Personal

Förderung von Nachwuchskräften

Fachkräftemangel – ein Schlagwort, das nicht erst seit der Coronapandemie in vielen Bereichen ein Begriff ist. Stichworte wie sinkende Nachwuchszahlen, Qualifizierungsprobleme, steigende Fluktuation und steigende Anzahl an Ausbildungsabbrechern stellen für jedes Unternehmen der Sport- und Fitnessbranche eine Herausforderung dar. Eine Lösung hierfür kann die Förderung von Nachwuchskräften sein.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Fachkräftemangel kann vermieden werden, wenn die Arbeit mit Nachwuchskräften ordentlich gemacht wird.
  • Mit den richtigen Strategien der Mitarbeiterbindung besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit der eigenen Nachwuchskräfteförderung.
  • Die wichtigsten Punkte um Fachkräfte längerfristig zu halten sind Mitarbeiterbindung und Weiterbildungsmöglichkeiten.

Der größte Faktor, der insbesondere in der Zukunft einen entscheidenden Einfluss auf den herrschenden Fachkräftemangel haben wird, ist die alternde Gesellschaft in Deutschland. Der demografische Wandel ist in vollem Gang, der durch die aktuell prognostizierten Einwanderungszahlen nicht kompensiert werden kann. Für Unternehmen ist es daher entscheidend, aktiv gegenzusteuern, um mit einer starken Fachkräftebasis auch die zukünftigen Anforderungen stemmen zu können. Dazu zählen:

  • Nachwuchskräfte finden
  • Nachwuchskräfte qualifizieren
  • Fachkräfte binden

Ein Grund für den Mangel an Fachkräften liegt in der sinkenden Zahl an Auszubildenden gegenüber den Studierenden. Im Vergleich zu einem ausgebildeten Sport- und Fitnesskaufmann hat ein Sportwissenschaftler deutlich weniger praktische Fachkenntnisse. Die Stärkung der Ausbildung ist laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz Gemeinschaftsaufgabe. Und genau hier gilt es anzusetzen und aktiv zu werden. Die Betriebe müssen Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen, Schulen müssen die potenziellen Auszubildenden auf die Aufgaben vorbereiten und ein starker Bildungspartner muss die Ausbildung begleiten und unterstützen.

Nachwuchskräfte finden

Die Schlagzeile, dass eine hohe Anzahl an Ausbildungsplätzen unbesetzt bleibt, ist in den letzten Jahren keine Seltenheit und auch Sie stehen vielleicht vor der Herausforderung, offene Stellen zu besetzen. Mit dem Wandel der Zeit ist es nicht mehr so wichtig, was Betriebe vom Mitarbeitenden erwarten, sondern vielmehr steht die Frage im Fokus: Was erwarten Nachwuchskräfte und Fachkräfte von uns, den Betrieben?

An dieser Stelle muss auf das Employer Branding eingegangen werden. Unternehmen sind nur zukunftsfähig, wenn sie eine überzeugende Markenidentität haben. Es ist wichtig, genau zu definieren, für welche Werte das Unternehmen steht, welche Stärken es hat und was es seinen Mitarbeitenden bietet. Es ist möglich, dass Bewerber durch ein Stellenangebot erstmalig von einem Unternehmen hören.

junge Nachwuchskräfte sitzen im Kreis mit Trainer
Sind geeignete Nachwuchskräfte gefunden, müssen diese für die Arbeit in der Sport- und Fitnessbranche qualifiziert werden (Bildquelle: © Svitlana - stock.adobe.com)

Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie bereits vorab durch Werbung, Pressemitteilungen oder andere Berichte Kenntnis von dem Unternehmen erlangt haben. Durch professionelles Employer Branding präsentiert sich ein Unternehmen als interessant und lockt Bewerber an. Je besser das Employer Branding, desto mehr Bewerber werden aufmerksam.

Im zweiten Schritt ist das Personalmarketing und -recruiting zu überdenken. Die Zusammenarbeit mit einer Bildungsakademie, die ebenfalls Stellen ausschreibt und Bewerber akquiriert, ist hier nur ein Teil des Schlüssels zum Erfolg. Wichtig ist ebenso eine Stellenausschreibung, die dort erscheint, wo sich viele potenzielle Bewerber tummeln. Warum nicht auch bei Instagram, TikTok und Co inserieren? Seien Sie kreativ und kommunizieren Sie klar und deutlich, was der Auszubildende bei Ihnen für Vorteile hat. Wichtig ist, nach Bewerbungseingang schnell zu reagieren. Es empfiehlt sich, mit den jungen Menschen zu sprechen – eine schlechte Schulbildung sollte nicht sofort das Aus bedeuten. Eventuell liegen die Stärken im Umgang mit Menschen und nicht in der Mathematik. Wie wäre es zudem mit einem Azubi-Tag, der das positive Image Ihres Unternehmens nach außen transportiert?

