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Functional Training ins eigene Fitnessstudio integrieren

Funktionelles Training ist nichts Neues. In den 1960er-Jahren hat man bereits in vielen Leistungssportarten das funktionelle Training eingesetzt. Functional Fitness hat sich zu einer eigenen Bewegung entwickelt, die auch aus den Fitnessstudios nicht mehr wegzudenken ist.

Die großen Vorteile von Functional Training sind: Es geht immer und überall, man kann es allein oder in der Gruppe ausführen, es bietet diverse Möglichkeiten, sodass keine Langeweile aufkommt, und in der Progression sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. Und ja, es kann wirklich jeder machen. Vor allem dann, wenn ein geschulter Trainer in einem Personal Training oder im Kleingruppentraining die Übungen so skaliert, dass die 18-jährige Lisa den gleichen Kurs besuchen kann wie ihre 55-jährige Mutter.

In der Definition ist funktionelles Training eine alltagsrelevante und sportartübergreifende Trainingsform. Sie beinhaltet komplexe Bewegungsabläufe, die mehrere Gelenke und Muskelgruppen gleichzeitig beanspruchen. Allein durch diese Definition wird klar, dass eine Vielzahl von Übungen möglich ist.

Ich definiere funktionelle Bewegungen wie folgt: Es sind die Bewegungsmuster, die sich vom Neugeborenen über das Kleinkindalter bis zum Erwachsenen entwickeln sollen. Zu Beginn kann das Baby nur die Dinge, die wirklich notwendig zum Überleben sind. Herzschlag, Atmung etc. Dann fangen langsam die ersten Bewegungen an. Babys versuchen, sich auf den Bauch zu drehen und wieder zurück. Das ist auch bei Erwachsenen ein toller Test, um zu überprüfen, ob die muskulären Ketten gut in ihrer Funktion sind. Dann fangen sie an zu krabbeln, zu laufen, zu rennen, zu springen, zu klettern, zu werfen, und das Ganze spielerisch. Es werden keine isolierten Muskeln trainiert, sondern immer viele Muskeln im Zusammenspiel.

Was zeichnet erfolgreiche funktionelle Trainingskonzepte aus?

Schaffen Sie eine Trainingswelt, die einem Spielplatz für Erwachsene gleicht. Wenn Kinder rennen, dann rennen sie so schnell sie können. Wenn Kinder Steine oder Stöcke werfen, entsteht schnell der Wettkampf. Wer wirft weiter, rennt schneller, wer springt höher? Wettkampf ist für uns Menschen wichtig und wir sollten einen positiven Wettkampf schaffen.


Ein Functional Trainingsbereich sollte so konzipiert sein, dass die Grundübungen des Krafttrainings ausgeführt werden können (Bildquelle: © Hold Strong)

HYROX – The Sport of Fitness Racing macht es vor. Rennen in Verbindung mit funktionellen Übungen, in einem Wettkampf zusammengefasst, begeistert die Teilnehmer und bringt viele Menschen zu einem positiven Wettkampf. Fitness für jedermann. Trainierbar und es schafft Gemeinschaft. Community ist der Schlüssel für ein erfolgreiches, funktionelles Trainingskonzept. Das gemeinsame Training, das gemeinsame Ziel, das schweißt zusammen und bildet Freundschaften. Kann man sich in Ihrem Studio auf einen HYROX vorbereiten?

Wirtschaftliche Chancen durch Functional Training

Betreiber benötigen für ihre Functional-Area einen Kunstrasen, einen Gewichtsschlitten, ein paar Kettlebells, ein paar Wallballs (Medizinbälle) und optimalerweise eine Wand oder ein Wallballtarget an einem Rigsystem, und schon kann das Functional Training im Studio beginnen.

