Industrie

„Die Fitnessbranche wird die Vorteile dieses Geschäftsabschlusses erkennen“

Die Übernahme von Precor durch Peloton hat in der Branche für reichlich Kritik gesorgt. Doch welche Auswirkungen hat die Übernahme tatsächlich? Was wird sich für Business-Kunden ändern, inwiefern profitiert Precor durch die Übernahme von Peloton und wie sehen die Zukunftspläne aus?

Diese und weitere Fragen beantwortet Christopher Skip Wilson, Global Director of Brand & Communications bei Precor, im Interview.

BODYMEDIA: Welche Auswirkungen hat die Übernahme von Precor für Peloton?
Christopher Skip Wilson: Die nächsten Monate werden sehr aufregend werden. Die Zusammenarbeit von Precor und Peloton ermöglicht vielen Menschen, das Leben zu leben, das sie sich wünschen. Im Hinblick auf Peloton Commercial erwarten wir, dass wir nicht nur unsere Geschäfts­beziehungen mit unseren derzeitigen Kunden fortsetzen können, sondern das Peloton-Trainingserlebnis ausbauen können, sodass mehr Menschen in Hotels, Universitäten und Apartmentanlagen Zugang zu Fitnesseinrichtungen haben.

BODYMEDIA: Standen weitere Übernahmeoptionen von Precor durch andere Unternehmen innerhalb der Branche zur Diskussion?
Christopher Skip Wilson: Dazu kann ich leider nichts sagen. Aber Peloton hat am besten zu uns gepasst, da sie die gleiche Mission und die gleichen Werte und Ziele wie Precor verfolgen.


Precor bietet seit über 40 Jahren Kraft- und Kardiogeräte, sowie Lösungen für den Groupfitnessbereich

BODYMEDIA: Insbesondere im B2B-Bereich gab es einige skeptische Reaktionen auf die Übernahme von Precor durch Peloton. Viele sehen den privaten Fitnesssektor, und damit auch Peloton als Konkurrent zu Fitnessstudios. Was entgegnen Sie diesen Kritikern?
Christopher Skip Wilson: Der Feind ist die Couch und nicht das Training zu Hause. Unserer Auffassung nach ist es für Gerätehersteller und Fitnessstudios gleichermaßen eine großartige Sache, wenn sich mehr Menschen für Gesundheit und Wellness interessieren. Im Allgemeinen haben viele Fitnessgerätehersteller mittlerweile Unternehmenseinheiten, die für den Vertrieb der Geräte an Privatkunden zuständig sind. Das ist daher nichts Neues. Der private Fitnessbereich zu Hause existiert bereits seit vielen Jahrzehnten. Was sich dagegen verändert hat, sind die Erwartungshaltung und die Nachfrage an die Fitnessanbieter. Wir bezeichnen das als Kundenerfahrung über mehrere Kanäle. Die Kommunikation mit den Trainierenden außerhalb des Fitnessstudios ist genauso wichtig wie die Trainierenden dazu zu motivieren, das Fitnessstudio zu besuchen. Fitnessstudios, die wettbewerbsfähig bleiben möchten, müssen Partnerschaften mit Geräteherstellern schließen, die diese weitreichenden Dienstleistungen anbieten können. Mit Precor und Peloton Commercial haben Fitnessstudiobetreiber einen Partner, um diese Veränderung in der Erwartungshaltung der Kunden voranzutreiben und für sich zu nutzen.
 

Die Teams von Peloton und Precor arbeiten gemeinsam daran, eine langfristige Unternehmensvision zu entwickeln


BODYMEDIA: Welche Änderungen werden sich für die Kunden von Precor ergeben?
Christopher Skip Wilson: Bisher haben wir nur daran gearbeitet, alles für das Übernahmedatum vorzubereiten. Nachdem die Übernahme jetzt abgeschlossen ist, müssen wir daran weiterarbeiten, welche Vision wir verfolgen. Die Teams von Peloton und Precor arbeiten gemeinsam daran, eine langfristige Unternehmensvision zu entwickeln. Precor wird auch weiterhin an seiner Mission arbeiten, den Menschen das Leben zu ermöglichen, das sie sich wünschen. Und unsere Kunden können von uns das gleiche Maß an Engagement für herausragende Leistungen bei der Bereitstellung wertvoller Produkterfahrungen und Kundendienste erwarten wie bisher auch.

BODYMEDIA: Welche Auswirkungen ergeben sich insbesondere für den deutschen Markt?
Christopher Skip Wilson: Dazu kann ich leider zum aktuellen Zeitpunkt noch nichts sagen.

BODYMEDIA: Mit der Übernahme baut Peloton seine Forschungs- und Entwicklungskapazitäten aus. Welche weiteren Entwicklungen dürfen wir erwarten?
Christopher Skip Wilson: Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Precor hat bisher immer die besten Produktlösungen entwickelt. Peloton wird von unserem Prozess, unseren Experten, unserer 40-jährigen Unternehmensgeschichte, unserer Erfahrung bei der Entwicklung von Hardware, Software und von unseren Produktionsmöglichkeiten sowohl auf dem kommerziellen als auch auf dem Privatmarkt profitieren.

BODYMEDIA: Inwiefern kann Precor von der Übernahme durch Peloton profitieren? Welche konkreten Zukunftspläne gibt es?
Christopher Skip Wilson: Peloton bringt die Verpflichtung mit sich, die branchenweit besten Lösungen anzubieten. Unabhängig davon, ob es um Produktentwicklung, Marketing, Community Building, soziale Achtsamkeit oder den besten Arbeitsplatz geht – Precor hat starke Ressourcen zur Verfügung, die uns sehr dabei helfen werden, noch besser zu werden. Es ist zu erwarten, dass wir die bedeutenden Kapazitäten zur Entwicklung von Inhalten, zum Aufbau von Communitys und die erforderlichen Ressourcen bestmöglich für uns nutzen werden. Wir freuen uns sehr auf die Zukunft und ich bin der Meinung, dass die Fitnessbranche die Vorteile dieses Geschäftsabschlusses erkennen und ihn rückblickend als entscheidenden Moment ansehen wird.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.

 

Zur Person
 
Christopher Skip Wilson ist Global Director of Brand & Communications bei Precor. Er ist spezialisiert auf die Entwicklung von Teams. Seine Stärken liegen in den Bereichen Branding, Produktmarketing, Vertrieb, Entertainment-Produktion, Partnerschaften, Insights und digitale Strategien

 

Bildquelle: Precor Germany GmbH

Der Autor

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.