Nachwuchskräfte qualifizieren

Sind geeignete Kandidaten gefunden, müssen diese für die Arbeit in der Sport- und Fitnessbranche qualifiziert werden. Die Standardausbildung der Sport- und Fitnessbranche ist die zum Sport- und Fitnesskaufmann. Die Auszubildenden werden in drei Jahren in vielerlei kaufmännischen Bereichen für das Berufsleben qualifiziert. Marketing, Rechnungswesen, Beratungs- und Servicemanagement seien hier stellvertretend genannt. Doch das allein reicht für eine langfristige und professionelle Tätigkeit nicht aus.

Es fehlen Trainerqualifikationen, erweiterte sportbezogene Kenntnisse, die die Basis für die professionelle Ausübung der tagtäglichen Tätigkeiten des Mitarbeiters bieten und die ihn für berufliche Weiterqualifikationen und eine Karriereentwicklung, wie z. B. mit einer Weiterbildung zum Fitnessfachwirt, um ins Management einzusteigen, vorbereiten.

Bewährt haben sich daher Ausbildungskonzepte, bei denen die Auszubildenden zunächst für die Trainingsfläche qualifiziert werden, bevor dann der kaufmännische Schwerpunkt erfolgt. Dies hat sowohl für den Auszubildenden als auch den Ausbildungsbetrieb Vorteile: Der Auszubildende profitiert von diversen Abschlüssen und Qualifikationen. Neben dem kaufmännischen IHK-Abschluss erwirbt er unterschiedliche Trainerlizenzen, die sein Profil stärken. Der Ausbildungsbetrieb profitiert vor allem vom topaktuellen Fachwissen, das sein Azubi schon während der Ausbildung erwirbt und bereits nach wenigen Monaten als Trainer praktisch anwenden und vermitteln kann.

Fachkräfte binden

Nach der erfolgreichen Ausbildung gilt es, die Fachkraft zu halten. Flexible Arbeitsmodelle, Weiterbildungsmöglichkeiten und Wertschätzung für den Mitarbeiter sind hier entscheidende Faktoren. Nach der Ausbildung ist es wichtig, den Mitarbeitenden weiterzuqualifizieren. Entweder durch innerbetriebliche Angebote oder externe Möglichkeiten, wie z. B. den Fachwirt, denn oftmals ist für viele Nachwuchskräfte der Grund, den Job zu wechseln, ein attraktiveres Angebot, welches auch Weiterentwicklungsmaßnahmen beinhaltet.

Trainer mit Azubis haben Freude bei der Einarbeitung im Fitnessstudio
Flexible Arbeitsmodelle, Weiterbildungsmöglichkeiten und Wertschätzung für den Mitarbeiter sind entscheidende Faktoren, um Mitarbeiter nach der Ausbildung halten zu können (Bildquelle: © Svitlana - stock.adobe.com)

Gleichzeitig ist es wichtig, das Arbeitsumfeld optimal zu gestalten. Wer sich in einem Betrieb wohlfühlt, wechselt nicht so schnell wie jemand, der frustriert ist. Für die Mitarbeiterbindung sind wichtig: ein gesundes Betriebsklima, ein professionelles, faires Verhalten der Führungskräfte, die Möglichkeit, sich im Unternehmen zu entfalten und Sinn in der Arbeit zu finden. Die einflussreichste Komponente in puncto Mitarbeiterbindung liegt im Führungsverhalten der Spitze, sprich im wertschätzenden Umgang der Führungskräfte mit ihren Mitarbeitern. Außerdem hat auch die Arbeitszeit einen großen Einfluss auf die Zufriedenheit. Mit Sicherheit entscheiden sich mehr Mitarbeitende für ein Unternehmen, wenn die Arbeitszeiten es zulassen. Durch flexible Arbeitszeitmodelle gibt man Mitarbeitern die Möglichkeit, sich je nach Lebensphase im Unternehmen zu engagieren.

Fazit

Fachkräftemangel muss nicht sein, wenn bereits bei der Nachwuchsarbeit sauber gehandelt wird. Die Ausbildung im eigenen Betrieb bietet die besondere Chance, die Fachkräfte aus den eigenen Reihen zu entwickeln. Mit einem guten Employer Branding und dem richtigen Image können geeignete Kandidaten gewonnen werden, die während ihrer dreijährigen Ausbildung das Unternehmen schätzen lernen und dann langfristig an das Unternehmen gebunden werden können. Mit den richtigen Strategien der Mitarbeiterbindung besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit der eigenen Nachwuchskräfteförderung.

Bildquelle Header: © Svitlana - stock.adobe.com

    Die Autorin

    • Miriam Müller

      Miriam Müller leitet die Deutsche Sportakademie. Die auf flexibles zeit-und ortsunabhängiges Blended Learning spezialisierte Akademie bildet Auszubildende im Rahmen der dualen Erstausbildung zum/zur Sport- und Fitnesskaufmann/-frau (IHK) inklusive Professional Fitnesscoach. Die Teilnehmer erwerben neben den kaufmännischen Qualifikationen vielfältige Trainerlizenzen und profitieren von einem intensiven Coaching- und Betreuungsangebot.
       

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