal Trainer fungieren, einfacher denn je.

Die PSW GROUP  hat sich Funktionsumfang, Datenschutz und Bedienkomfort der downloadstarken Applikationen Runtastic Laufen & Fitness, Endomondo Sports Tracker und Nike+ Running – jeweils erhältlich für Android und iOS – genauer angesehen. „In Bezug auf Datenschutz, die  Website-Sicherheit und den Funktionsumfang gewinnt Runtastic ganz klar unseren Test vor Endomondo und Nike+. Auch Optik und Handhabung haben uns hier am besten gefallen. Die Navigation ist sehr intuitiv, die Optik hell und freundlich“, fasst Christian Heutger, Geschäftsführer der PSW GROUP, zusammen. Die in Europa stehenden Server, die sinnvolle Verschlüsselung von Daten nach dem Perfect Forward Secrecy-Verfahren, In-App Käufe zu fairen Preisen und transparente, eindeutige Bedingungen haben Runtastic zum Testsieger gemacht. Den Österreicher Endomondo verschlug es auf den zweiten Rang. Schlusslicht bildet Nike+ aufgrund des fragwürdigen Umgangs mit privaten Daten.

Funktionsumfang

Sportliche Anfänger finden bereits in der Gratis-Version von Runtastic genügend Material, um sich auszuprobieren. So sind die Echtzeitaufzeichnung von Workouts via GPS, Trainingstagebuch und Statistiken, verschiedene Dashboard-Konfigurationen und Grafiken, LIVE-Tracking, Darstellung von zurückgelegten Strecken und der aktuellen Position mit Google Maps und verschiedene Trainingsmodelle enthalten. „Für Profis macht es sicher mehr Sinn, die Pro-Variante zu wählen, da beispielsweise mit Intervalltraining & Coaching, Dauer- & Distanzzielen, Herzfrequenzmessung, farbige Streckenabschnitte und Flüssigkeitsbedarf ein noch gezielteres, professionelleres Training möglich ist“, empfiehlt Heutger. Während bei Runtastic viele Funktionen bereits in der Gratis-Version verfügbar sind, müssen diese bei Endomondo erst durch die Pro-Version hinzugekauft werden, darunter beispielsweise der Zugriff auf umfassende Statistiken oder Anleitungsvideos. Diese zeigt dann jedoch ebenfalls sehr umfangreiche Funktionalitäten und auch die Berücksichtigung eines Rollstuhls oder exotischer Sportarten fielen positiv auf.

Vergleichsweise mager fallen die Funktionen bei Nike+ Running aus. Die Nike+ Running-App, von der nur eine Gratis-Version existiert, ist einfacher gestaltet als ihre beiden getesteten Mitbewerber. Sie reduziert sich auf Trainings, die je nach Einstellung der Privatsphäre nur teilweise nutzbar sind, und einem recht kleinen Online-Angebot. Beispielsweise fielen auch Streckenvorschläge dürftiger aus als bei den Mitbewerbern: Nur eine Strecke fand Nike+ im Test. Das Erstellen eigener Routen allerdings ist bei Nike+ genauso einfach wie bei Runtastic oder Endomondo. „Nike setzt mit seiner App weniger auf den Gemeinschaftssinn beim Sport, den die beiden anderen Entwickler online vereinen. Wer lediglich das Ziel hat, unter Anleitung und/ oder selbstständig zu trainieren, sich mit verknüpften Kontakten oder Freunden zu messen und dafür bereit ist einfache Statistiken und Motivationen einzusehen, für den ist der Funktionsumfang von Nike+ jedoch ausreichend“, urteilt Christian Heutger.

Datenschutz und AGB

Positiv aufgefallen ist den Sicherheitsexperten aus Fulda bei allen drei Apps, dass Datenschutzvereinbarungen, AGB und Widerruf sehr gut aufzufinden sind. Wermutstropfen: AGB und Datenschutzbestimmungen stehen bei Endomondo nur in englischer Sprache zur Verfügung – wer hier nicht so gut unterwegs ist, wird Verständnisprobleme bekommen. Problematisch auch die Lücken in den Datenschutzbestimmungen von Endomondo: Anwender der Gratis-Version haben datenschutzrechtliche Nachteile. Persönliche Daten werden an nicht weiter definierte Dritte übertragen, darunter beispielsweise Alter, Geschlecht, ausgeführte Sportarten oder präzise Standortdaten. In der Kauf-Version funktioniert die Selbstbestimmung der Anwender bei Endomondo dann wieder genauso gut wie bei Runtastic: Sie können Punkt für Punkt bestimmen, ob persönliche Daten wie Geburtstag, Geschlecht oder Trainingsaktivitäten öffentlich, nur für Freunde oder ausschließlich für sich selbst sichtbar sind.

Nike+ Running fasst hier leider zu intensiv zusammen: Der Anwender bestimmt nur einmal den Status „Öffentlich“ oder „Privat“ für alle Daten. „Wer sich für komplette Privatsphäre entscheidet, kann diverse Funktionen der App nicht nutzen. Nur wer damit einverstanden ist, dass Freunde Informationen sehen, kann auch diese App umfangreich nutzen“, zeigt sich Heutger wenig überzeugt und kritisiert auch gleich den Umgang mit persönlichen Daten: „Tatsächlich ist die Privatsphäre nur bedingt gegeben: Datenspeicherung auf Servern in den USA, das Übertragen von Daten an die NIKE Familie oder anderen Unternehmen sowie das Einholen von Informationen über den Anwender aus öffentlichen Quellen oder von nicht näher definierten Dritten gibt Nike in seiner Datenschutzrichtlinie zwar offen zu. Dennoch erachten wir diese Handhabe mit der Privatsphäre als äußerst kritikwürdig.“ Nike+ Running – so das Urteil des Sicherheitsexperten – ist für das kleine Workout durchaus in Ordnung. „Ob die damit verbundenen Datenrisiken das wirklich wert sind, muss jeder für sich selbst entscheiden.“

Die ausführlichen Testergebnisse sind abrufbar unter: www.psw-group.de/blog

Fitness- und Laufapps erfreuen sich großer Beliebtheit. Foto: iStock

Die Ergebnisse in der Übersicht. Grafik: PSW GROUP

Der Autor

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.