Digitalisierung

Zusätzliche Einnahmen durch Online-Mitgliedschaften generieren

Für viele Clubbetreiber hat sich der 17. März 2020 wohl eher nach einer Katastrophe angefühlt als nach einer großen Chance. Viele stellten sich am Tag des Lockdowns die Frage: „Wie trete ich jetzt nur mit meinen Kunden in Kontakt?“ Schon vor der Krise wurde von vielen Beratern in der Fitnessszene die Digitalisierung als große Herausforderung angesehen. Wer sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht mit dem Thema Digitalisierung beschäftigt hatte, verlor auf einen Schlag den Kontakt zu seinen Kunden. Zu den Menschen also, die für alle Fitness- und Gesundheitszentren das Rückgrat bedeuten.

 

Schnell wurden postalische Briefe oder digitale Mailings an die Kunden verfasst und um Solidarität gebeten. Danach schossen (meist austauschbare) Online-Kursangebote bei den bekanntesten Plattformen nur so aus dem Boden. Alles wurde schnellstens in die Wege geleitet, um die Digitalisierung umzusetzen. Dieser Aktionismus war vor allem deshalb wichtig, um weiterhin Beitragszahlungen rechtfertigen zu können, auf die jeder Betreiber angewiesen war. Einigen Betreibern ist diese Transformation sehr gut gelungen, andere jedoch sind bei diesem Thema auf der Strecke geblieben. 

Eine große, oft unterschätzte Herausforderung war nicht nur die Kunden, die nach einer Alternative zum Besuch im Fitnessclub suchten, sondern auch die Mitarbeiter, die sich den neuen Gegebenheiten anpassen mussten. Hier zeigte sich, dass es ein deutlicher Unterschied ist, Kunden nur online und nicht direkt vor Ort zu betreuen. Selbst manch erfahrener Kursleiter hatte es anfangs sehr schwer, sich zurechtzufinden. Darüber hinaus waren die technischen Voraussetzungen oft unterschiedlich. Von hoch professionellem Kameraequipment mit Hintergrundanimationen bis hin zu einfachen Laptopkameras war alles dabei. Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass die Krise die Digitalisierung positiv beeinflusst hat, denn die Kunden sind nun endlich offen dafür, neue Angebote auszuprobieren.

Umsetzung im sports up Wiesbaden
Auch das sports up in Wiesbaden musste sich von einem Tag auf den anderen die Frage stellen, wie die Betreuung und der Kontakt zu seinen Mitgliedern aufrechterhalten werden sollte. „Für unser Team war es eine große Herausforderung, in kurzer Zeit auf die Online-Angebote zu reagieren. Das Team hatte aber an einem Strang gezogen und schnellstmöglich das Problem als Chance genutzt und so wurden die „workouts of the day“ und die „Home-Workouts“ in die mywellness-Cloud von Technogym, die wir einsetzen, eingestellt. Die Online-Kurse wurden über Instagram und Facebook durchgeführt, das war allerdings noch nicht so ausgereift“, so Timo Rieder, Clubleiter des sports up.

 


Das sports up in Wiesbaden setzt beim Training auf die vollvernetzten Technogym-Geräte

 

Seit Langem schon können Mitglieder mit der mywellness-App viele Dienstleistungen in ihrem Club nutzen, wie zum Beispiel das Nachverfolgen von Aktivitäten. Ob es die Trainingseinheit auf dem Laufband oder die Joggingrunde im Park ist, ob es das Training mit dem eigenen Körpergewicht oder am Kraftgerät ist, alle Ergebnisse fließen in der mywellness-Plattform zusammen und können hier gebündelt werden. Als die Krise begann, verstand sich Technogym als ein Teil der Fitness-Familie. Allen Kunden der mywellness-Plattform, aber auch den Kunden, die bis dato keine Software erworben hatten, wurde ein kostenfreier Zugang zur Verfügung gestellt. All das, um den Betreibern die Möglichkeit zu bieten, mit ihren Kunden in Verbindung zu bleiben. Gleichzeitig wurden die Funktionen der mywellness-App weiterentwickelt, um sich den neuen Marktanforderungen anzupassen. 

