Physiotherapie

Atemmuskeltraining in Therapie und Training bei Sportlern und Patienten

Der Einsatz eines Atemmuskeltrainings bei verletzten Leistungssportlern mag für den einen oder anderen etwas unerwartet erscheinen. Anwendungsbeispiele aus der Praxis zeigen allerdings, dass sich das lohnen kann, wie man an den Best-Practices von Athleten sehen kann.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Einige Profisportler nutzen Atemmuskeltraining im normalen Trainingsalltag oder in Verletzungsphasen, um den Leistungsabfall möglichst gering zu halten.
  • Studien konnten zeigen, dass durch regelmäßiges Atemmuskeltraining in Kombination mit herkömmlichem Training eine Leistungssteigerung im Wettkampf von über 25 % erreicht werden kann.
  • Mit dem Idiag P100 wird die Atemmuskulatur gekräftigt und der Regenerationsprozess nach einer Erkrankung verkürzt.
  • Weitere Effekte sind eine niedrigere Atem- und Herzfrequenz unter Belastung, eine erhöhte Sauerstoffzufuhr in die arbeitende Muskulatur sowie die Senkung des Blutlaktats.

Und plötzlich wurde der Traum ein Albtraum! 2,5 Jahre hatte die 35-jährige Triathletin Laura Philipp aufgrund der Pandemie auf den Start bei einem großen Rennen gewartet und dann erwischte das Coronavirus sie kurz vor der WM in St. George doch noch. Wochen und Monate harten Trainings waren zunichtegemacht, und nicht nur das. Nun galt es erst mal, die Erkrankung auszukurieren und sich richtig zu erholen.

„Auch als ich mich im Alltag wieder einigermaßen fit fühlte, merkte ich unter sportlicher Belastung doch noch deutliche Defizite bei der Atmung. Es fiel mir schwer, bei hohen Intensitäten richtig tief durchzuatmen und mein Lungenvolumen zu nutzen. Zudem war ich wesentlich schneller ermüdet nach einer Belastung als noch vor dem Virus“, so Philipp.

Leistungssteigerung von über 25 % möglich

Bereits aus früheren Zeiten kannte die Athletin den Idiag Spiro Tiger. Ihr Physiotherapeut hatte ihr dieses spezielle Trainingsgerät empfohlen, um explizit die Atemmuskulatur für eine höhere Leistungsfähigkeit zu trainieren. Damals unter anderem mit dem Ziel, die Ermüdungswiderstandsfähigkeit der Atemmuskulatur zu verbessern, sodass diese während intensiver Einheiten oder Wettkämpfe weniger schnell ermüdet, weniger Anstrengungsempfinden an das Gehirn sendet, selbst weniger Sauerstoff verbraucht und somit mehr Sauerstoff für die arbeitende Skelettmuskulatur zur Verfügung steht. Dieses Phänomen nennt man den Metaboreflex.

Zudem gelang es ihr damals, durch das Atemmuskeltraining auch bei intensiven Belastungen tiefer zu atmen und so das vorhandene Lungenvolumen besser zu nutzen. Studien konnten sogar zeigen, dass durch regelmäßiges Atemmuskeltraining in Kombination mit herkömmlichem Training eine Leistungssteigerung im Wettkampf von über 25 % erreicht werden kann.


Oftmals wird der Atmung eines Athleten in der wöchentlichen Trainingsplanung zu wenig Bedeutung beigemessen (Bildquelle: © Idiag)

Inzwischen hat der Idiag Spiro Tiger einen Nachfolger bekommen – den Idiag P100. Mit diesem führte Laura nach Abklingen der Covid-Akutphase 3–5 x pro Woche ein Intervalltraining durch. Hierdurch wurde die Atemmuskulatur gekräftigt, ermüdete nicht mehr so schnell bei Belastung und die Lungen wurde wieder besser durchlüftet. Der Regenerationsprozess nach der Erkrankung wurde dadurch deutlich verkürzt und sie konnte nach nur wenigen Wochen wieder in alter Form auflaufen.

Atemmuskeltraining in Therapie findet im Spitzensport schon seit längerer Zeit Anwendung, meist jedoch nur mit manueller Atemtechnik. Vergleichstransfer: Muskelaktivität im Alltag versus gezieltem Muskelreiz mittels apparativer Geräte. Viele Athleten und Trainer sind noch der Meinung, das Atemsystem hätte von Natur aus schon eine riesige Kapazität. Zudem können unsere Lungen nicht wachsen, egal wie gut der Athlet diese trainiert. Dies bedeutet allerdings nicht, dass wir unser Atemsystem einfach bei der Trainingsplanung vernachlässigen dürfen! Ganz im Gegenteil, oftmals wird der Atmung eines Athleten in der wöchentlichen Trainingsplanung zu wenig Bedeutung beigemessen.

Stetig wachsende Studienlage

In den letzten Jahren wurden diverse Studien durchgeführt, die belegen, dass Atemmuskeltraining diverse extrem positive Effekte auf die Leistungsfähigkeit von Athleten hat. Neben der soeben genannten verbesserten Ermüdungswiderstandsfähigkeit der Atemmuskulatur konnten folgende Effekte durch Atemmuskeltraining in diversen Studien nachgewiesen werden, wodurch trainierende Athleten eine deutliche Leistungssteigerung im Verhältnis zu früheren Zeiten erfuhren:

  • Kräftigung der Atemmuskulatur
  • Schnellere Regeneration der Atemmuskulatur nach intensiver Belastung
  • Niedrigere Atem- und Herzfrequenz unter Belastung
  • Erhöhte Sauerstoffzufuhr in die arbeitende Muskulatur
  • Verbesserte Atemkoordination und damit verbundene größere Atemtiefe bei hohen Belastungen
  • Verbesserung des maximalen Ein- und Ausatemdrucks
  • Bessere Brustkorbbeweglichkeit
  • Sauberere Atemtechnik auch unter Belastung
  • Senkung des Blutlaktats

