Industrie

milon übernimmt five: „Endlich ist zusammen, was zusammengehört“

Seit dem 1. Januar 2020 sind die Unternehmen five und milon unter dem Dach der milon Holding GmbH vereint. Aus der bisherigen langjährigen strategischen Partnerschaft wurde eine Akquisition, die zwei Unternehmen mit starken Synergien zusammenführt. Im Interview beschreiben die Geschäftsführer der milon Holding GmbH Bernd Reichle und Wolf Harwath, welche Zukunftsvisionen sie haben und worauf sich die Branche freuen kann.

BODYMEDIA: Wie kam es zu der Entscheidung, milon und five unter einem Dach zu vereinen, und wie lange habt ihr das schon geplant?
Bernd Reichle: Den Wunsch unseres Gesellschafters Hubert Haupt, five in die milon-Familie aufzunehmen, gab es schon seit geraumer Zeit. Dass five eine perfekte Ergänzung für den Trainingsansatz von milon ist, war uns schon lange klar und deshalb arbeiten wir schon länger sehr intensiv und erfolgreich an gemeinsamen Projekten. Nun passten die Voraussetzungen und die Rahmenbedingungen gut zusammen, um den nächsten Schritt zu gehen. Als dann im letzten Jahr der Kauf von five durch einen Investor (die Schweizer Investmentgruppe Mountains & Hills, Anm. d. Red.) fehlschlug, hat Hubert Haupt die Chance genutzt und ist in Gespräche mit five gegangen. Dieser Prozess wurde dann zum Ende des letzten Jahres abgeschlossen, nicht nur, weil man sich auf Konditionen geeinigt hat, sondern auch aus der Erkenntnis heraus, dass man sowohl auf geschäftlicher als auch menschlicher Ebene sehr gut zusammenpasst. 
Wolf Harwath: In meinem Kopf habe ich dieses Szenario schon seit Jahren durchgespielt und hatte mit Udo (Münster, Anm. d. Red.) und Hubert Haupt auch schon über diese Konstellation nachgedacht. Letztlich gab es aber immer etwas, das uns im Weg stand. Jetzt aber ist endlich zusammen, was zusammengehört. 

BODYMEDIA: Ihr werdet euch die Aufgaben etwas aufteilen. Könnt ihr kurz darstellen, wer für welche Bereiche tätig sein wird? 
Bernd Reichle: Um das zu beantworten, macht es Sinn, kurz die Struktur zu schildern, die wir in der Gruppe haben. Wir haben eine Muttergesellschaft, das ist die milon Holding GmbH. Hier haben wir zwei Geschäftsführer, das sind Wolf Harwath und ich. Für das operative Geschäft und die Finanzen in der Gruppe bin ich verantwortlich und Wolf Harwath hat eine gruppenweite Verantwortung für Vertrieb und Marketing, was zusätzlich auch die Bereiche Solutions/Academy aber auch die Physio Aktiv GmbH betrifft. Unterhalb der milon Holding gibt es weitere Gesellschaften. Als 100%ige Tochter ist die milon industries zu nennen, bei der ich CEO bin, und daneben gibt es eine weitere 100%ige Tochter, und zwar die five-Konzept GmbH & Co. KG. Bei dieser bleiben Wolf Harwath und Christoph Limberger weiterhin die Geschäftsführer. Und dann gibt es noch andere Gesellschaften, wie z. B. die milon care GmbH und weitere, die ebenfalls unter der milon Holding summiert sind. Auf der Holding-Ebene führen Wolf Harwath und ich partnerschaftlich und gleichberechtigt die Geschäfte für die Gruppe.  

