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Was sind die Mega-Trends der kommenden Jahrzehnte?

Jede Branche wird von ihren Entwicklungen geprägt und immer wieder finden sich Brancheninsider, die die Zukunft einer Branche voraussagen. Mal treffen die Voraussagen ein und manchmal irrt man sich und denkt im Rückblick, wie man auf diese Gedanken gekommen ist. Das wollen wir nun tun, indem wir die Trends für die nächsten Jahrzehnte prognostizieren. Blicken wir also auf die Fitness-Mega-Trends.

Mega-Trends lassen sich nicht an einzelnen Konzepten festmachen. Es geht vielmehr darum, was die Branche grundlegend bewegt und wo sie hinstrebt. Hätte z. B. jemand Anfang der 70er gedacht, dass Gesundheit mal ein großes Thema für die Fitnessbranche wird? Vermutlich nicht, aber trotzdem ist das heute eines der bestimmenden Themen. Da die Prognosen, die auf den folgenden Seiten abgegeben werden, auf den Entwicklungen der heutigen Zeit basieren, wird erst die Zeit zeigen, wie realistisch sie sind. Spannend ist in dieser Hinsicht der Rückblick in 10, 20 und 30 Jahren, weil wir dann erst sehen, wie sich alles weiterentwickelt hat. Nun aber Vorhang auf für die (möglichen) Mega-Trends der nächsten Jahre.

1. Mega-Trend Kinder sind die Zukunft
Auch wenn dieser Gedanke so naheliegend klingt, so wird es noch eine ganze Weile dauern, bis er in die Realität umgesetzt wird. Während derzeit (und vermutlich auch in den nächsten Jahren) alle von der Einbindung des Gesundheitskunden sprechen, so zeigen bereits die ersten Strahlen am Horizont eine Zielgruppe, die zukünftig deutlich interessanter für Fitness-Clubs werden wird, weil sich die gesellschaftlichen Verhältnisse so umgestalten werden, dass Vereine und Schulen den Bedarf nicht mehr abfedern können. Die Rede ist von Kindern und Jugendlichen. Schauen wir uns mal den Status quo an. Wenn Kinder heute Sport treiben, tun sie das meistens draußen auf eigene Faust, im Verein oder in der Schule. In den seltensten Fällen treffen sie sich im Fitness-Club, wo es derzeit auch noch zu wenige zielgruppenorientierte Angebote gibt. Dabei wird schon lange versucht, Kinder in die Anlagen zu holen, sei es als Kursraumfüller für die Mittagszeit oder als ein preislich etwas gehobeneres Sportprogramm im Vergleich zu den Vereinen. Selbst eigene Kraftgeräte für Kinder wurden schon entwickelt. 

Bisher hatten all diese Maßnahmen wenig Erfolg, zu attraktiv waren die Angebote in den anderen genannten Einrichtungen und letztlich muss man sagen, war das Interesse von der Seite der Fitness-Clubs nicht wirklich groß, hier viel Energie hineinzustecken. Warum sich das in der Zukunft ändern wird? Das hat viel mit der Veränderung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen zu tun. Glaubt man den Studien, so sind Kinder heute vor allem sitzende und sich mit möglichst wenig Energieaufwand bewegende Wesen. Will man diese Aussage in der Praxis überprüfen und schaut sich auf Schulhöfen und Kinderplätzen um, so sieht man, dass sich die Kinder dort durchaus gerne bewegen, vielleicht keine Purzelbäume schlagen, aber zumindest rennen und toben. Geht es dann an komplexere Bewegungen, wird es schon etwas schwieriger, denn turnerische Grundübungen werden heute nur noch selten im Alltag verlangt und daher auch nicht eingeübt. So kommt es, dass Kinder keine Räder mehr schlagen können. Viel schlimmer ist aber die Entwicklung beim Schwimmen. Bereits mehr als 60 % der Kinder in vielen Städten können nicht mehr schwimmen. Auf der einen Seite locken Tablets und Smartphones mit Ablenkung und andererseits sind viele Eltern nicht in der Lage, sich um die körperliche Entwicklung ihrer Kinder zu kümmern. Bisher haben das unterschiedlichste Vereine gemacht, aber der Bestand an ehrenamtlichen Helfern in Sportvereinen geht schon länger zurück und kein Verein kann das mit festangestellten Mitarbeitern ausgleichen, dafür sind die Beiträge – selbst mithilfe der staatlichen Zuschüsse – zu gering. Schulen können den Bedarf auch nicht auffangen, denn Sport und Bewegung sind niemals wichtiger für die Bildungsträger als Naturwissenschaften oder Mathematik. Viel Sport fällt einfach aus oder wird zu einem Durch-den-Park-Rennen, weil niemand, weder Lehrer noch Schüler, Lust auf ein Sportprogramm hat, das körperlich herausfordert. 

