Industrie

Vom Fischernetz zum Bike

Ein Bike, das teilweise aus alten Fischernetzen hergestellt wird – zugegeben, auf den ersten Blick können sich viele das bestimmt schwer vorstellen. Der Clou liegt darin, dass die Netze in kleine Plastik-Pellets recycelt werden – die Grundlage für das Plastikgehäuse des neuen Indoor Bikes von BODY BIKE mit dem passenden Namen OCEANIX. Wie der Indoor-Cycle-Hersteller auf diese Idee kam und was das erste Indoor Bike aus recyceltem Plastik zu bieten hat, lesen Sie hier.

BODY BIKE ist ein dänisches Unternehmen, das Mitte der 90er-Jahre seine ersten Indoor Cycles herstellte. Heute beschäftigt der Cycle-Hersteller rund 20 Techniker, Ingenieure und Handwerker und produziert jährlich mehr als 10.000 hochwertige Indoor Bikes, die in über 30 Ländern vertrieben werden. Um auf die Wünsche der Kunden eingehen zu können, wird bei der Produktion sehr viel Wert auf Handarbeit gelegt. Auch der Stahl, den man für die Produktion der Bikes benötigt, wird im Unternehmen selbst hergestellt. Das neueste Produkt, das kurz vor der diesjährigen FIBO gelauncht wurde, ist das BODY-BIKE-SMART+-Modell aus dem recycelten Fischernetzplastik: das OCEANIX.

Mehr als smart
Als Variante des SMART+ besitzt auch das OCEANIX dessen Fähigkeiten. Die Bikes sind mit einem Generator ausgestattet, der ein batterieloses, umweltfreundliches und selbsttragendes Training gewährleistet. Die vom Benutzer erzeugte Energie macht den Datentransfer über ANT+ (eine kabellose Technologie, die es ermöglicht, dass verschiedene Geräte miteinander kommunizieren können) sowie Bluetooth® möglich und unterstützt die SMART-Charge-Funktion. Zudem wurden die Bikes in ihrem Design, der Funktionalität, Ergonomie und Stabilität optimiert, sodass sie bestens für ein intensives Intervalltraining gerüstet sind. Die SMART-Release-Einstellungen bieten dem Indoor-Radfahrer die Möglichkeit, seine Sattel-Position optimal einzustellen, während ihn die Seitenabdeckung vor dem rotierenden Schwungrad schützt.

Von der Idee zur Umsetzung
Im letzten Jahr hat sich das Unternehmen dazu entschieden, sich noch mehr in Richtung Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein weiterzuentwickeln, erklärt David Weiss, Sales Manager von BODY BIKE. Inspiration für das umweltschonende Material sei der alte Standort am Hafen gewesen: „Unser altes Werk lag direkt am Hafen, dort kamen wir in Kontakt mit den Fischernetzen. Da wir das Problem mit den im Ozean herumschwimmenden Geisternetzen kannten, etwas dagegen tun wollten und vor der Haustür gleich unsere Ansprechpartner hatten, war die Kooperation schnell geschlossen. Von der Idee bis zur Umsetzung dauert es dann nur knapp ein dreiviertel Jahr.“ 

Die abgenutzten Netze sind eine der verheerendsten Ursachen für die Ozeanverschmutzung: Die Fischer müssen diese nach einiger Zeit durch neue ersetzen. Für die Entsorgung gibt es allerdings nur wenige Vorgehensweisen: Entweder die Netze werden auf eine Mülldeponie geworfen, in einer Anlage verbrannt oder sie werden – zum Leid der Umwelt und Meeresbewohner – einfach im Meer zurückgelassen. Mittlerweile gibt es ein dänisches Unternehmen namens Plastix, das den Fischern Geld für ihre alten Netze bietet. Das motiviert diese dazu, ihre Netze nicht einfach im Meer zu entsorgen, sondern auf dem Firmengelände abzugeben. Dort werden die Netze dann sortiert, denn nicht jedes Netz ist gleich. Im nächsten Schritt werden die Netze auseinandergerissen und in einem Schmelzvorgang zu kleinen, konzentrierten Plastikstücken verarbeitet. Diese Teile werden von BODY BIKE eingekauft und mit anderen farbigen Plastikstückchen vermischt, um die ozeanblaue Farbe des OCEANIX herzustellen. 

