Management

Erfolgreiches Krisenmanagement im Fitnessstudio

In Krisenzeiten müssen Unternehmen ihre Prozesse auf Effizienz überprüfen und optimieren. Zudem müssen Kosten gesenkt werden. Hierbei wird häufig zuerst beim Personal der Rotstift angesetzt. Warum dies der falsche Ansatz ist und was erfolgreiches Krisenmanagement auszeichnet, erklärt René Grendel im Interview.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Unternehmen, die erkennen, wo sie effizienter sein können, sparen langfristig Kosten und generieren neue Umsätze und Gewinne.
  • Die Effizienz kann durch die Klärung von Verantwortlichkeiten, cleveres Ideenmanagement und Digitalisierung gesteigert werden.
  • Es ist wichtig, auch in Krisenzeiten in die Mitarbeiterbindung zu investieren, um so die Motivation und Produktivität zu stärken.
  • Führungskräfte müssen in Krisenzeiten vor alle Lösungsorientierung und Führungsstärke zeigen sowie Sicherheit geben.

BODYMEDIA: Warum ist es Ihrer Meinung nach der falsche Weg, wenn Unternehmen auf Krisen mit drastischen Kosteneinsparungen reagieren?

René Grendel: Wenn es wirtschaftlich schwierig wird, ist unser erster Reflex, Kosten zu sparen, insbesondere beim Personal. Das ist sicher nicht falsch, aber wenn es die einzige Lösung ist, wird es langfristig die letzte Lösung sein, weil man dann einfach vom Markt verschwindet.

Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, um zu schauen, welche Ineffizienzen sich im Laufe der Zeit aufgebaut haben. Unternehmen, die erkennen, an welchen Stellen sie effizienter sein können, sparen dadurch viel mehr Kosten und sie profitieren von einem stattlichen Hebeleffekt, der sich daraus ergibt und langfristig neue Umsätze und Gewinne generiert.

BODYMEDIA: Statt Kosten zu senken, plädieren Sie dafür, dass Unternehmen Effizienzen erkennen und nutzen. Können Sie anhand von Beispielen verdeutlichen, was Sie genau damit meinen?

René Grendel: Natürlich müssen Unternehmen auch schauen, wo und an welchen Stellen sie eventuell zu großzügig waren, oder einfach mal beim Einkauf oder der nächsten Bestellung nach einer Sonder-Rabattierung fragen.

Was ich jedoch im täglichen Alltag immer wieder erlebe, ist, dass sich zwei oder mehrere Personen um den identischen Sachverhalt, die gleiche Problemstellung kümmern. Jedoch ohne sich miteinander abzustimmen. Das ist der „Klassiker“, der durchaus mal einen halben Arbeitstag mindestens eines Mitarbeitenden verschwendet. Im konkreten Beispiel ist es wichtig, Verantwortlichkeiten zu übertragen, Strukturen zu schaffen und diese auch einzuhalten.

Hierbei sollte auch, bei sich selbst angefangen, eine kaufmännische Sensibilität geschult werden: Ist es richtig, wenn der teuerste Mitarbeitende einer Tätigkeit nachgeht, die die geringste Wirtschaftlichkeit für das Unternehmen widerspiegelt? Lassen Sie diesen Satz bitte einen Moment wirken bzw. lesen Sie ihn erneut.

Haben Mitarbeitende einen klar abgegrenzten Aufgabenbereich oder gibt es Überschneidungen? Wer macht was? Sind alle Prozesse klar definiert? Werden die Prozesse eingehalten? Werden die Ergebnisse schnell überprüft und wird dann ebenfalls schnell eine Lösung daraus abgeleitet?

Mitarbeiter möchten wissen, wer wofür zuständig ist, wer die Verantwortung für bestimmte Entscheidungen trägt, an wen sie sich wenden können, wenn Dinge nicht so funktionieren, wie sie sollen, wofür sie selbst zuständig sind und wo ihre Zuständigkeit aufhört und wie Prozesse funktionieren und welche Rolle sie selbst für den perfekten Ablauf spielen.

Eine weitere Effizienzsteigerung ist, zu hinterfragen, ob Mitarbeitende entsprechend ihren Stärken und Vorlieben eingesetzt werden. Haben Sie Ihre Mitarbeitenden zur Zufriedenheit damit schon befragt? Sie werden positiv überrascht sein über die Ergebnisse.

Da schlummert in jedem Unternehmen und branchenübergreifend noch so viel Potenzial! Forschungen zeigen, dass zufriedene Mitarbeitende noch bessere Arbeit leisten und dem Unternehmen länger erhalten bleiben.

Sorgen Sie als Arbeitgeber dafür, dass das körperliche und geistige Wohlbefinden am Arbeitsplatz hoch ist, lassen sich Effizienz, Produktivität und Umsatz steigern. Und da sind wir bei meinem Kernthema: Die Mitarbeiterbindung wird massiv gesteigert!