 


Egal, ob Yoga oder spielerische Trainingsformen – Kinder sind einer der Fitness-Mega-Trends für die Zukunft


Und trotzdem gehören Sport und Bewegung für unseren Körper zu den wichtigsten Grundlagen der Existenz. Nimmt man ihm diese weg, zeigen sich stark negative Auswirkungen wie Rückenschmerzen und Arthrose. Dieses Wissen ist theoretisch in jedem von uns angelegt, denn wir wissen ganz genau, dass wir uns „mal wieder bewegen sollten“. Meistens ist es dann zu spät. In den kommenden Jahren werden Kinder immer verstärkt unter Krankheiten leiden, die bisher Erwachsenen vorbehalten waren. Schauen diese auf noch weitere 70, 80, oder 90 Jahre voller Schmerzen, wird ein Umdenken stattfinden, wenn man ihnen einen guten Anreiz bietet. Und genau hier können Fitness-Clubs ins Spiel kommen. Als kompetenter Anbieter von Sport und Training können sie ein Angebot schaffen, das die Grundfunktionen des menschlichen Bewegungsportfolios abbildet und trainiert. Gemeinsam mit dem richtigen Preis und ausgebildeten Trainern gibt es keinen Weg an ihnen für ein professionelles Sportangebot vorbei. Wer das jetzt schon gut umsetzt, ist das Vitis in Wiesbaden. In dieser Multifunktionsanlage gibt es regelmäßige Feriencamps, die Kinder in Bewegung bringen. Was in die Branche erst noch kommen muss, ist ein ganzjährig umsetzbares Programm, das sich im Praxistest auf bundesweiter Ebene bewiesen hat, damit dieser kommende Mega-Trend umgesetzt wird. Denn ohne ein gutes Best-Practice-Beispiel hat die Branche aktuell noch einen zu geringen Hebel. Das Angebot für Fitness-Clubs muss nicht zwangsläufig beim Thema Bewegung enden. Sie könnten eine allumfassendere Betreuung wie die Country Clubs in Großbritannien übernehmen. Vom Freizeitangebot über Hausaufgabenbetreuung bis hin zum Thema Sport könnte alles Thema der Fitness-Clubs sein.

2. Mega-Trend: Der Fitnessmarkt wird noch größer
In den letzten Jahren ist die Branche stetig gewachsen. Derzeit sind wir bei einer Reaktionsquote von 12,9 %, was im weltweiten Vergleich ein ordentlicher Wert ist, auf die Gesamtbevölkerung Deutschlands gesehen aber dann doch wieder gering. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass wir aktuell davon ausgehen, dass das derzeitige Wachstum bei einem Wert von etwa 15 % stagnieren wird. Diese Entwicklung zeigt sich bereits aktuell: Nicht nur ist das Wachstum der Branche langsamer geworden, sondern auch das Investitionsverhalten vieler Fitness-Clubs ist zurückhaltender. Trotzdem wird einer der Mega-Trends in Zukunft die Markterweiterung der Fitnessbranche sein. Woran liegt das? Nun, das aktuell vorherrschende Schönheitsideal brennt sich durch Soziale Medien immer tiefer in die Köpfe der jungen Menschen, sie werden in eine Welt gezogen, die sie für echt halten, die aber mehr Schein als Sein ist. Trotzdem wollen Menschen so aussehen wie ihre Vorbilder und gleichzeitig darf es nicht anstrengend sein, denn auf den Bildern sieht es ja auch nicht anstrengend aus. EMS-Training ist ein erster Vorbote dieser Entwicklung. In 20 Minuten ein Training zu absolvieren, das schön, schlank und straff macht, ist absolut attraktiv und trotz der hohen Kosten (zumindest im Vergleich zu einem Fitness-Club) für viele Menschen eine Option. Es wird aber nicht EMS sein, was diese Markterweiterung bestimmend vorantreibt. Dazu ist das Training zu speziell und doch auch recht intensiv. Um wirklich eine noch größere Menge an Menschen anzusprechen, muss Training noch einfacher werden. Zirkeltraining und geführtes Kraft- und Ausdauertraining sind schon sehr simple Bewegungsformen, jedoch erfordern sie noch immer das Zutun des Trainierenden, der sich anstrengen muss, und tut er das nicht, sieht er auch keine Ergebnisse. Es ist zu bezweifeln, dass es selbst in einer weiter entfernten Zukunft eine Pille geben wird, die uns alle schön, schlank und gesund machen wird, trotzdem soll es schön einfach sein, diese Ziele zu erreichen. In den 1940er-Jahren gab es schon Geräte, die durch die maschinelle Stimulation des Bindegewebes für eine straffere Haut sorgten, und warum soll es dann nicht 100 oder zumindest annähernd 100 Jahre später Geräte geben, die das mit Muskeltraining tun. Der Trainierende trainiert also nicht seinen Körper, sondern er wird für ihn trainiert. Bestenfalls funktioniert das Ganze noch im Schlaf, dann bekommt man das Training gar nicht mit. Ob der Muskelkater dann allerdings ausbleibt, darf bezweifelt werden. 