Der Upcycling-Prozess - Vom Fischernetz, zu Pellets, zum Bike
Der Upcycling-Prozess auf einen Blick: Die Fischernetze werden nach dem Sortieren zu kleinen Plastik-Pellets umgewandelt, um im weiteren Schritt zum Gehäuse des OCEANIX verarbeitet zu werden

 

Together we can turn the tide
„Zusammen können wir das Blatt wenden“ ist einer der Leitsprüche von BODY BIKE. Nachhaltig handeln  beginnt hier bei der körperlichen Fitness. Denn unter dem Stichwort „Nachhaltigkeit“ versteht man einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und eine zukunftsfähige und bewusste Lebensweise. Auch unser Körper wird hierbei miteinbezogen, da er ein unerlässlicher Bestandteil ist, um mit unserer Umwelt agieren zu können. Da wir nur einen Körper haben, ist ein nachhaltiger Umgang, mit dem wir sicherstellen, dass der Körper alle seine Funktionen beibehält, wichtig für unsere Gesundheit. Wer regelmäßig Sport betreibt, bleibt nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit und leidet seltener an Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Krebs o. Ä. Der nachhaltige Gedanke von BODY BIKE findet sich nicht nur im Kardiotraining wieder, das OCEANIX ermöglicht zudem die SMART CHARGE: Eine Smartphone-Aufladung durch die Energie, die im Bike durch das Treten produziert wird. Mithilfe einer kostenlosen App bekommt das Handy somit quasi die Energie, die der Sportler verliert, übertragen. 

Mehr Nachhaltigkeit für den Fitnessmarkt
Ein wichtiges Ziel des Indoor-Cycle-Herstellers ist es, umweltbewusst zu handeln und auch seine Kunden dazu zu animieren, etwas Gutes für den Planeten zu tun. Oft braucht es dafür einiges an Überzeugungskraft. „Wir leben in einer Welt, in der wir alle etwas in Richtung Nachhaltigkeit machen müssten, doch die Leute sagen einfach viel zu schnell, dass etwas nicht funktionieren wird. Viele sagen ‚früher war alles besser‘ und ‚wir können nichts verändern‘. Ähnlich ist es im Cycling-Trend: Der Sport erlebte sein Hoch in den 80ern, danach nahm das Interesse langsam ab. Doch nur weil es damals Trend war, heißt das nicht, dass das heute nicht mehr funktionieren wird. Im Gegenteil, das Training ist seit ein paar Jahren wieder sehr beliebt, vor allem in den Boutique-Studios im englischsprachigen Raum“, erklärt David Weiss: „Cycling zählt durch den Konditionsaufbau zwar zu den gesundheitsfördernden Produkten, trotzdem kann durch neueste Technologie auch viel Spannung im Training erzeugt werden. Unsere Herausforderung ist es deshalb, das alte Denken hinter uns zu lassen und das Neue, Innovative in unsere Geräte mit einzubinden, um die Leute zu begeistern. Denn auch in den Studios und bei den Kunden wird ein umweltbewusstes Denken immer wichtiger.“ 

Die Autorin

  • Kira Kamrad

    Schon während ihres Anglistik- und Kunstpädagogikstudiums in Frankfurt arbeitete Kira Kamrad als Redakteurin für den Hessischen Rundfunk. 2018 zog es sie zurück in die badische Heimat. Seitdem ist sie ein festes Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktions-Teams und schreibt unter anderem über Themen wie Design, Trends & Specials, wissenschaftlichen Themen und Management.

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