Das Wichtigste in Kürze:
- Die genauesten Methoden zur Körperanalyse wie DEXA, Hydrodensitometrie oder das Ganzkörper-MRT sind teuer und zeitaufwendig und daher nicht für den Praxisalltag geeignet.
- Die Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) kombiniert hohe Präzision mit wenig Aufwand und geringen Kosten und stellt unter korrekter Anwendung eine sehr effektive Analyse für medizinische und sportliche Anbieter dar.
- 3D-Haltungs- und Körperanalysen ermöglichen eine detaillierte Vermessung des Körpers, einschließlich Körperumfänge und Körperhaltung. Sie sind zeitsparend und genauer als manuelle Messungen.
- Die Interpretation der ermittelten Daten ist entscheidend für die Erstellung maßgeschneiderter Trainingsinterventionen und kann möglicherweise in Zukunft durch künstliche Intelligenz unterstützt werden.
Daten des menschlichen Körpers werden schon seit vielen Jahren gesammelt und interpretiert, um mögliche gesundheitliche Risiken oder Vorteile zu erkennen. Eine der zuerst verwendeten, quantifizierbaren Einheiten stellt der Body-Mass-Index (BMI) dar, welcher seit den 1970er-Jahren auch in der medizinischen Praxis genutzt wird. Aufgrund seiner schnellen, unkomplizierten und nahezu kostenfreien Durchführung ist der BMI ein gern genutztes Mittel, um den Gewichts- und auch Gesundheitszustand einer Person einzuordnen.
Jedoch wird er für seine limitierte Anwendbarkeit und Ungenauigkeit stark kritisiert, denn er setzt lediglich Körpergröße und Körpergewicht in Relation zueinander. Somit liefert er keinerlei Aussagen über die tatsächliche Zusammensetzung des Körpers.
Mit spezifischen Werten der Körperzusammensetzung können effektiv Diagnosen zu Über- oder Untergewicht gestellt werden. Eine erhöhte Fettmasse stellt unter anderem ein signifikantes Risiko für zahlreiche Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes mellitus Typ II dar.
Dabei ist zu beachten, dass auch Personen mit einem als normal eingestuften BMI übermäßig viel Fettmasse aufweisen können. Andererseits werden trainierte Personen aufgrund ihrer erhöhten Muskelmasse laut BMI häufig fälschlicherweise als übergewichtig oder adipös eingestuft. Hier zeigt sich die hohe Relevanz von modernen Körperanalysen für Gesundheitsanbieter oder Fitnessstudiobetreiber in der Kundenbetreuung.
Doch die präzisesten Methoden der Körperanalyse sind häufig nicht nur mit hohen Kosten und großem Zeitaufwand verbunden. Die sogenannte Dual-Energy-X-Ray-Absorptiometry (DEXA) basiert auf Röntgenstrahlung, weshalb ihre Anwendung nicht häufiger als zweimal im Jahr empfohlen wird. Auch die Bestimmung des Körpervolumens mittels Hydrodensitometrie oder Plethysmografie (Messung der Wasser- bzw. Luftverdrängung des Körpers) ist sehr aussagekräftig, aufgrund der hohen Kosten und aufwendigen Durchführung allerdings nur für den klinischen Betrieb sinnvoll.
Dies gilt ebenso für bildgebende Verfahren, wie beispielsweise das Ganzkörper-MRT. Um auch im medizinischen und sportlichen Praxisalltag klare Werte zu erhalten, müssen sparsamere und unkompliziertere Messmethoden genutzt werden.
Die Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA)
Die Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) ist eine der gängigsten Methoden der Körperstrukturanalyse und wird bereits seit den 1980er-Jahren kommerziell angewendet. Das Grundprinzip der Messung beruht auf den unterschiedlichen Widerständen von Körperbestandteilen gegenüber elektrischem Strom. Daher wird leichter Strom durch den Körper geleitet und die sogenannte Impedanz gemessen.
Modernste Analysegeräte haben in der Regel eine integrierte Waage, werden stehend mittels Kontaktelektroden an Händen und Füßen durchgeführt und nutzen mehrere Frequenzen, um möglichst detaillierte Werte zu erhalten. Die Messergebnisse sind bereits nach wenigen Sekunden verfügbar und der Körper wird als multisegmentales Modell dargestellt, womit sogar unilaterale Dysbalancen erkannt werden können.