Mega-Trends lassen sich nicht an einzelnen Konzepten oder Produkten festmachen

3. Mega-Trend: Fitness wird zum Freundes- und Familienerlebnis
Wer sich an den Clubreport in der letzten Ausgabe der BODYMEDIA (5-18) erinnert, sieht ein großes Sofa vor sich mit zwei Stühlen, über denen die Überschrift prangt: „Willkommen zu Hause“. Das effectiv Trainingscenter in Herforst setzt ein Konzept um, das den Fitness-Club in ein zweites Zuhause verwandeln möchte. Dazu bedient es sich jeder Menge Stilelemente und Accessoires, die ein Zuhause-Feeling aufkommen lassen. Die Idee dahinter: Fühlen sich Mitglieder im Fitness-Club wohl, kommen sie häufiger, erreichen ihre Ziele besser und sind glücklich und zufrieden. Das ist aber nicht ganz genau der kommende Mega-Trend, der die Fitnesslandschaft verändern wird, es ist nur eine erste Ausprägung. Der eigentliche Gedanke hinter diesem Mega-Trend ist, dass Fitness in Zukunft noch mehr Gemeinschaftsaktivität wird. Und das beschränkt sich nicht auf den Kursbereich. Familien und Freundeskreise werden gemeinsam in den Fitness-Club gehen und zwar unterschiedlichen Trainings- oder auch Wellnessinteressen nachgehen, sich dann aber wieder treffen und noch im Club verweilen, dort z. B. essen oder den Abend ausklingen lassen. Viele junge Menschen sehen Fitness als Teil ihres Lifestyles und das wird dazu führen, dass Gyms einen stärkeren Fokus in ihrem Leben einnehmen. Diese werden dann Freizeitort, Bar, Restaurant, Frisör, Kinosaal etc. sein und damit einfach der Treffpunkt, an dem man sich auch dann trifft, wenn man mal nicht trainiert. Auch hier ist wieder eine Parallele zu den Country Clubs in England zu ziehen. Diese Entwicklung wird ebenfalls von gesellschaftlichen Veränderungen gestützt. Geselligkeit ist auch in Zeiten von Smartphones enorm beliebt, auch wenn viele dann nur vor diesem sitzen. Es scheint aber einen besonderen Reiz zu haben, dies in der Gruppe zu tun. Mittlerweile werden mehr als 40 % der Mahlzeiten nicht mehr selbst zubereitet, sondern im Schnellrestaurant nebenan verzehrt oder mit nach Hause genommen. In vielen Großstädten sind Wohnungen häufig nur noch der Platz zum Schlafen, das wahre Leben findet woanders statt. Warum sollte dieser Ort nicht ein Fitness-Club sein? Das bedeutet aber, dass sich mehr und mehr Mega-Fitness-Center entwickeln, die den Platzbedarf abdecken können. Der aktuelle Boutique-Trend wird dadurch nicht verschwinden, aber er spricht eine andere Zielgruppe an. Hier wird dann nur trainiert und erlebt, aber man ist so schnell rausgegangen, wie man reinkam.

