Management

Rauchen alle guten Unternehmer Zigarre?

Selbstständige Physiotherapeuten mit eigener Praxis sehen sich häufig nicht als Unternehmer, obwohl sie genau das sind. Sie fühlen sich dafür häufig nicht geeignet und versuchen mit viel persönlichem Einsatz, ihre Praxis am Laufen zu halten. Das geht meist früher oder später schief. Warum es besser ist, sich auf die Kernkompetenzen des Unternehmertums zu besinnen und was diese sind, lesen Sie hier

Es gibt nicht den einen Unternehmertyp, der erfolgreich ist. Vielmehr treten sie in unterschiedlichen Farben und Formen auf. Zwar sind sie so erfolgreich, weil sie so sind, wie sie sind. Eine einfache Kopie des Verhaltens oder der Werte von erfolgreichen Unternehmern führt jedoch mit einer eher geringeren Wahrscheinlichkeit zum Erfolg. Viel wichtiger ist es, das Unternehmertum nach eigenen Vorstellungen zu leben. Das ist authentisch und erfolgsversprechender. Trotzdem gibt es gewisse Eigenschaften, die erfolgreiche Unternehmer vereint und die entwickelt werden sollten. 

Unternehmer – Sein oder nicht Sein
Unabhängig davon, ob man sich nun als Unternehmer bezeichnet oder mit diesem Begriff nichts anfangen kann, bleibt die Herausforderung der Unternehmensführung für selbstständige Physiotherapeuten mit eigener Praxis bestehen. Die häufige Nichtanerkennung dieser Rolle unter Physiotherapeuten sorgt dafür, dass sie nicht erfolgreich als Unternehmer arbeiten können. Eine der wichtigsten Eigenschaften ist es nämlich, die eigene Rolle klar definieren zu können. Möchte man der Kopf des Unternehmens sein, der alles steuert und lenkt, oder sieht man sich selbst stärker beim Behandeln der Patienten? Dann muss jemand gefunden werden, der die administrative Arbeit übernimmt. Sind Marketing und Personalführung auf der unternehmerischen Agenda, bleiben dafür andere Themen auf der Strecke. Wer alles selbst machen möchte, von der Arbeit an den Patienten über die Buchhaltung bis hin zur strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens, bemerkt recht schnell, dass er in ein Hamsterrad hineinkommt, in dem er sich ausschließlich auf die Brandherde im Unternehmen konzentriert, die nötige Energie für echtes unternehmerisches Arbeiten jedoch fehlt. Spätestens hier sollte jedem klar sein, dass Aufgaben abgegeben werden müssen. Wer sich über seine Unternehmensrolle im Klaren ist, weiß genau, welche Aufgaben er abtreten kann. Leider sieht man gerade in der Physiotherapie viel zu häufig, dass keine Aufgabenverteilung stattfindet. Das schadet aber nicht nur dem Unternehmen, sondern letztlich auch dem Unternehmer. Ist die Entscheidung für eine Rolle gefallen, sollte man sich darauf fokussieren, um sie effektiv ausfüllen zu können. 

 

Die wichtigste Fähigkeit für einen Unternehmer ist die Fähigkeit sich ständig weiterzuentwickeln

 

Stillstand ist Rückschritt
Eine Eigenschaft, die Unternehmer außerdem mitbringen sollten, ist die Fähigkeit, sich ständig weiterzuentwickeln. Das kann auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden. Auf der einen Seite steht natürlich die fachliche Weiterentwicklung im Unternehmertum, aber auch als Physiotherapeut. Wie man hier die Schwerpunkte setzt, hängt von der eigenen Rolle im Unternehmen ab. Das kann mithilfe von Büchern und Seminaren geschehen (Unternehmercoach Stefan Merath empfiehlt ein Minimum von 25 Büchern und 2 Seminaren pro Jahr), aber auch Unternehmernetzwerke, der Austausch mit Gleichgesinnten und Coachings sind hilfreiche Werkzeuge zur Verbesserung der Unternehmerkompetenz. Das stetige Vorankommen muss zur Gewohnheit werden, wie die allmorgendliche Joggingrunde. Nur dann erlangt man das notwendige Mindset, um sich den Anforderungen der schnell verändernden Märkte anzupassen. Denn es werden zwangsläufig Rückschläge kommen. Das bleibt im Unternehmertum einfach nicht aus. Sei es der langjährige Top-Mitarbeiter, der das Unternehmen verlässt, oder aber die finanzielle Krise, die das Unternehmen in die roten Zahlen stürzt, derUnternehmer darf sich nicht von Existenzängsten leiten lassen, sondern muss an der Überwindung dieser Krise arbeiten. 