Die Vorteile der BIA liegen also auf der Hand. Sie ist schnell und unkompliziert durchführbar, verhältnismäßig kostengünstig und liefert viele anschauliche und relevante Messwerte. Daten wie die Muskel- und Fettmasse oder die Wasserverteilung im Körper dienen als Basis für die gezielte Erstellung von Trainings- und Therapiemaßnahmen, unterstützt durch eine Interpretation der Werte anhand zahlreicher Vergleichsdaten.
Die Vorteile der BIA liegen auf der Hand. Sie ist schnell und unkompliziert durchführbar, verhältnismäßig kostengünstig und liefert viele anschauliche und relevante Messwerte (Bildquelle: © Viacheslav Yakobchuk - stock.adobe.com)
Weiterhin ist die Durchführung einer BIA für den gesunden Menschen gänzlich ungefährlich, lediglich Schwangeren und Personen mit Herzschrittmacher wird von der Anwendung abgeraten. Die BIA hat jedoch aufgrund ihrer simplen Funktion auch Limitationen. Wie bereits beschrieben, kann das Gerät ausschließlich die Impedanz des Körpers messen. Alle anderen Werte, wie z. B. Fettmasse und fettfreie Masse, müssen basierend auf diesem Wert mittels Formeln errechnet werden. Die BIA ist also nur so präzise wie ihre zugrunde liegenden Formeln.
In sogenannten Validierungsstudien wird die Genauigkeit der Geräte durch die jeweiligen Anbieter überprüft. Die Daten der BIA werden dabei mit Ergebnissen der „Goldstandards“ für die jeweiligen Gewebearten verglichen. Das Ganzkörper-MRT gilt beispielsweise als optimale Methode zur Ermittlung der Skelettmuskelmasse.
Bei Top-Anbietern konnten in diesen Studien Übereinstimmungen von 95‒98 % der BIA-Daten mit den jeweiligen Goldstandards erreicht werden. Viele der errechneten Daten bauen zudem auf der Analyse des Körperwassers auf. Da dieser Wert jedoch schon über den Tag hinweg signifikant schwanken kann, ist besonders die Konsistenz der Messungen für eine aussagekräftige und reproduzierbare BIA unerlässlich. Mehrere Messungen einer Person sollten also möglichst zur gleichen Tageszeit und bestenfalls nüchtern durchgeführt werden, um Abweichungen aufgrund dieser Parameter auszuschließen.
Zusammengefasst kombiniert die BIA also hohe Präzision mit wenig Aufwand und geringen Kosten und stellt unter korrekter Anwendung eine sehr effektive Analyse für medizinische und sportliche Anbieter dar.
3-D-Haltungs- und Körperanalysen
Erst seit wenigen Jahren ist auch eine weitere Methode der Körpervermessung etabliert, die 3-D-Analyse. Mittels moderner optischer Sensoren kann ein detailgetreuer Avatar der Testperson in nur wenigen Sekunden abgebildet werden. Durch eine integrierte und eigenständige Drehplatte wird der Scan bei den aktuellsten Modellen gänzlich automatisch durchgeführt.
Neben der anschaulichen dreidimensionalen Ansicht des Körpers werden auch einige zusätzliche Daten bereitgestellt. Unter anderem können bei der 3-D-Analyse zahlreiche Umfänge verschiedener Körperzonen ermittelt werden, z. B. von Brust, Hüfte, Taille und Oberschenkel. Anhand einer Volumenbestimmung des Körpers können zudem auch Werte wie Körperfettmasse und fettfreie Masse errechnet werden.
Die Messung der Körperumfänge durch 3-D-Analysegeräte hat sich in mehreren Studien als mindestens gleichwertig zu manuellen Messmethoden erwiesen, häufig sogar als genauer. Somit ist die 3-D-Analyse der manuellen Messung, z. B. mit einem Maßband, deutlich überlegen, da sie deutlich zeiteffizienter ist und kaum Messfehler zulässt.