4. Mega-Trend: Fitness wird (noch) freier zugänglich sein 
Jetzt könnte man natürlich berechtigterweise sagen, dass Fitness so zugänglich ist wie noch nie und auch noch nie so viele Menschen erreicht hat. Und ja, das ist richtig. Neben den Fitnesseinrichtungen gibt es Apps, Youtube-Fitness, Programme für zu Hause usw. Damit erreicht man aber vor allem Menschen, die eher fitnessaffin sind oder sich körperlich betätigen und fitter werden wollen. Viele Menschen wissen, dass es so etwas wie Fitnesstraining gibt, und sie sind sich auch bewusst, dass es ihnen helfen kann, besser auszusehen, oder sie gesünder werden lässt. Sie kommen aber so selten mit dem Produkt in Kontakt, dass sie gut ausblenden können, dass es die Fitnessbranche überhaupt gibt. Das bedeutet, dass es zum einen noch einfacher werden wird und auch muss, mit Fitness in Kontakt zu kommen, und zum anderen, dass Fitnessangebote flexibler werden. Was das bedeutet, schauen wir uns gleich an, jetzt soll es erst mal um das Thema Kontakt mit Fitness gehen. Denkt man heute an Fitness-Clubs, sieht man größere Fitnessanlagen vor sich, die von Ausdauer- über Krafttraining hin zu dem Sauna- und Wellnessbereich alles anbieten. Wer sich anmeldet, nutzt meistens nur einen Teil des Angebots und zahlt für den Rest trotzdem mit. Boutique-Studios lösen dieses Problem teilweise, aber es ist noch nicht klar, wie sich dieser Trend in Deutschland weiterentwickeln wird. Daher wird es eine Ergänzung für die Menschen geben, die nicht das große Angebot eines Fitness-Clubs nutzen wollen. Erste Tests dafür gibt es bereits in Asien und es macht Fitness flexibler, günstiger und privater, bei etwa gleichbleibender Qualität des Equipments und des Trainings. Die Rede ist von „Fitnessboxen“ mit einer Größe von etwa 20 qm, in denen 1 Laufband oder ein Multifunktionskraftgerät steht, mit dem der ganze Körper trainiert werden kann. Denkbar wäre auch eine Variante mit z. B. mehreren Laufbändern, die es ermöglicht, zu zweit oder dritt mit Freunden zu trainieren. Bezahlt wird nach Nutzung und zwar nur die Zeit, die man auch wirklich in der Anlage war, Trainer gibt es keine, aber dafür digitalisierte Programme, die ein Trainingserlebnis schaffen und gleichzeitig so gut es geht versuchen, ein gesundes Training zu ermöglichen. 

Ähnlich wie die Telefonzellen früher könnten die Fitnessboxen an jeder Ecke stehen, in dichter besiedelten Flächen auch mehrere an einer Stelle. So würde jeder Mensch ständig mit dem Thema Fitness in Kontakt kommen und entweder genervt reagieren oder es dann irgendwann mal ausprobieren. Auf diese Weise wäre Fitness unabhängig von Apps und Fitness-Clubs besser verfügbar und noch mehr Menschen zugänglich. Insbesondere Menschen, die sich nicht gerne beim Training beobachten lassen wollen, und das sind sehr viele, würde das ansprechen.

 


So wichtig das Thema BGM ist, so wenig relevant wird es in der Zukunft sein, Unternehmen und Angestellte werden eigene Lösungen finden

 

Kommen wir zurück zum Thema Flexibilität. Wer Mitglied in einem Fitness-Club ist, der kann das Angebot von diesem nutzen, mehr erst mal nicht. Gehört der Club zu einer Kette, dann sieht das etwas anders aus. McFit hat das ja schön vorgemacht, aber viele Ketten handhaben es immer noch so, dass man nicht unbedingt in jeder Einrichtung der Kette auch Zutritt hat. Hinzu kommt, dass der überwiegende Teil (vermutlich 99,9 %) der Fitness-Clubs immer noch die klassischen Vertragsbindungen mit 6, 12 und 24 Monaten anbieten. Auch das verändert sich langsam, die ersten Fitness-Clubs bieten bereits Mitgliedschaften mit einer Bindung von nur einem Monat an, aber bis das flächendeckend umgesetzt wurde, wird noch viel Zeit vergehen. Daher ist eine andere Entwicklung, die jetzt bereits losgeht, deutlich spannender für die Zukunft. Auf den Seiten 124–126 stellen wir den Anbieter gympool vor, der eine höhere Flexibilität für Mitglieder bringt, in dem Fitness-Clubs in ganz Deutschland zu unterschiedlichen Preiskategorien zusammengefasst werden und der Kunde, hat er sich für eine Preisklasse entschieden (z. B. 44,50 € pro Monat), in jedem Club dieser Preisklasse trainieren kann. Nettes Detail am Rande: Auch hier gibt es ausschließlich Monatsmitgliedschaften. Man wird zukünftig also nicht mehr denken: „Ich gehe ins FitX oder Fit/One oder den Fitness-Club xyz, sondern man kauft ein Sportpaket, das einem Zugang zu Fitness, aber auch Yogastudios, Kletterhallen, Schwimmbädern etc. gewährt. So werden Sport und Bewegung flexibel verfügbar, je nachdem, worauf man gerade Lust hat. 
 
