Digitalisierung

Neue digitale Trends im Fitnessmarkt

Der Einsatz digitaler Tools wird in Zukunft weiter in den Fokus der Fitnessanbieter rücken. Betrachtet man dazu das bestehende Körper- und Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung, so birgt die allgemein voranschreitende Digitalisierung ein erhebliches Marktpotenzial im Kontext Fitness in sich.

Im Zusammenhang mit Fitnesstrends und Digitalisierung ist der Bereich Virtual Reality bzw. Augmented Reality zu finden. Dieser existiert bereits seit mehr als 40 Jahren. War es zu der Zeit eher ein laborbasiertes Konstrukt, gilt die Technologie seit etwa 20 Jahren als praktisches, nützliches und erschwingliches System. Unter Virtual Reality, oder auch abgekürzt VR, versteht man eine alternative Wirklichkeit mit echten physikalischen Eigenschaften, die vom jeweiligen Nutzer in Echtzeit erlebt wird.

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird zwischen Virtual Reality und Augmented Reality unterschieden. Während bei „echter“ Virtual Reality eine vollends künstliche Welt vor den Augen des Betrachters erschaffen wird, werden bei Augmented Reality nur künstliche Fragmente in die wirkliche Welt projiziert. Dies geschieht meist mittels computergenerierter Einblendungen oder Überlagerungen auf Bildschirmen.

Die Hardware für dieses Erlebnis besteht, vereinfacht erklärt, aus zwei Komponenten. Zum einen aus einem hochauflösenden Bildschirm und zum anderen aus dem innen liegenden Trackingsystem. Dieser Bildschirm wird meistens als sogenanntes „Head-Mounted Display“ verbaut, was bedeutet, dass sich das Display mithilfe einer Halterung direkt vor den Augen befindet.

Um den Eindruck einer dreidimensionalen Welt zu vermitteln, bedient man sich der Technik der Stereoprojektion. Das bedeutet, dass für jedes Auge ein minimal unterschiedliches Bild dargestellt wird, welche vom Gehirn für die Tiefenwahrnehmung kombiniert werden. Der verbaute Bewegungssensor ist dafür zuständig, die Bewegungen des Kopfes in die Software zu übertragen, damit der Nutzer stets ein dynamisches Bild geliefert bekommt.

Virtual Reality im Fitnessmarkt

Im Bereich Fitness gibt es bereits Ansätze, VR-Brillen in das Training zu involvieren. Als Praxisbeispiel ist vor diesem Hintergrund das Trainingsgerät „Icaros“ zu nennen. Es handelt sich dabei um eine Art Metallschlitten, der mittels Muskelkraft gesteuert wird, während man mit einer VR-Brille eine Flugsimulation erlebt. Der Einsatz dieser Technologie ist derzeit vorrangig noch auf den Leistungssport fokussiert. Anwendungen aus dem Bereich der Virtual Reality haben laut Experten großes Potenzial für den Breiten- und Freizeitsport, werden aber in der Praxis bislang nahezu ausschließlich zu Forschungs- und Technikzwecken verwendet.

Fitnessstudiomitglieder auf Laufbändern mit Virtual-Reality-Brille
Es gibt bereits verschiedene Ansätze, wie sich VR-Brillen in das Training involvieren lassen (Bildquelle: © CandyRetriever - stock.adobe.com)

Im Vergleich zu VR-Anwendungen hat die Konnektivität bzw. Koppelung von bestehenden digitalen Tools z. B. mit dem Smartphone oder auch Trainingsgeräten im Fitnessstudio hohe Relevanz. Dadurch bieten sich für die Fitnessstudio-Mitglieder eine Vielzahl an Möglichkeiten. Dementsprechend umfassend sind bereits digitale Bewegungs- und Gerätekonzepte, wie auch webbasierte Trainingsprogramme, spezielle Onlineplattformen oder digitale Medien, die von Fitnessanlagen schon berücksichtigt und in ihrem Angebot integriert werden.

Daten sind die neue Währung

Durch die stetige Weiterentwicklung von Trackingtechnologien in Form von tragbaren digitalen Messgeräten bzw. Wearables, wird zukünftig eine zunehmende sowie weitreichendere Generierung von personalisierten Daten zu erwarten sein. Dadurch könnten einstige, ausschließlich im Kontext Fitness gesammelte Informationen, auch anderweitig verwertbar werden.

Die Nutzung dieser sensiblen Personen- und Vitaldaten, welche aus datenschutzrechtlichen Gründen Konsequenzen bzw. Probleme mit sich ziehen würde, könnte demzufolge zu ökonomischen Zwecken ausgewertet werden. Für bestimmte Unternehmen stellen Vitalwerte oder auch Bewegungsprofile ein großes wirtschaftliches Interesse dar, da insbesondere Fitness- und Gesundheitsdaten ein handelbares Wirtschaftsgut geworden sind.

Dieses Phänomen lässt daher eine Schnittstelle zu beispielsweise Ärzten, Pharmaunternehmen, Krankenversicherungen oder auch Arbeitgebern und Sportartikelherstellern vermuten. Als eines der ersten Beispiele aus der Unternehmenswelt kann hierbei die Übernahme der Fitnessapp „Runtastic“ im Jahr 2015 durch den Sportartikelhersteller „Adidas“ aufgeführt werden.

Ausblick

Die Nutzung digitaler Fitnesstools ist inzwischen alltäglich geworden. Inwieweit die Einhaltung von geltenden datenschutzrechtlichen Bestimmungen im hier beschriebenen Szenario in Zukunft gewährleistet werden kann, bleibt abzuwarten. Jedoch erscheint die Tatsache, dass der Umgang mit dem sensiblen Datenmaterial, welches im Zuge von digitalen Anwendungen generiert und auch ausgewertet wird, Anlass zu kontrovers geführten Diskussionen gibt und voraussichtlich auch weiterhin geben wird.

Ob und inwieweit der digitale Wandel und die damit einhergehenden Veränderungen für die gegenwärtige als auch zukünftige Fitnessstudio-Mitgliedschaft aus Sicht der Kunden mitgetragen, gewünscht oder sogar gefordert werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt aus wissenschaftlicher Sicht kaum prognostiziert werden.

Bildquelle Header: © Andrey Popov - stock.adobe.com
Textquelle: Hoja, E. (2014). Die digitale Revolution der Fitness- und Gesundheitsbranche – Eine kritische Betrachtung. Grin Verlag
Textquelle: Sanchez-Vives, M.V., Slater, M. (2005). From Presence to Consciousness through Virtual Reality, Nature Reviews Neuroscience 6
Textquelle: Schwarzenberger, D. (2021). Fitnessstudios im Trend der Digitalisierung – Eine Untersuchung relevanter Aspekte zur Kundenzufriedenheit im Kontext der Kundenbindung. Hofmann-Verlag

Der Autor

  • Dr. Daniel Schwarzenberger

    Bereits seit 2003 setzt sich Dr. Daniel Schwarzenberger sowohl in der Theorie als auch in der Praxis mit dem facettenreichen Bedeutungsfeld der Fitnessstudios auseinander. So konnte er beruflich neben einer langjährigen Leitungsposition auch zahlreiche Erfahrungen als Dozent und Berater im Sport- und Gesundheitsmanagement sammeln.

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