Management

Wie können Fitnessstudiobetreiber vom dritten Gesundheitsmarkt profitieren?

Der Gesundheitsmarkt ist groß und wächst dynamisch. Aus Sicht der Fitnessstudiobetreiber und Physiotherapeuten besteht dieser aus den privat finanzierten Gesundheitsleistungen, den Leistungen der Gesetzlichen Krankenversicherung (§ 20) und den durch Firmenkunden bereitgestellten Budgets. Drei Märkte, in denen moderne Fitness- und Reha-Anbieter als ganzheitliche Gesundheitsanbieter unbedingt zu Hause sein sollten. Drei Wachstumsmärkte, wobei speziell der dritte Markt der Firmenkunden enorme Bedeutung gewinnen wird.

Viele Fitnessclubbetreiber sind in diesem Bereich bereits seit Langem als BGF-Anbieter tätig, aber nutzen noch nicht das ganze Potenzial. Sie decken nur einzelne Bereiche ab und werden daher von den Ansprechpartnern der Unternehmen als Anbieter gar nicht auf Augenhöhe wahrgenommen. Die Themen, die Entscheider, also Geschäftsführer und Personalverantwortliche, im Wesentlichen beschäftigen, lauten Employer Branding, Arbeitgebermarke, Mitarbeiterbindung und -gewinnung. Im Zeitalter der digitalen Transformation sind das die zentralen Schlagworte, die die Verantwortlichen umtreiben, und nicht mehr kleinteilige Angebote wie Betriebliches Gesundheitsmanagement, Betriebliches Eingliederungsmanagement, Ernährungskurse, §-20-Leistungen oder Rückenkurse. 

Arbeit sollte eigentlich nicht krank machen. Sie sollte als Quelle für Wohlbefinden und Erfüllung angesehen werden. Trotzdem steigt die Zahl der psychischen Erkrankungen seit Jahren. Der Gesetzgeber hat darauf vor Langem reagiert. Seit 2013 ist es in Deutschland gesetzlich geregelt, dass jeder Arbeitgeber eine psychische Gefährdungsbeurteilung durchführen muss. Psychische Erkrankungen reduzieren nicht nur die Leistungsfähigkeit der direkt betroffenen Personen, sondern werfen eine Organisation meilenweit zurück, da Mitarbeiter Arbeiten der Erkrankten übernehmen müssen, Ersatz organisiert werden muss und die spätere Wiedereingliederung ebenfalls enorme Ressourcen verschlingt. Mittlerweile ist es den Unternehmen durchaus bewusst, dass sie sich sehr intensiv um diese Themen kümmern müssen, sodass sie sogar dazu bereit sind, Geld in die Hand zu nehmen und in diese Themen zu investieren. Die Corona-Krise hat zudem den Blick auf das Thema Gesundheit nochmals verändert. Wir wissen nun alle, dass ohne gesunde Mitarbeiter auch in einer digitalen Welt gar nichts geht.

 

Gruppe trainiert mit Gewichten und tauschen sich mit dem Trainer aus
Fitnessstudios sind geradezu prädestiniert für die Aufgabe, Employer-Branding-Konzepte und Betriebliche Gesundheitsmanagementsysteme (BGM) zu entwickeln und mit entsprechenden Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) zu begleiten

 

Strukturen in einem gesunden Unternehmen
Studien zur Auswirkung der digitalen Transformation auf die Beschäftigten konstatieren eine zunehmende Verdichtung der Arbeit. Neben dem Anspruch der permanenten Weiterbildung müssen durch die Digitalisierung Aufgaben schneller und auch mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigt werden. Ein Umstand, der dazu führt, dass sich jeder Fünfte überlastet bzw. ausgebrannt fühlt. Ein weiteres Phänomen ist, dass die Verdichtung der Arbeit und die Verschmelzung von Arbeits- und Privatleben stark zunehmen. Gesundheitsfördernde Faktoren der Arbeit führen nachweislich zu Selbstachtung, Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, guter geistiger Verfassung, Lebenszufriedenheit, Sinnhaftigkeit und Lebenssinn und beugen Apathie sowie sozialer Isolation vor. Demnach gilt es also, die positiven Ressourcen der Arbeit in der Unternehmensentwicklung zu schützen bzw. auszubauen, die negativen hingegen konsequent abzubauen. Aus Sicht der Unternehmensführung muss es oberstes Gebot und Aufgabe sein, die bestmöglichen Strukturen für die Mitarbeiter zu entwickeln. Nur wenn diese vorgefunden werden, kann das Unternehmen sich auch entwickeln. Diese Strukturen haben also enorme Auswirkungen auf die Profitabilität und Überlebensfähigkeit von Unternehmen. 