Liebe deine Zielgruppe
Es gibt Unternehmer, die keine klare Strategie verfolgen. Sie rennen vermeintlich Erfolg bringenden Projekten hinterher und verlieren sich und ihre Ausrichtung. Auch wenn sie damit möglicherweise kurzfristigen Erfolg haben, sieht so keine sinnvolle unternehmerische Handlungsweise aus. Der bessere Weg wäre es, eine Strategie zu entwickeln, diese über Jahre hinweg zu verfolgen, bei Bedarf anzupassen und dann die Früchte der Arbeit zu ernten. Dieser Fokus kann nur schwer aufrechterhalten werden, wenn man nicht weiß, was man erreichen möchte – und die Liebe zur Arbeit und den Patienten fehlt. Das hört sich nun etwas romantisierend an, hilft aber dabei, fokussiert zu bleiben. Wer eine Liebe zu seiner Zielgruppe entwickelt hat, bleibt motiviert, mit und für sie zu arbeiten. Hier kann es dann zum Konflikt kommen. Wer seine Ziele über die Kunden setzt, kann dadurch den Blick auf sie verlieren und damit auch auf ihre Bedürfnisse. Letztendlich führt das dann zu einem geringeren Unternehmenserfolg. Zudem verändern sich Bedürfnisse regelmäßig. Man muss also auch hier bereit sein, sich selbst weiterzuentwickeln, um am Puls der Zeit zu bleiben.  

Bereit sein, voranzugehen
Menschen zu führen heißt nicht automatisch, ihnen täglich Anweisungen zu geben, was sie zu tun haben, und dann möglichst genau zu kontrollieren, was sie getan haben, oder jede Woche einen anderen Mitarbeiter öffentlich zusammenzuschreien. Wer so etwas möchte, sollte das an seine Führungskräfte weitergeben. Unter unternehmerischem Führen versteht man vielmehr das Vorangehen, die Leitfigur des Unternehmens zu sein, die Mitarbeiter mitzunehmen und sie weiterzuentwickeln. Wer sich darauf einlässt, kann gemeinsam mit seinen Mitarbeitern viel bewegen. Dabei soll das Thema Unternehmenskultur nicht verschwiegen werden: Der Unternehmer ist dafür verantwortlich welches Klima und welche Kultur im Unternehmen herrschen. Wer eine klare Vision dafür hat, welche Kultur im Unternehmen herrschen soll, hat es bei der Mitarbeiterauswahl einfacher, da er weiß, welche Menschentypen er dabeihaben möchte und welche nicht. 

Fazit
Wer sich klar darüber ist, wie seine Rolle im Unternehmen ist, bereit ist, sich ständig weiterzuentwickeln, seine Zielgruppe liebt und vor der Verantwortung, die das Thema Führung mit sich bringt, nicht zurückschreckt, trägt die wichtigen Eigenschaften auf dem Weg zu einem guten Unternehmer in sich. Für Physiotherapeuten ist es besonders wichtig, diese Rolle anzunehmen und für sich zu erkennen, wo sie eigentlich im Unternehmen stehen wollen.

Quellen
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Bild: ©WavebreakmediaMicro - stock.adobe.com

Der Autor

  • Jonathan Schneidemesser

    Seit seinem Germanistik-und Philosophie-Studium in Mannheim arbeitet er für das Fachmagazin BODYMEDIA. 2015 übernahm er nach Abschluss seines BWL-Studiums die Chefredaktion für das Magazin. 2017 etablierte er die BODYMEDIA dann mit einem eigenen Magazin im Physio-Bereich. Seine sportliche Erfahrung sammelte vor allem in seiner aktiven Zeit als 800m-Läufer. In seiner Freizeit joggt er durch den Wald oder schwingt Kettlebells.