5. Mega-Trend: Intelligente, digitale Kurstrainer
Und natürlich darf das digitale Thema nicht fehlen. Schon jetzt stellen wir uns die Frage, ob Maschinen nicht irgendwann schlauer werden als wir Menschen. Und schaut man sich das folgende Beispiel an, dann ist diese Frage durchaus berechtigt: Bei Facebook wurden zwei Künstliche Intelligenzen programmiert, Bob und Alice, die miteinander auf Englisch verhandeln sollten. Ab einem bestimmten Punkt sprachen sie aber in einem Kauderwelsch miteinander, das nur noch sie verstanden. Die Forscher wussten nicht mehr, was sie tun sollten, und zogen den Stecker, um das zu unterbrechen. Man sieht also, wie sich Maschinen selbstständig machen können. Aber bevor jetzt jemand Panik bekommt, das ist noch nicht der bevorstehende Weltuntergang. Die Entwickler räumten unterschiedliche Fehler bei der Programmierung ein, die das Experiment etwas aus dem Ruder laufen ließen. Trotzdem ein erster Hinweis darauf, was Künstliche Intelligenzen zukünftig leisten könnten.  

Auch wenn das Thema Künstliche Intelligenz in Fitness-Clubs derzeit noch keine Rolle spielt, sondern derzeit mehr die Automatisierung, ist es doch ein Thema, das kommen wird. Ein möglichesAnwendungsbeispiel hierzu: Cyber-Fitness gibt es bereits jetzt. Derzeit beschränkt es sich allerdings noch auf das Abspielen eines vorher aufgenommenen Videos, indem Top-Kurstrainer versuchen, ein gutes Feeling aufzubauen. Aktuell dient Cyber-Fitness eher noch zur Unterstützung eines Kurstrainers, der sich dann besser um die Betreuung der Teilnehmer kümmern kann. Mit immer besser werdenden KIs könnte das beides vom Trainer übernommen werden. Die Künstliche Intelligenz nimmt alle Kursteilnehmer wahr und prüft, ob die Bewegungsausführung korrekt ist, korrigiert, gibt Hinweise und profitiert gleichzeitig von den Vorteilen einer Maschine, wie Unermüdlichkeit, gleichbleibende Motivation und dem fehlenden Bedarf nach Urlaub (wobei, wer weiß, vielleicht wollen KIs ja auch mal ausspannen). Dass intelligente, digitale Trainer dann irgendwann die Trainingsfläche übernehmen, ist unwahrscheinlich, denn Menschen wollen von Menschen betreut werden, unabhängig von deren Kompetenz. Denn hier würden Maschinen immer gewinnen. 

 


Fitness wird sich noch stärker an Familien orientieren

 

6. Mega-Trend: Standards
Das hört sich so trivial an, aber wird tatsächlich ein Trend der nächsten Jahrzehnte sein., denn aktuell  ist trotz jahrelanger Versuche noch kein verbindlicher Konsens hinsichtlich Standards der Branche entstanden. Mit der BSA-zert gibt es eine Einrichtung, die das versucht umzusetzen, allerdings ist das für Fitness-Clubs nicht verpflichtend und daher noch nicht flächendecken verbreitet. Solange jeder selbst entscheiden kann, ob er sich zertifizieren lässt, wird es schwierig 100 % des Marktes zu standardisieren, ohne viel Druck auszuüben. Wer ist nun also für das Schaffen von Standards verantwortlich und wie können diese umgesetzt werden? An sich obliegt diese Aufgabe den großen Verbänden der Branche, die gemeinsam mit der Politik und Interessensvertretern aus der Branche einen Konsens finden müssen. Dann können wir also einfach alle Verantwortung abschieben und mal schauen, was bis z. B. 2050 erreicht wurde? Auf keinen Fall! Standards müssen nicht nur geschaffen, sondern auch implementiert werden und sollen vor allem praxistauglich sein. Wie man es nicht macht, zeigt es das Ministerium für Kultur, Jugend und Sport mit seinen Bildungsplänen. Es kann also auch einiges schief gehen und je mehr kompetente Entscheidungsträger mitarbeiten, desto wertvoller wird der Dialog zu den Standards und desto mehr profitiert die Branche davon.