 

„Die App mywellness 5.0 wäre zu Zeiten des Lockdowns ganz sicher ein wichtiges Instrument gewesen, um professionelles Streaming mit den individuellen Trainingsdaten zu verbinden. Sollte nochmals eine Einschränkung vonseiten der Behörden ausgerufen werden, können wir ab sofort ein professionelles Online-Streaming mit unseren Trainern und Kursleitern anbieten und so zumindest ein wenig Fitness in die Wohnzimmer unserer Mitglieder liefern“

Timo Rieder, Clubleiter des sports up

 

Streaming als neue Funktion
Die wichtigste Weiterentwicklung wurde mit der mywellness App 5.0 auf den Markt gebracht und beinhaltet die Funktion des Live- und On-Demand Streamings. Diese Weiterentwicklung wurde größtenteils in der Phase des Lockdowns entwickelt. Neue Features bieten nicht nur den Kunden, sondern auch den Betreibern eine Vielzahl von Vorteilen. Es ist quasi der fehlende Baustein, der zur ganzheitlichen Betreuung über die mywellness-App bislang noch fehlte. Es spielt nun keine Rolle mehr, wo der Kunde trainieren möchte. Er kann im Park joggen oder zu Hause an einem Kurs teilnehmen. Die Ergebnisse erscheinen, wie gewohnt, bei seinem vertrauten Ansprechpartner und der Trainer kann weiterhin gemeinsam mit dem Kunden an seinen persönlichen Zielen arbeiten

Der Betreiber hat die Möglichkeit, den Kunden mit Live- und On-Demand-Kursen zu versorgen und ihn mit seinem Know-how weiterhin an sich zu binden. Somit können sogar Kurse aus der gewohnten Kursraum-Umgebung direkt zum Kunden ins Wohnzimmer gestreamt werden. Alles mit dem Ziel, dass der Kunde den Fitnessclub nicht als „Place of Choice“, sondern als „Brand of Choice“ wahrnimmt, die Marke, die ihn bei der Erreichung seiner Ziele zu jeder Zeit und an jedem Ort unterstützt. Die Marke, der er seit Jahren vertraut und mit der er auch weiterhin seine Ziele erreichen möchte. Der Betreiber ist mit der neuen App mywellness 5.0 nicht mehr nur auf das lokale Publikum angewiesen, sondern kann mit seinem neuen Angebot und einer guten Marketingstrategie neue, bislang unangetastete Märkte erschließen. Ein weiterer Vorteil für den Betreiber ist die integrierte Funktion eines Bezahlsystems. Mit nur wenigen Handgriffen ist der Shop aktiviert und Kunden können direkt über die mywellness App Kurse buchen und bezahlen

 


Die Corona-Zeit stellte das sports up wie viele andere Fitnessstudios vor die Herausforderung den Kontakt zu den Mitgliedern aufrechtzuerhalten 

 

Es bieten sich ungeahnte Chancen durch den Verkauf reiner Online-Mitgliedschaften, aber auch Kombinationen von Online- und Offline-Angeboten. Beispielsweise kann das Angebot eine Yoga+-Mitgliedschaft beinhalten, die dem Kunden ermöglicht, nicht nur die Kurse im Club, sondern auch die Kurse der Live-Plattform zu nutzen. Hier können Betreiber ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Nehmen wir an, ein Club erreicht 300 Mitglieder, die sich mit Live-Kursen identifizieren, und das Fitnessstudio nimmt lediglich 2,99 Euro in der Woche für diese Leistung ein, so beträgt der Umsatz 3.887 Euro im Monat, sprich 46.644 Euro im Jahr. Eine weitere Annahme: Der Clubbetreiber erreicht nicht nur 300 Mitglieder im eigenen Fitnessstudio, sondern 200 externe Personen. Diese 200 Externen, die einen höheren Betrag von 19,90 Euro im Monat bezahlen, ergeben 3.980,00 Euro im Monat bzw. 47.760,00 Euro im Jahr. Alle 500 Mitglieder ermöglichen somit einen Gesamtumsatz von insgesamt 94.404 Euro. Diese Summe wäre für viele Clubbetreiber in Zeiten des Lockdowns eine beträchtliche Summe gewesen, die sie gerne zusätzlich generiert hätten. Dieses Beispiel besteht aus vielen Annahmen, aber es liegt in der Verantwortung und im eigenen Ermessensspielraum jedes Studiobetreibers, sich über das Potenzial dieses neuen Produktes ausführlich Gedanken zu machen.

 

Die Autoren

  • Christian Schröder

    Christian Schröder arbeitet seit 2016 für Technogym und ist seit 2017 als Digital Sales Manager tätig. Vor seiner Zeit bei Technogym war er in unterschiedlichen Bereichen in verschiedenen Unternehmen angestellt, u. a. bei PRIME TIME fitness in Frankfurt. Derzeit steuert er die Entwicklung der Technogym Network Division in Deutschland, die für die Einführung neuer Technologien und die Konnektivität der Geräte verantwortlich ist. Sein Ziel: Wellness On-the-Go zu fördern.

  • Timo Rieder

    Timo Rieder ist Sportwissenschaftler (M. A.) und seit knapp 20 Jahren in der Fitnessbranche tätig. Nach den Stationen bei der aktivKONZEPTE­­ AG und der monte mare Unternehmens­­gruppe ist er heute Clubleiter des Sports Up Wiesbaden. Ein Fokus liegt dabei auf digitalen Prozessen, BGM, Marketing und Prävention.

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