Wie können Studiobetreiber von dieser Entwicklung profitieren?
Fitnessstudios müssen zu Komplettanbietern in Sachen Employer Branding werden. Sie müssen ganzheitliche Konzepte entwickeln und diese umsetzen. Auf diese Art und Weise profitieren Fitnessclubbetreiber auf beiden Seiten: zum einen in der konzeptionellen Beratung über zusätzliche lukrative Honorarumsätze ohne Mehrkosten und zum anderen in der langfristigen Umsetzung der BGF-Maßnahmen sowie neuer Mitgliedsbeiträge. Fitnessstudios sind geradezu prädestiniert für die Aufgabe, Employer-Branding-Konzepte und Betriebliche Gesundheitsmanagementsysteme (BGM) zu entwickeln und mit entsprechenden Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) zu begleiten. BGM ist, so aufgefasst, ein zentraler Baustein eines modernen Employer-Branding-Systems. Employer Branding (Arbeitgebermarkenbildung) versucht, Unternehmen als attraktive Arbeitgeber darzustellen und von anderen Wettbewerbern im Arbeitsmarkt positiv abzuheben. Die Bildung einer Arbeitgebermarke führt nachweislich zu mehr Mitarbeiterbindung und leichterer Mitarbeitergewinnung. In den vergangenen Jahren beeinflussen zunehmend auch die sozialen Medien die Wahrnehmung der Unternehmen als Arbeitgeber. Insbesondere Arbeitgeberbewertungen auf Portalen wie beispielsweise kununu zahlen direkt auf die Arbeitgebermarke ein, da diese von immer mehr Bewerbern während der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz und Recherche potenzieller Arbeitgeber aufgesucht werden. 

Sogar der Staat hilft dem klassischen Mittelstand (KMU) dabei. Viele Förderprogramme unterstützen KMU mit nicht rückzahlbaren Zuschüssen in Höhe von 50 bis 80 % der Beratungssumme. Um dies wirksam nach außen zu dokumentieren, helfen Auszeichnungen und Zertifikate wie z. B. das Gütesiegel BFK – Gesundes Unternehmen. Die Auszeichnung ist für kleine und mittlere Unternehmen gedacht, die die Themen Arbeitsschutz und psychische Gefährdungsbeurteilung umsetzen sowie Maßnahmen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement und zur Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeiter anbieten. Die Organisationen setzen damit die gesetzlichen Vorgaben um und leisten darüber hinaus einen freiwilligen Beitrag für die Förderung der Gesundheit ihrer Mitarbeiter. 
 


Vertreter der PT Reutlingen und GL GmbH bei der Vergabe des Gütesiegels BFK Gesundes Unternehmen
Hier ist die PT Reutlingen und die Firmengruppe GL GmbH Metall- u. Werkstatttechnik bei der Vergabe des Gütesiegels BFK Gesundes Unternehmen zu sehen

 

Beispiele aus der Praxis
Die Unternehmensgruppe PT Reutlingen – Fitness- und Gesundheitsclub und die BGM-Beratung PT Reutlingen GmbH & Co.KG, die mit BGM-Beratung und BGF-Maßnahmen u. a. die HUGO BOSS AG in Metzingen sowie weitere regionale mittelständische Unternehmen betreuen, zeigen, wie BGM erfolgreich praktiziert werden kann. Im Rahmen der Beratung wurde auch die Firmengruppe GL GmbH Metall- u. Werkstatttechnik, ein Unternehmen, welches die Blechbearbeitung, Laserschneidung, Kanten, Schweißen und Montieren sowie die Herstellung von Geräten und Werkzeugen für Kfz-Werkstätten zu seinen Kernbereichen und Aufgabengebieten zählt, für ihre gesundheitsfördernde und mitarbeiterorientierte Unternehmensführung mit dem BGM-Gütesiegel „Gesundes Unternehmen“ ausgezeichnet. In Zusammenarbeit mit der Unternehmens- und BGM-Beratung PT Reutlingen GmbH & Co. KG wurden die entsprechend notwendigen Maßnahmen zur Erlangung des Gütesiegels umgesetzt. Heute finden bei GL Metall- und Werkstatttechnik im Bereich Gesundheit viele Aktionen statt, wie beispielsweise gemeinsame Skiausfahrten, Ernährungstage, Faszien-Kurse, Laufgruppen sowie Physiotherapiesprechstunden, aber auch regelmäßige §-20-Gesundheitskurse.

Fazit
Die Herausforderungen für attraktive Arbeitgeber lauten:

  • Unternehmensführung und Mitarbeiterbindung haben sich drastisch gewandelt.
  • Angesichts der gestiegenen Lebensarbeitszeit wollen Mitarbeiter mehr als nur einen Arbeitsplatz, an dem sie ihren Lebensunterhalt verdienen.
  • Unternehmen müssen verstärkt in die physische und psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren.
  • Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter in einen kulturellen Kontext einbetten, in dem sie sich als Mensch wohlfühlen.

Die Herausforderungen für Fitnessanlagenbetreiber lauten:

  • Werden Sie zu ganzheitlichen Gesundheitsanbietern.
  • Bieten Sie kreative Konzepte, damit die Mitarbeiter dauerhaft im Unternehmen bleiben.
  • Nutzen Sie die Fördermöglichkeiten.
  • Entwickeln Sie Ihre Firmenkunden zu gesunden Unternehmen.

 

Quelle:
Header und Bild 1: ©sabine hürdler - stock.adobe.com

 

Der Autor

  • Sascha Kugler

    Sascha Kugler ist Diplom-Kaufmann, Fachbuchautor und Unternehmer. Mehr Informationen erhalten Sie unter www.Businessfitnessnetwork.de Kontakt: Jörg Feser, jf@b-f-konzepte.de

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