Um als Branche weiterhin wachsen zu können, bedarf es sowieso Standards, ansonsten können wir das Image, das nur inkompetente Leute in der Branche arbeiten niemals ablegen. Und schaffen wir das nicht, können wir die Menschen nicht mehr in unsere Einrichtungen holen. Es lohnt sich also früh genug mit der Arbeit anzufangen und es lohnt sich auch sich einzubringen. Um noch einen letzten Punkt zu erwähnen, der für das Schaffen von Standards spricht: sie schaffen Sicherheit. Vor allem für die Menschen, die als Angestellte in der Branche arbeiten. Mit Standards ist es deutlich klarer, was sie erwartet, sie wissen worauf sie sich einlassen und manche wird das sicherlich abschrecken, aber insgesamt wird es die Zahl der qualitativ geeigneten Mitarbeiter nach oben schrauben.

Welche vermeintlichen Mega-Trends fehlen?
Die 6 genannten Mega-Trends greifen natürlich nicht alle Entwicklungen auf, die uns in den nächsten Jahrzehnten bevorstehen, aber sicherlich doch sehr relevante. Einer, den sicherlich viele als Mega-Trend bezeichnen würden, fehlt hier aber. Die Rede ist von BGM. Warum das, trotz der hohen Relevanz des Themas, kein Mega-Trend ist, wollen wir uns zum Abschluss dieses Artikels anschauen. Über 18 Millionen Büroarbeitsplätze, 8–12 Stunden am Schreibtisch sitzen und das in einer Arbeitswelt, die von allen Seiten Druck auf Mitarbeiter ausübt, sind eigentlich optimale Voraussetzungen für Fitness-Anbieter eine neue Zielgruppe zu erschließen, zu betreuen und gesünder zu machen. Schließlich senkt Fitnesstraining nachweislich die Fehltage von Mitarbeitern und macht sie zudem noch produktiver. Eine Win-Win-Situation also? Weit gefehlt, denn es haben schon jede Menge Fitness-Clubs versucht, ein BGM-Konzept umzusetzen, sei es als vom Arbeitgeber, vollständig oder teilweise, bezahlte Fitness-Club-Mitgliedschaft, Fitnesstraining in den Unternehmen, Gesundheitstage oder auch von den Unternehmen selbst eingerichtete Fitness-Studios. Aber in Zeiten von Rationalisierung wird alles nicht unbedingt Notwendige weggespart und da ist das vom Unternehmen bezahlte Fitnesstraining sicherlich eine der ersten Maßnahmen. Auch wenn sich Firmen damit sicherlich ins eigene Fleisch schneiden. Sie werden sicherlich andere Methoden suchen und wählen und es vielleicht sogar selbst umsetzen. Denn Lösungen, die Fitness-Clubs liefern können, sind meisten umständlich, schwer zu integrieren, passen häufig auch nicht zur Philosophie des Unternehmens. Wir als Branche denken hier einfach zu wenig kundenorientiert. Deshalb wird sich das Thema nicht durchsetzen können. Dieses Feld wird von anderen beackert werden.

Fazit
Nun sind sie raus, die 6 Mega-Trends für die nächsten Jahre. Es wird spannend sein zu sehen, was sich wann wie erfüllt und, ob es sich überhaupt erfüllt. Vielleicht gibt es aber auch Entwicklungen, die wir heute noch gar nicht absehen können und die trotzdem enorm einflussreich sind. Warten wir einfach mal noch 10 Jahre und bewerten diesen Artikel dann mit dem Wissen von 2028.

 

Quellen
Header: franz12 - stock.adobe.com
Bild 2: New Africa - stock.adobe.com
Bild 3: fotoinfot - stock.adobe.com
Bild 4: fizkes - stock.adobe.com
Bild 5: VadimGuzhva - stock.adobe.com
 

 

Der Autor

  • Jonathan Schneidemesser

    Seit seinem Germanistik-und Philosophie-Studium in Mannheim arbeitet er für das Fachmagazin BODYMEDIA. 2015 übernahm er nach Abschluss seines BWL-Studiums die Chefredaktion für das Magazin. 2017 etablierte er die BODYMEDIA dann mit einem eigenen Magazin im Physio-Bereich. Seine sportliche Erfahrung sammelte vor allem in seiner aktiven Zeit als 800m-Läufer. In seiner Freizeit joggt er durch den Wald oder schwingt Kettlebells.

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