Mehr als 65 % aller Fördermittel für Arbeitgeber verfallen jedes Jahr, weil sie nicht genutzt werden. Die Rede ist von einer sechsstelligen Summe, die Unternehmen z. B. für Digitalisierung, Softwaresysteme und digitale Sichtbarkeit nutzen könnten (Bildquelle: © Renè Grendel)

Nicht zu vergessen bei der Effizienzsteigerung: die Digitalisierung. Hierbei denken viele, insbesondere die Mitarbeitenden, eher an Rationalisierung und Entlassung. Es gilt zunächst, den Mitarbeitenden Sicherheit zu geben. Ja, es fallen Tätigkeiten weg. Der clevere Arbeitgeber nutzt diese freien Zeiten jedoch nicht zur Reduzierung der Arbeitszeit und Entlassung, sondern nutzt die freien Kapazitäten, um die Mitarbeitenden nach den bereits erwähnten Stärken noch effizienter für das Unternehmen einzusetzen.

Effizienzen zu steigern bedeutet eben nicht, Mitarbeitende zu entlassen – ganz im Gegenteil – sondern von einfachen und lästigen Tätigkeiten zu befreien. Ganz ehrlich, kein Mitarbeitender hat dauerhaft Freude und Lust an monotonen und einfachen Tätigkeiten. Wenn man neue Herausforderungen und Perspektiven bietet, Verantwortungen überträgt und Stärken fördert, ist das ein enormer Hebel.

In der aktuellen Zeit und grundsätzlich ist auch das Thema Gehaltserhöhung immer präsent. Die normale Gehaltserhöhung ist die ineffizienteste Variante, bei 100 Euro kommen rund 55 Euro an, die Sie rund 125 Euro kosten. Nutzen Sie die zahlreichen Möglichkeiten, Bestandteile steuer- und sozialversicherungsabgabenfrei auszuzahlen.

Die bekannteste Variante ist z.B. der Sachwertbezug mit 50 Euro. Aber es gibt weitere Optionen, die wir im Mitarbeitermagnet®-Mentoring im Detail besprechen und bei der Implementierung unterstützen.

BODYMEDIA: Wie sollten Unternehmer vorgehen, um die eigene Arbeitsweise hinsichtlich der Effizienz zu analysieren? Und wie sollte dann das weitere Vorgehen aussehen, sollte Optimierungsbedarf bestehen?

René Grendel: „Qualität und Produktivität können nur von Menschen verbessert werden.“ Walter P. von Wartburg. Sie benötigen keine teuren Unternehmensberater! Wer kann am besten über Ihre Firma sprechen bzw. hat die besten Einblicke? Sie und Ihre Mitarbeitenden!

Was das Alltagsgeschäft angeht, die täglichen To-dos, da wissen die dafür zuständigen Mitarbeitenden oft tatsächlich noch besser Bescheid als die Führungskräfte. Ihre Meinung zu Verbesserungen, neue Ideen oder auch Tools, die die Abläufe verbessern und verschlanken, sind oft Gold wert.

Sie sollten sich deshalb Gedanken darüber machen, wie Sie die Ideen der Mitarbeitenden optimal nutzen können, sodass alle davon profitieren. Die ersten Schritte könnten z. B. so aussehen: Bitten Sie die Mitarbeitenden, ihre Ideen, Verbesserungsvorschläge und Prozessoptimierungen zu notieren, und versichern Sie ihnen, dass wirklich jeder Vorschlag willkommen ist und Sie sich über ihre Initiative freuen.

Last not least: Für jede Idee, die tatsächlich anschließend im Unternehmen implementiert wird, gibt es für den Ideengeber ein kleines Benefit.

Mit einem cleveren Ideenmanagement schlägt man grundsätzlich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sie profitieren von den Erfahrungen an der Basis, Sie binden Mitarbeitende aktiv in Entscheidungen ein und Sie vermitteln ihnen Wertschätzung und Vertrauen, weil Ihnen ihre Meinung wichtig ist.

BODYMEDIA: Unternehmen, die ihre Effizienz steigern möchten, müssen zwangsläufig auch investieren. Ist das in Krisenzeiten, gerade für kleinere Firmen, überhaupt realisierbar?

René Grendel: Der Erfolgshebel, der sich aus einer klugen Investition ergibt, ist gerade in Krisenzeiten am effektivsten und wertvollsten. Dies setzt natürlich eine solide Kapitaldecke und Investitionsmöglichkeit bei Unternehmen voraus, und vor allen Dingen: Mut! Wenn alle Hausaufgaben gemacht wurden, seien Sie mutig und investieren Sie!

