Der Fachkräftemangel tangiert die Fitness- und Gesundheitsbranche besonders stark. Dies bestätigen die Ende März 2023 durch den DDSV veröffentlichten Eckdaten der deutschen Versicherungswirtschaft deutlich.
Unternehmen, vor allem kleine und mittlere Betriebe (KMU), müssen sich mächtig ins Zeug legen, um fähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und zu halten. Der Wettbewerb wird schärfer, der Ton gelegentlich martialisch – das Schlagwort vom „War of Talents“ ist inzwischen gängiger Sprachgebrauch.
Ein gutes Gehalt allein tut es in diesem Kampf um Mitarbeitende nicht mehr. Soziale Benefits, wie die betriebliche Krankenversicherung (bKV) und die betriebliche Altersversorgung (bAV), werden als Instrumente im Wettbewerb um gute Leute immer wichtiger. Dass sie bei Beschäftigten mittlerweile höher im Kurs stehen als etwa ein Dienstwagen, ist ein Trend, der seit einigen Jahren andauert – und durch Corona und Inflation zusätzlich befeuert wird.
Beide Benefits, bKV und bAV, bieten der Fitness- und Gesundheitsbranche und deren Führungskräften also hervorragende Chancen, sich abzuheben und dadurch das Quäntchen an Mehrleistung zu bieten als der Wettbewerb.
Möglichkeit steuerfreier Sachbezug
Generell ist ein Sachbezug eine Leistung, die ein Arbeitgeber einem Arbeitnehmer zusätzlich zum Gehalt gewährt. Ein steuerfreier Sachbezug bis zu einem bestimmten Wert steuer-
und sozialversicherungsfrei. Dies bedeutet, dass weder der Arbeitgeber noch der Arbeitnehmer Steuern oder Sozialversicherungsbeiträge auf den Sachbezug zahlen müssen.
Der Wert des Sachbezugs, der steuer- und sozialversicherungsfrei gewährt werden kann, beträgt derzeit 50 Euro pro Monat. Neben dem Thema der bKV gibt es weitere attraktive Möglichkeiten, wie z. B. Sachgeschenke, Warengutscheine, Benzingutscheine, zweckgebundene Geldzuwendungen.
Vorteile des steuerfreien Sachbezugs für Arbeitnehmer
Für Arbeitnehmer bietet ein steuerfreier Sachbezug zahlreiche Vorteile. Zum einen ist der Sachbezug eine zusätzliche Leistung zum Gehalt, die den Arbeitnehmer motivieren und belohnen kann. Zum anderen ist der Sachbezug steuer- und sozialversicherungsfrei, was bedeutet, dass der Arbeitnehmer mehr Netto vom Brutto hat. Darüber hinaus können Sachbezüge oft günstiger beschafft werden als Geldleistungen.
Vorteile des steuerfreien Sachbezugs für Arbeitgeber
Auch für Arbeitgeber bietet der steuerfreie Sachbezug Vorteile. Zum einen können Unternehmen mit Sachbezügen Mitarbeiter belohnen und motivieren, ohne dabei hohe Kosten zu verursachen. Zum anderen können Unternehmen durch gezielten Einsatz von Sachbezügen ihre Mitarbeitergewinnung und -bindung verbessern.
Insbesondere in der Fitness- und Gesundheitsbranche, in der qualifizierte Mitarbeiter schwer zu finden sind, kann der Einsatz von Sachbezügen ein wichtiger Faktor sein, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Darüber hinaus können Sachbezüge auch dazu beitragen, das Betriebsklima und die Mitarbeiterzufriedenheit zu verbessern.
Beispiel bKV über steuerfreien Sachbezug
Mit dem Abschluss einer bKV ermöglicht der Betrieb seinen Beschäftigten Zugang zu erstklassigen Leistungen der privaten Krankenversicherung. Dazu gehören kürzere Wartezeiten auf einen Facharzttermin, Chefarztbehandlung im Krankenhaus sowie Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer, Zahnbehandlung und -prophylaxe, Brillenleistung, Heilpraktiker, gezielte Vorsorge, Medikamentenzuzahlungen und vieles mehr.
Die Bausteine sind frei wählbar. Familienangehörige können mitversichert werden, und das alles ohne Gesundheitsprüfung. Denn dadurch, dass der Arbeitgeber einen Gruppenvertrag für seine Angestellten abschließt, verteilt sich das Risiko für den Versicherer auf viele Köpfe. Fast alle Anbieter verzichten deshalb komplett auf Gesundheitsfragen.
Social Benefits können sich positiv auf die Motivation der Mitarbeiter und auch Bewerber auswirken, wenn sie richtig ausgewählt und eingesetzt werden (Bildquelle: © fizkes - stock.adobe.com)
Besonders gefragt sind seit einiger Zeit sogenannte Budgettarife. Diese haben sich mittlerweile als beliebteste bKV-Form etabliert. Den Mitarbeitern steht dabei ein Jahresbudget zur Verfügung, das sie – abgesehen von Deckelungen bei einigen Leistungen – nach Belieben für Gesundheitsleistungen ausgeben können.