Der Kunstrasen (Turf) ist ein Teil des Floorings der funktionellen Trainingswelt. Nicht nur, dass er vielseitig einsetzbar ist. Er kann auch ein wichtiges Marketingtool sein und trägt Ihren Brand nach außen. Es gibt die Möglichkeit, diese Kunstrasen customized zu bekommen. Letztendlich ist es nur ein Teil des Bodens, auf dem Ihre Mitglieder eine Vielzahl von Übungen durchführen können: Footwork, Lauftraining, Koordinationstraining und natürlich das Schieben und Ziehen des Sleds (Gewichtschlittens). Gerade die Übungen mit dem Schlitten sind so viel mehr als nur Performance Training.

Der Schlitten bietet auch älteren Kunden und Menschen nach Erkrankung die Möglichkeit, sich festzuhalten. Dadurch können sie sich sicher im Raum bewegen. Beim Schieben aktiviert man wichtige Funktionen. Es trainiert die Ausdauer, Koordination, die Kraft, es eignet sich für Intervalltraining. Zudem werden die Füße aktiviert und es kann dabei helfen, die Zehen wieder besser in die Bewegung einzubeziehen und die hintere Kette wieder besser anzusteuern.

Immer mehr Menschen suchen die Möglichkeit, sich für Wettkämpfe wie z.B. HYROX, die Beast Games oder Tough Mudder vorzubereiten. Hier bieten sich für Studiobetreiber auch wirtschaftlich neue Chancen. Mitglieder benötigen Abwechslung und neue Herausforderungen und potenzielle Mitglieder können über einen „Vorbereitungskurs“ gewonnen werden. Das gemeinsame Training schafft Freundschaften, die hoffentlich zu einer Mitgliedschaft in Ihrem Club führen.

Das Gym im Gym

Je nach Positionierung Ihres Gyms kann die Größe des funktionellen Bereichs völlig unterschiedlich ausfallen. Von 25 m2 bis 300 m2 ist alles möglich. Barry´s hat ein Boutique Fitness geschaffen mit einem sehr modernen Licht- und Raumkonzept sowie Live-Sessions als auch der Möglichkeit, digitale Workouts on demand abzurufen. Spaß und Community stehen hier im Vordergrund. In Ihrem Gym ist es nur ein „Bereich“. Mein Tipp: Schaffen Sie das Gym im Gym. Doch Achtung: Es ist nicht das Ziel, einen weiteren Kursraum zu schaffen, der nur nutzbar ist, wenn ein Kurs stattfindet. Schaffen Sie eine Trainingszone, die die folgenden Möglichkeiten bestmöglich abdeckt:

  • Personal Training
  • Kleingruppentraining
  • Open Gym

Im besten Fall ist der Raum so konzipiert, dass man die Grundübungen des Krafttrainings – Kreuzheben, Kniebeugen, Bankdrücken – ausführen kann. Darüber hinaus sollte ausreichend Platz für die Grundübungen aus dem Turnen und Gymnastik, Dips, Ring Dips, Schlingentraining, Klimmzüge und Bodyweightübungen sein. Die Ausstattung sollte durch Kleinequipment wie z. B. Ropes zum Klettern oder Battle Ropes, Kettlebells, Hexagondumbells, Core Bags, Abmats, Wallballs und Medballs ergänzt werden.

Einige Trainingsgeräte wie Hyperextension, Glutehamdevoloper und Nordic Curl sollten ebenfalls nicht fehlen. Je nach Platz kann weiteres Kardioequipment wie Rudergeräte, Skiergometer, Assault Bikes und Bikeergometer Teil der Functional-Area sein.

Und wo wir gerade beim Equipment sind: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Rig und Rack? An einem Rack (Kniebeugenständer) kann man schon eine Vielzahl von Übungen machen. Auch Attachments wie Dipbar oder eine Landmine können mit eingebaut werden. Darüber hinaus kann eine Gewichtheberplattform installiert werden und, je nach räumlichen Gegebenheiten, über die Plattform noch für etwas weniger Lärm sorgen. Für das Kleingruppentraining eignet sich eher ein Rigsystem. In dieser meist zusammenhängenden Konstruktion kann man gleich mehrere gleiche Stationen schaffen.