 
Auch Duathlet Jens Gossauer, welcher unter allergischem Asthma im Frühjahr leidet, schwört auf Atemmuskeltraining. Nach eigenen Aussagen kommt er nach seiner saisonalen Pause von 3–4 Wochen schneller an seine alte Leistung wieder heran. Bei Berganstiegen ist anders als früher die Atmung nicht mehr der limitierende Faktor und er „pfeift nicht mehr aus dem letzten Loch“, wenn er oben ankommt. Seine Wettkampfzeiten verbessern sich seit Beginn des Atemmuskeltrainings stetig.

Zurückzuführen sind die zuvor beschriebenen Trainingseffekte auf eine gezielt trainierte Atemmuskulatur. Vor Trainingsbeginn wird für ein individuelles Training von jedem Sportler ein Einstufungstest durchgeführt. Auf Grundlage der Messung werden Schwellenwerte für den Widerstand und die Atemtiefe im Atemmuskeltraining ermittelt.

Im Anschluss hat man mit dem Idiag P100 die Möglichkeit, entweder isoliert die Ein- bzw. Ausatemkraft, die Atemausdauer oder ein kombiniertes Training aus beidem durchzuführen – das Intervalltraining. Letzteres ist ein Training mit erhöhter Atemfrequenz und Atemtiefe und zusätzlichem Widerstand. Hierdurch wird zum einen die Atemmuskulatur gekräftigt, der Ein- und Ausatemdruck nachweislich erhöht und zudem der Atemfluss während hoher Atemfrequenzen verbessert.

Die besten Trainingseffekte erhält man, wenn mit einer sauberen Atemtechnik trainiert wird, welche aus einer Kombination aus Brustkorb- und Bauchatmung besteht. Insbesondere Letztere ist wichtig für eine gute Zwerchfellarbeit. Wie alle Muskeln im Körper kann auch das Zwerchfell ermüden. Die Folge ist ein Abfall der Atemkapazität, die Übungen fühlen sich schwerer an, das vorhandene Lungenvolumen kann nicht mehr komplett genutzt werden und die Leistung leidet.

Dieses Phänomen kennt auch Laura. Bevor sie Atemmuskeltraining in ihren Trainingsplan integrierte, fiel es ihr auf der Laufdistanz zunehmend schwerer, in den Bauch zu atmen. Folge war eine flache Atmung hauptsächlich in den oberen Brustkorb, wodurch der Schulter-Nacken-Bereich verspannte, die Brustkorbbeweglichkeit nahm ab. Zudem war da immer das Gefühl, nicht genügend Sauerstoff einatmen zu können.

Natürlich werden die Atemmuskeln bei jedem intensiven Training trainiert. Und klar ist, dass jeder (Ausdauer-)Athlet eine besser trainierte Atemmuskulatur hat als eine Couch-Potato. Allerdings ist das Training nicht spezifisch. Möchte man nun sein optimales Leistungspotenzial ausnutzen, sollte man der Atemmuskulatur durch gezielte Trainingsreize ein besonderes Augenmerk schenken.


In der Idiag Atemlounge können Patienten beim Atemmuskeltraining betreut werden (Bildquelle: © Idiag)

Im normalen Trainingsalltag haben Athleten aber oftmals die Schwierigkeit, das Atemmuskeltraining zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen. Optimal wäre es, wenn dieses mit einem Abstand von 4–6 Stunden zur letzten Trainingseinheit stattfindet.

Ist eine Trennung von normalem und Atemmuskeltraining nicht möglich, sollte Atemmuskeltraining an das Ende gesetzt werden. Andernfalls würde man die Atemmuskulatur schon vorermüden und seine normale Trainingsleistung nicht mehr abrufen können. Denn jeder, der insbesondere schon mal ein Atemmuskelausdauertraining durchgeführt hat, weiß, dass das Training intensiv ist. Man simuliert mithilfe des Trainingsgerätes quasi die Atembelastung bei hohen Intensitäten. Angestrebt werden Trainingsatemfrequenzen von 30 Atemzügen oder mehr pro Minute bei einer möglichst großen Atemtiefe. Möglich machen dies ein im Trainingsgerät verbauter CO2-Sensor und ein dazugehöriger Atembeutel, welche ein Hyperventilieren vermeiden (normokapnische Hyperpnoe).

Vielseitige Einsatzbereiche

Einige Profisportler nutzen es bereits im normalen Trainingsalltag oder in Verletzungsphasen, um den Leistungsabfall möglichst gering zu halten. Der Sportler kann z. B. nach einer Knie-OP sein normales Ausdauertraining nicht durchführen. Konsequenz wäre, dass auch die Atemmuskulatur atrophiert und die Leistungskurve sinkt.

Letzteres kann durch ein gezieltes Atemmuskeltraining reduziert werden. Zudem hat der Athlet beim intensiven Atmen das Gefühl, wieder „was zu tun und endlich wieder zu schwitzen“.

Fazit

Im Endeffekt ist Atemmuskeltraining sowohl präventiv als auch rehabilitativ ein Training, von dem insbesondere Sportler in Sportarten mit einer hohen Ausdauerkomponente profitieren. Hierzu zählen nicht nur Marathonläufer und Triathleten, sondern auch Athleten aus Spielsportarten (wie z. B. Fußball, Handball, Tennis und Eishockey).
 

Bildquelle Header: © Idiag

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