Aufgrund der Coronapandemie der letzten Jahre hat die bKV im Markt eine nochmals stärkere Position bezogen. Gesundheit ist das höchste Gut, deshalb kommt die bKV bei Arbeitnehmern sehr gut an und Arbeitgeber können damit sogar Ausfallzeiten reduzieren.
Die bAV als Vorteil für Arbeitnehmer und Arbeitgeber in der Fitness- und Gesundheitsbranche
Eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist eine wichtige Möglichkeit für Arbeitnehmer, finanziell für den Ruhestand vorzusorgen. Aber auch für Arbeitgeber gibt es gute Gründe, eine bAV anzubieten. Insbesondere in der Fitness- und Gesundheitsbranche, wo viele Arbeitnehmer aufgrund der besonderen Anforderungen an die körperliche Gesundheit und Fitness arbeiten, ist eine gute Altersvorsorge ein wichtiger Faktor für die Mitarbeitergewinnung, -bindung und -motivation.
Vorteile für Arbeitnehmer
Der klassische, einfachste und unbürokratischste Durchführungsweg der bAV ist die Direktversicherung nach § 3.63 EStG. Ein großer Vorteil ist, dass die Beiträge zur bAV vom Bruttoeinkommen abgezogen werden und somit keine Steuern und Sozialabgaben darauf fällig sind. Dadurch können Arbeitnehmer ihre Steuerlast reduzieren und sparen zudem bei den Sozialabgaben.
Die bAV hat für Arbeitnehmer aber noch einen anderen Vorteil: Unternehmen müssen die Beiträge mit mindestens 15 Prozent bezuschussen. Eine bAV kann somit ein wichtiger Baustein sein, um im Alter finanziell abgesichert zu sein, und der eigene Aufwand für den Arbeitnehmer ist durch die Förderungen sehr gering. Sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer haben immer einen Rechtsanspruch auf bAV.
Vorteile für Arbeitgeber
Auch für Arbeitgeber gibt es gute Gründe, eine bAV anzubieten. Eine bAV ist ein wichtiger Baustein, um Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden und zu motivieren.
Insbesondere in der Fitness- und Gesundheitsbranche, wo es aufgrund der hohen Anforderungen an die körperliche Fitness oft schwierig ist, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, kann eine bAV ein wichtiger Faktor sein, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren.
Eine bAV kann zudem dazu beitragen, die Fluktuation im Unternehmen zu reduzieren und somit die Kosten für die Suche und Einarbeitung neuer Mitarbeiter zu senken.
Möglichkeiten der Mitarbeitergewinnung durch bAV
Eine bAV kann gezielt eingesetzt werden, um neue Mitarbeiter zu gewinnen. Speziell in der Fitness- und Gesundheitsbranche, wo es viele Anbieter gibt, die um qualifizierte Mitarbeiter konkurrieren, kann eine bAV ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal sein. Arbeitgeber, die eine bAV anbieten, können sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren und somit potenzielle Bewerber anziehen.
Sachbezüge können auch Vorteile für den Arbeitgeber haben: Unternehmen können damit Mitarbeiter belohnen und motivieren, ohne dabei hohe Kosten zu verursachen (Bildquelle: © fizkes - stock.adobe.com)
Eine bAV kann zudem dazu beitragen, bestehende Mitarbeiter zu halten und zu motivieren. Arbeitgeber, die eine bAV anbieten, zeigen ihren Mitarbeitern, dass sie langfristig an ihrer Bindung interessiert sind und somit ein Interesse an ihrer finanziellen Absicherung im Ruhestand haben.
Viele Arbeitgeber bieten zudem freiwillig höhere Zuschüsse an als die gesetzlichen 15 Prozent oder übernehmen die Beiträge sogar komplett. Warum? Mit einem guten bAV-Angebot verschaffen sich Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte einen Vorteil, der im Zweifel den Ausschlag geben kann, für welchen Arbeitgeber sich der Betreffende entscheidet.
Dabei spielt die Ausgestaltung der bAV eine entscheidende Rolle: Je höher der Arbeitgeberzuschuss, umso stärker wirkt die bAV als Recruiting- und Mitarbeiterbindungsinstrument. Werden beispielsweise Gehaltsgespräche geführt, egal ob mit neuen oder bestehenden Mitarbeitern, kann ein schlüssiges und auf das Unternehmen maßgeschneidertes bAV-Konzept strategisch und gezielt eingesetzt werden.
Win-win-Situation
Die Einzahlung in die bAV ist für den Arbeitgeber und Arbeitnehmer sozialversicherungsfrei. Eine Gehaltserhöhung von beispielsweise 100 Euro kostet den Arbeitgeber unterm Strich rund 125 Euro und beim Arbeitnehmer kommen vielleicht 60 Euro netto an. Dieselben 100 Euro in die bAV gesteckt, kosten das Unternehmen tatsächlich auch nur 100 Euro.
Als Betriebsausgaben geltend gemacht, reduziert sich der tatsächliche Aufwand – analog zum Steuersatz – für viele Unternehmen auf rund 70 Euro, wobei die vollen 100 Euro im bAV-Vertrag für den Arbeitnehmer ankommen. Eine klassische Win-win-Situation.
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