Mit den ermittelten Umfangswerten können nicht nur individuelle Trainingsfortschritte präzise erfasst und dargestellt, sondern auch gesundheitliche Risiken erkannt werden. Das sogenannte Taille-Hüft-Verhältnis ist beispielsweise ein aussagekräftiges Mittel zur Bestimmung des gesundheitlichen Zustands, denn erhöhte Werte korrelieren stark mit dem Auftreten von kardiovaskulären und metabolischen Erkrankungen.
Zusätzlich können auch wichtige Körperachsen ausgemessen und überprüft werden, über sensitive Bodenplatten wird zudem die Verteilung des Körpergewichts auf beide Beine analysiert. So können mögliche Dysbalancen oder Fehlstellungen erkannt und in trainingstherapeutischen Maßnahmen umgesetzt werden. Dies kann dazu beitragen, Rückenbeschwerden zu lindern und die Gelenke der unteren Extremitäten zu entlasten.
Die 3-D-Körperanalyse bietet also viele Vorteile für Kunden und Anbieter, besonders in der individuellen Beratung. Verglichen mit einer BIA fehlen manche relevante Daten, wie die Skelettmuskelmasse oder die Verteilung des Körperwassers. Andererseits können besonders die Körperumfänge und die Körperhaltung deutlich besser dargestellt werden. Für verlässliche Werte ist es allerdings wichtig, dass die Probanden während der Messung möglichst stillstehen und zudem hautenge Kleidung bzw. Unterwäsche tragen. Anderenfalls können die Messwerte verzerrt werden.
Fazit und Ausblick
Welche Art der Analyse am passendsten für die jeweilige Einrichtung ist, müssen Gesundheitsanbieter selbst entscheiden. Je nach Ziel der Anwendung sind manche Daten wichtiger als andere, dennoch haben alle Systeme eine hohe Relevanz im Praxisalltag. Mit den Werten der Körperanalyse können gesundheitliche Risiken des gesamten Körpers eingeschätzt werden, egal ob kardiovaskulär, metabolisch oder physiologisch. Auch im Bereich der Leistungsoptimierung können individuelle Maßnahmen getroffen und Fortschritte verfolgt werden. Essenziell ist immer die Interpretation und Übersetzung der ermittelten Daten in maßgeschneiderte und effiziente Trainingsinterventionen, egal welches Ziel die Kunden verfolgen.
Doch eben diese Interpretation der Daten könnte bald nicht mehr nur durch ausgebildete Fachkräfte erfolgen. Die bahnbrechende technische Weiterentwicklung im Bereich der künstlichen Intelligenzen (KI) ist aktuell ein globales Gesprächsthema. Auch im sportlichen und medizinischen Sektor gibt es zahlreiche bislang noch ungeahnte Nutzungsmöglichkeiten.
KI-generierte Trainingspläne sind z. B. nur noch wenige Mausklicks entfernt. Aktuell zeigt sich jedoch, dass diese Pläne häufig nicht realistisch umsetzbar sind oder gewisse Trainingsziele verfehlen. Besonders die individuelle Anpassung an den einzelnen Kunden ist zurzeit eine Schwachstelle der KIs.
KI kann den Menschen also nicht ersetzen, dennoch stellt sie ein hochpotentes Werkzeug dar. Besonders in der Auswertung und Einordnung von anthropometrischen Daten können KIs aufgrund ihrer enormen Rechenleistung unterstützend eingesetzt werden. Die Interpretation von Körperanalysen beruht schon jetzt auf Datenbanken, Formeln und medizinischen Erfahrungswerten. Wird eine KI zu diesem Zweck weiterentwickelt und professionell mit Daten gefüttert, könnten ermittelte Körperwerte in Zukunft also noch umfassender und spezifischer genutzt werden.
Aktuell wird beispielsweise untersucht, ob anhand ausgewählter Parameter Verletzungen von Sportlern vorhergesagt werden können. Die weitere Entwicklung künstlicher Intelligenzen kann aktuell kaum vorhergesagt werden. Betrachtet man jedoch die sprunghaften Fortschritte der letzten Monate und Jahre, kann durchaus von einer wachsenden Bedeutung von KIs ausgegangen werden – zumindest als Erleichterung für das Fachpersonal.
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