Zur Frage „ist das überhaupt realisierbar?“: Weniger als 7 % aller mittelständischen Unternehmen nutzen Zuschüsse, mehr als 65 % aller Fördermittel für Arbeitgeber verfallen jedes Jahr, weil sie nicht genutzt werden. Wir reden hier von einer sechsstelligen Summe, die Unternehmen geschenkt bekommen könnten, z. B. für Personalausbau, Gebäude und Ausstattungen, Digitalisierung, Softwaresysteme und digitale Sichtbarkeit.

Über das Mitarbeitermagnet®-Netzwerk stellen wir zu diesem Spezialthema vorqualifizierte Experten als Ansprechpartner zur Verfügung, die auch die durchaus komplexe Beantragung unterstützen.

BODYMEDIA: Die Fitnessbranche ist besonders betroffen. Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung ein?

René Grendel: Durch die gestiegene Inflation bzw. die enormen Preissteigerungen bei Verbrauchsgütern und Nahrungsmitteln werden viele Kunden weiterhin genauer auf ihren Konsum achten. Ich sehe jedoch, insbesondere für Dienstleistungen im Gesundheitsbereich, noch enormes Potenzial. Für immer mehr Menschen ist die Gesundheit das höchste Gut. Und bei dem Thema Mitarbeiterbindung ist die Stärkung der Mitarbeitergesundheit ein wichtiger Punkt. Immer mehr Arbeitgeber wollen Firmenfitnessangebote sowie ein Gesundheitsbudget anbieten.

Neben dem intensiveren Angebot von Gruppenverträgen für Arbeitgeber ist die Erweiterung des Produktangebotes dringend zu empfehlen, z. B. um BGM und noch spezialisiertere Personal Trainer. Seien Sie gerne kreativ! Was können Sie noch besser als der Wettbewerb machen? Ein eigenes Beispiel: Ich habe mich damals für eine Personal Trainer entschieden, weil er neben den „Standards“ wie Ernährung und Sport zusätzlich die Themen Achtsamkeit und Schlaf mit in seinem Betreuungspaket anbietet.

BODYMEDIA: Welche bekannten Beispiele fallen Ihnen ein, wenn Sie an erfolgreiches Krisenmanagement denken? Was waren die wichtigsten Schritte der Verantwortlichen, um die Krise erfolgreich zu meistern?

René Grendel: Tempo, Tempo und nochmals Tempo! Jedes Unternehmen muss bei Veränderungen, und derer wird es in den nächsten Jahren einige geben, schnell sein und schnell reagieren. Ob jede Veränderung immer gut und schön ist, steht hierbei nicht zur Debatte. Fakt ist, dass wir darauf reagieren müssen, um nicht abgehängt zu werden bzw. nicht den Anschluss zu verlieren.

Extreme Negativbeispiele sind Konzerne: große, langsame Tanker. Nutzen wir als KMU diesen enormen Wettbewerbsvorteil!

„Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste, sondern diejenige, die am besten auf Veränderungen reagiert.“

Charles Darwin,britischer Naturforscher

BODYMEDIA: Was sind aus unternehmerischer Sicht die wichtigsten Dinge, die bei Auftreten einer Krise zu berücksichtigen sind? Wie sieht das perfekte Krisenmanagement aus? Was gilt es zu berücksichtigen und was zu vermeiden?

René Grendel: Als Allererstes: Lassen Sie uns bitte aufhören, permanent und wiederholend von Krise zu sprechen. Es ist nicht rosig, extreme Veränderungen stehen uns bevor bzw. wir sind mittendrin. Wir können uns als Führungskraft nicht vor die Mitarbeitenden stellen und rumjammern, sondern müssen Lösungsorientierung, Führungsstärke zeigen und Sicherheit geben.

Übrigens ist das auch die deutlich bessere Story, die wir den Mitarbeitenden erzählen können! Sie können so die Sorgen vor der bevorstehenden schwierigeren Zeit mildern oder ihnen sogar ganz nehmen. Dadurch bleibt die Motivation in Ihrem Unternehmen hoch und damit auch die Produktivität.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.

BIldquelle Header: © Renè Grendel

Die Autoren

  • René Grendel

    René Grendel hat sich sehr jung selbstständig gemacht und sich auf das Thema Mitarbeiterversorgung und Betriebsrenten als einen Baustein der Mitarbeiterbindung spezialisiert. In seiner inzwischen über 26-jährigen Berufserfahrung mit zahlreichen Auszeichnungen und über 5.000 Mitarbeitergesprächen konnte er einen umfassenden Eindruck von der Motivation und den Bedürfnissen von Mitarbeitern gewinnen. Er hilft Arbeitgebern mit dem Mitarbeitermagnet® dabei, die Top-A-Mitarbeiter noch stärker an das Unternehmen zu binden und so vor Abwerbungsversuchen und einem möglichen Verlust von Firmen-Know-how zu schützen.

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.

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