Für was sich Clubbetreiber entscheiden, ist von der jeweiligen Positionierung bzw. persönlichen Präferenz abhängig. Aus meiner Erfahrung heraus denken viele beim funktionellen Training an Calisthenics. Im funktionellen Training reichen gute Klimmzugstangen oft schon aus und man benötigt keine aufwendigen Konstruktionen mit Hangelleitern und sonstigen Vorkehrungen.

Nicht zwangsweise funktionell, aber zeitgemäß

Das Auge trainiert mit. Mit dem entsprechenden Raumkonzept können mit dem Gym im Gym neue Zielgruppen erschlossen werden. Ob es die Krafthalle, der Maschinenraum, das Performance-Loft oder die PT-Lounge als eigenständiger Bereich wird, kommt auf die jeweilige Zielsetzung an.


Beim Schieben des Schlittens werden wichtige Funktionen wie die Ausdauer, Koordination, die Kraft aktiviert (Bildquelle: © Hold Strong)

Als Merksatz gilt: Dieser Bereich sollte auf jeden Fall Instagramtauglich sein. Dunkler Boden, moderne Lichtkonzepte und puristische Elemente runden diese Bereiche perfekt ab. Wenn Spiegel verwendet werden, ist ein Licht zu wählen, das ein schönes Licht- und Schattenspiel zulässt und optimalerweise so positioniert ist, dass man auf den dort entstehenden Videos und Bildern sofort die Brand des Studios erkennt. Hersteller bieten Co-Branding-Konzepte an, um die Außenwirkung der Clubs zu stärken.

Nicht zwangsweise funktionell, aber ein großer Trend der vergangenen Jahre sind die Lower-Body-Workouts der neuen Generation. Hip-Thrust-Maschinen und die gute alte Treppensteigmaschine sind wieder voll im Trend, genauso wie Multipressen, Adduktormaschinen und Belt-Squat-Geräte. Die Generation Instagram hat eine eigene Sprache entwickelt und kombiniert die Grundübungen und Isolationsübungen für ihre Schönheitsideale. Ein gut gemachtes Raumkonzept kann sowohl die junge als auch die ältere Zielgruppe miteinander verbinden, denn der Übergang ist fließend.

Trainer versus Onlinecoach

Trainer sind nicht zu ersetzen. Das Kleingruppentraining und das Personal Training leben von der Expertise und kommunikativen Fähigkeiten Ihres Teams. Doch die neue Generation bucht sich auch gerne Online-Trainingsprogramme, sowohl für Krafttraining und klassisches Bodybuilding als auch für Bootytraining und funktionelles CrossFit-ähnliches Training. Betreiber haben zwei Möglichkeiten: Sie ignorieren diese Entwicklung und verbieten z. B. das Filmen beim Training oder, meine Empfehlung: Bieten Sie ein Raumkonzept mit den entsprechenden Trainingsmöglichkeiten, sodass ein Sog entsteht, in Ihrem Studio die eigenen Programme machen zu können und das der Welt erzählen zu dürfen.

Bildquelle Header: © Hold Strong

Der Autor

  • Peter Hinojal

    Als internationaler Referent, Ausbilder, oder als Keynote-Speaker, begeisterte er immer wieder seine Zuhörer! Fitness- und Gesundheitscenter, aber auch renommierte Unternehmen wie Banken oder Bauunternehmungen, gehören zu seinen Kunden. Mit seinem Vortrag ArtGerecht – nie wieder Diät erreichte er bereits über 70.000 Teilnehmer. Jahrzehnte lange Erfahrung als Fitnesscoach, Personaltrainer, Autor, Ernährungscoach & Schulungsleiter, lassen ihn die Sorgen und Ängste der Teilnehmer verstehen. Peter Hinojal ist der Bewußtmacher unter den Ernährungsexperten.

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