BODYMEDIA: Bernd, bisher bist du nicht so oft nach außen aufgetreten. Ist es für dich spannend, jetzt auch stärker im Fokus zu stehen? 
Bernd Reichle: Bisher gab es eine klarere Trennung in den Funktionen. Meine Aufgabe war meist im Backoffice und Udo Münster trat nach außen auf. Wolf Harwath und ich sind dann gemeinschaftlich zu der Entscheidung gekommen, dass wir das in der bisherigen Form nicht aufrechterhalten möchten, sondern dass wir uns mehr in unseren Stärken unterstützen wollen. Das ist für mich natürlich etwas Neues. Aber da freue ich mich drauf. 
 

Die Q-Serie von milon aufgestellt in einem Fitnessstudio
milon hat seine Q-Serie nun komplettiert und ist damit gut im Markt aufgestellt

BODYMEDIA: Könnt ihr unseren Lesern eure Vision schildern, wo es mit dem neuen Firmenkonstrukt nun hingehen wird? 
Wolf Harwath:milon steht für mich für eine besondere Art von Training, mit dem man den Markt revolutioniert hat. Das Gleiche gilt für five und die Konsequenz, mit der wir das Thema Beweglichkeitstraining in die Fitness-Studios gebracht haben. Und das werden wir nun vernünftig weiterentwickeln. Das bedeutet, Konzepte zu verschmelzen, ideale Lösungen für die Kunden aus einer Hand anzubieten und Trainingslandschaften zu kreieren mit denen wir die Trainierenden optimal abholen können. Da gehören natürlich Software und Vernetzung dazu, aber auch Trainingslehre. Dazu bündeln wir unser Know-how, um unseren Kunden die bestmöglichen Schulungen für ihre tägliche Arbeit zu geben. Das ist für mich die Vision und wir möchten im Fitness- und im Gesundheitsmarkt eine wesentliche Rolle spielen. Das wird nicht einfach und deshalb werden wir Vollgas geben.
Bernd Reichle: Die Akquisition kommt zu einem sehr guten Zeitpunkt. Beide Unternehmen sind top aufgestellt. Wir haben tolle Produkte. Auf milon-Seite ist die Produktreihe der Q-Serie komplettiert, sodass wir ein umfassendes Geräte-Portfolio anbieten können. Wir haben eine tolle Mannschaft auf allen Ebenen des Unternehmens und gut zueinander passende Produkte. Von daher sind wir ideal für die Zukunft aufgestellt. 

BODYMEDIA: Welche Rolle spielt das Thema Digitalisierung in eurer Zukunftsvision?
Bernd Reichle: Digitalisierung ist für mich nie ein Selbstzweck, sondern immer nur Mittel zum Zweck. Wenn Digitalisierung also dazu dient, dem Kunden Nutzen zu bringen oder das Produkt besser in Ökosysteme einzubinden – also wirklich einen Mehrwert für Gesundheitseinrichtungen schafft, dann macht sie Sinn. Da sich nicht nur die Branche, sondern auch der Gesundheitsmarkt als Ganzes in eine digitale Richtung entwickelt, sorgen wir natürlich dafür, dass wir hier State-of-the-art-Lösungen anbieten und in diese Richtung weiterarbeiten. Was wir aber nicht machen, ist zu digitalisieren um des Digitalisierens willen. 
Wolf Harwath: Das sehe ich recht ähnlich. Ich gehöre sicherlich nicht zu den Digitalisierungsvorreitern. Aber für mich ist sie dann sinnvoll, wenn sie den Kunden einen Mehrwert liefert. Deshalb werden wir unsere Lösungen so weiterentwickeln, dass sie sich noch besser an den Bedürfnissen der täglichen Anwender orientiert. Da gehört natürlich auch Vernetzung dazu. Insgesamt ist unsere Zielsetzung, dass der Anwender Spaß daran hat, unsere Lösungen einzusetzen. Dass ich so viel draußen im Markt unterwegs bin und mit vielen Menschen spreche, gibt uns eine gute Basis, die Entwicklung in den Teams voranzutreiben. 

