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Aktivität hilft der Psyche

Laut einem Report der Techniker Krankenkasse über die Arbeitsunfähigkeiten wurde 2021 erneut ein Anstieg der Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen ermittelt. Vor allem durch die Covid-19-Pandemie und deren Folgen entstehen für viele Menschen weitere Stressoren.

Die gute Nachricht: Bewegung kann helfen! Körperliche Aktivität besitzt nicht nur zahlreiche positive Effekte auf physischer Ebene, sondern auch für unsere mentale Gesundheit. In einer konzeptionellen Analyse untersuchten Ai et al. (2021) den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und mentaler Gesundheit während der Covid-19-Pandemie anhand der Ergebnisse vorhandener Studien.

Sie schlussfolgern drei zentrale Argumente aus ihrer Arbeit: Als erstes Argument nennen sie, dass körperliche Aktivität während der Pandemie, vor allem unter Betreuung, das Glücksempfinden und die psychische Gesundheit fördere, das zweite Argument besagt, dass körperliche Aktivität Traurigkeit, Angststörungen und Depression während der Pandemie reduzieren könne. Drittens argumentieren sie, dass die Erhaltung und die Verbesserung der mentalen Gesundheit mit der Intensität und Häufigkeit der körperlichen Aktivität zusammenhängen würden.


Fitness- und Gesundheitsstudios können nicht nur mit der Formung des Körpers oder der Verbesserung der körperlichen Gesundheit werben, sondern auch mit den möglichen positiven Auswirkungen auf die mentale Gesundheit (Bildquelle: © Svitlana - stock.adobe.com)

Förderlich sei dabei intensive und häufige körperliche Betätigung. Die Mechanismen hinter den positiven Effekten, also wie körperliche Aktivität die Psyche positiv beeinflusst, sind wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt. Auf Basis der Ergebnisse existierender Studien versuchen die Wissenschaftler, die Mechanismen dahinter zu erklären. Auf physiologischer Ebene könne möglicherweise die Reduktion von Stresshormonen bzw. der Anstieg von Glückshormonen positive Effekte hervorrufen.

Bezogen auf die psychologische Ebene nennen sie mehrere mögliche Mechanismen. Sie schlussfolgern u. a., dass die Selbstwirksamkeit, das Selbstbild und Selbstbewusstsein durch körperliche Aktivität verbessert werden könne, was zur Bewältigung stressiger Situationen von Vorteil sei. Außerdem sei Sport eine Ablenkung von Stressoren, der Moment dadurch mehr genossen und Stress reduziert werde. Auch könne sich für manche Personen die durch regelmäßige körperliche Aktivität steigende Konfrontation mit angstähnlichen Gefühlen das Angstempfinden reduzieren.

Studien belegen die positiven Effekte körperlicher Aktivität

Die positiven Effekte körperlicher Aktivität werden nicht erst seit der Covid-19-Pandemie beobachtet, sondern werden bereits lange durch die Wissenschaft erforscht. Es existieren zahlreiche Studien, die zeigen, dass generell ein positiver Zusammenhang zwischen Bewegung und mentaler Gesundheit besteht. Auf Basis dieses Wissens stellen sich Fragen für die Umsetzung in die Praxis. Welche Art körperlicher Aktivität oder welche Sportart eignet sich am besten? Wie häufig und lange sollte man sich sportlich betätigen?

Auch damit beschäftigt sich die Wissenschaft schon länger. Die Arbeitsgruppe um Ai (2021) versucht darauf ebenfalls Antworten zu geben. Sie schlussfolgern aus ihrer konzeptionellen Analyse, dass sich viele Arten körperlicher Aktivität positiv auf die mentale Gesundheit auswirken können. Dabei sollen jedoch die Frequenz und die Intensität beachtet werden. Die Autoren weisen auf Basis der systematischen Übersichtsarbeit von Chtourou et al. (2020) darauf hin, dass die körperliche Aktivität außerdem an den Gesundheitszustand eines jeden Menschen angepasst sein sollte und dementsprechend auch das Trainingsvolumen an das individuelle Fitnesslevel.


Es existieren zahlreiche Studien, die zeigen, dass generell ein positiver Zusammenhang zwischen Bewegung und mentaler Gesundheit besteht (Bildquelle: © Svitlana - stock.adobe.com)

Sie schlussfolgern jedoch, dass intensive und häufige körperliche Betätigung möglicherweise förderlicher sein könne. Konkretere Empfehlungen geben die Wissenschaftler jedoch nicht. Sie verweisen auf den weiterhin bestehenden Forschungsbedarf, um die verschiedenen Einflussfaktoren – wie Art
der körperlichen Aktivität, Dauer, Intensität und Frequenz – für das Training mentaler Gesundheit zu bestimmen.

Neue Chance für Fitnessstudios

Dass sich körperliche Aktivität, nach Auswertung der Studienlage, positiv auf die mentale Gesundheit auswirkt, kann vor allem in Anbetracht der aktuellen Situation eine große Chance für das Fitnesstraining darstellen. Durch die Corona-Pandemie und die in diesem Artikel beschriebenen Auswirkungen nimmt die gesellschaftliche Relevanz von Sport, Bewegung und Fitness erheblich zu. Zum einen durch positive physische Effekte, zum anderen durch zahlreiche positive mentale Effekte. Dabei könnten die Fitness- und Gesundheitsstudios nicht nur mit der Formung des Körpers oder der Verbesserung der körperlichen Gesundheit werben, sondern auch mit den vielen möglichen positiven Auswirkungen auf die mentale Gesundheit.

Sport und Bewegung wirken sich ganzheitlich auf den Menschen aus. Die Fitness- und Gesundheitsstudios besitzen also weitaus mehr Potenzial als bisher beworben. Gerade in der aktuellen pandemischen Situation ist es daher wichtig, sie für die Menschen zu erhalten: Nicht nur um die körperliche Fitness zu trainieren, sondern vor allem auch die mentale Fitness!
 

Bildquelle Header: © Svitlana - stock.adobe.com
Textquelle: Ai, X., Jingjing, Y., Lin, Z., & Wan, X. (2021). Mental health and the role of physical activity during the COVID-19 pandemic. Frontiers in psychology, 4596.
Textquelle: Chtourou, H., Trabelsi, K., H'mida, C., Boukhris, O., Glenn, J. M., Brach, M., ... & Bragazzi, N. L. (2020). Staying physically active during the quarantine and self-isolation period for controlling and mitigating the COVID-19 pandemic: a systematic overview of the literature. Frontiers in psychology, 11, 1708.
Textquelle: Gupta, A., Puyat, J. H., Ranote, H., Vila-Rodriguez, F., & Kazanjian, A. (2021). A cross-sectional survey of activities to support mental wellness during the COVID-19 pandemic. Journal of Affective Disorders Reports, 5, 100167.
Textquelle: Techniker Krankenkasse. (2021). Gesundheitsreport 2021 – Arbeitsunfähigkeiten. www.tk.de/resource/blob/2103660/ffbe9e82aa11e0d79d9d6d6d88f71934/gesundheitsreport-au-2021-data.pdf

Die Autorin

  • Frederike Meuffels

    Frederike Meuffels ist seit 2021 als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Referentin des Präsidiums an der IST-Hochschule für Management tätig und promoviert an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Zuvor absolvierte sie ihr Bachelorstudium Sport und Gesundheit in Prävention und Therapie ebenfalls an der Sporthochschule, sowie den M. Sc. Work, Health and Career an der Universität Maastricht in den Niederlanden.

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