BODYMEDIA: Wolf, du bist ja sowohl bei milon für den Distributionsbereich verantwortlich, als auch bei five als Geschäftsführer eingesetzt. Hast du das Gefühl, dass du da hin- und hergerissen sein wirst, oder gibt es dir ein gutes Gefühl, nun auch beide Unternehmen voll repräsentieren zu können?  
Wolf Harwath: In meiner Sichtweise ist es so, dass ich schon jahrelang für beide Unternehmen gestanden habe, und nun wird es durch das Firmenkonstrukt legitimiert (lacht). Ich beschäftige mich schon mehr als mein halbes Leben mit Training in all seinen Formen und kann hinter all dem, was wir machen, voll stehen. Ich bin da also alles andere als zerrissen. Nennen wir es vielleicht eher so: Es fühlt sich zum ersten Mal komplett an. 

BODYMEDIA: Für euch beide ist das Thema Regionalität sehr wichtig. Ist das ein ausschlaggebender Faktor für eine produktive Zusammenarbeit? 
Bernd Reichle:milon und five sind zwei Unternehmen, die viele Gemeinsamkeiten aufweisen, die ein Zusammengehen und Zusammenwachsen sehr stark vereinfachen. Wir sind uns im Hinblick auf Unternehmenskultur und Denkweise sehr ähnlich und das wird vieles einfach machen. Wir sind beides mittelständische Unternehmen – die einen kommen aus dem Schwarzwald, die anderen aus dem bayrischen Schwaben und wir legen auch Wert darauf, dass wir aus diesen Regionen kommen und nicht aus Großstädten und auch in diesen Regionen produzieren. 

Frau macht Beweglichkeitstraining an einem milon-Gerät
Mit milon und five wachsen nun zwei Unternehmen zusammen, die schon in der Vergangenheit intensive kooperiert haben

BODYMEDIA: Ihr seht den Produktionsstandort Deutschland also sehr positiv?
Bernd Reichle: Absolut, für uns ist das ein großes Asset, dass wir hier in Deutschland entwickeln und fertigen sowie Partner haben, mit denen wir schon seit Jahrzehnten zusammenarbeiten. Für uns ist der Standort Deutschland hinsichtlich Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit ein großer Vorteil. Zusätzlich wird das von unseren ausländischen Kunden sehr geschätzt und deshalb wird das auch so 
bleiben. 
Wolf Harwath: Und diese Bodenständigkeit, die Bernd Reichle hier gerade beschreibt, wollen wir auch nach außen tragen. Wir wollen eben als diese lokal verankerten, mittelständischen Unternehmen, die wir sind, wahrgenommen werden und als verlässlicher Partner für sehr gute Dienstleistung auftreten, nicht nur mit den beiden Firmen, sondern auch gegenüber unseren Kunden. Damit senden wir auch ein klares Signal in die Branche. Wir wollen die Authentischen sein, die von hier kommen, die diese Branche verstehen wollen und sich eben als Partner auf Augenhöhe verstehen. 
Bernd Reichle: Der Fakt, dass milon 2020 50-jähriges Jubiläum feiert, zeigt ja schon, dass es möglich ist, auch mit einer Fertigung in Deutschland über Jahre hinweg erfolgreich zu sein und dem Markt immer wieder innovative Lösungen zu bringen. 

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Gespräch! 

Quellen
Fotos: milon Holding GmbH
 

Der Autor

  • Jonathan Schneidemesser

    Seit seinem Germanistik-und Philosophie-Studium in Mannheim arbeitet er für das Fachmagazin BODYMEDIA. 2015 übernahm er nach Abschluss seines BWL-Studiums die Chefredaktion für das Magazin. 2017 etablierte er die BODYMEDIA dann mit einem eigenen Magazin im Physio-Bereich. Seine sportliche Erfahrung sammelte vor allem in seiner aktiven Zeit als 800m-Läufer. In seiner Freizeit joggt er durch den Wald oder schwingt Kettlebells.

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