Digitalisierung

Gesundheitsförderliche Führung im Fitnessstudio im Zeitalter der Digitalisierung

Im Fitness- und Gesundheitssport gilt es ein zeitgemäßes, digitales Leistungsangebot zu entwickeln. Dabei sind interne und externe Prozesse und Angebote sowie die Kommunikation fortlaufend auf organisatorische, inhaltliche und technologische Verbesserungspotenziale hin zu überprüfen. So können finanzielle Nachteile vermieden werden und die Attraktivität des Studios wird für Mitglieder und Mitarbeiter gleichermaßen gestärkt. Wie Sie den digitalen Wandel in Ihrem Club gesundheitsförderlich für Ihre Mitarbeiter gestalten können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Ist die Digitalisierung heute noch ein Differenzierungsmerkmal, so wird sie schon bald zur Steigerung des Mitgliederkomforts, der Sicherheit sowie einer verbesserten Kommunikation notwendig sein. Durch ein digitales Mitglieder- und Kursmanagement sowie einen digitalen Verkauf können Ressourcen gespart werden. Zudem unterstützt sie die weiter zunehmende Individualisierung und sichert einen effizienteren und nachhaltigeren Betrieb. Auch Fitnessstudios sind daher gut beraten, sich auf die Digitalisierung ihres Produkt- und Serviceportfolios, die Optimierung der Geschäftsprozesslandschaft sowie den Ausbau der benötigten organisationalen und individuellen Fähigkeiten zu konzentrieren. Dabei hat der Datenschutz oberste Priorität.

Insbesondere bei einschneidenden Veränderungen wie der Digitalisierung muss auch an die Wirkungen gedacht werden, die diese auf die Gesundheit der Beschäftigten hat. Der Mensch muss im Mittelpunkt des digitalen Veränderungsprozesses stehen, denn gesunde Mitarbeiter sind – gerade auch in der Fitnessbranche – wichtige Markenbotschafter. Daher ist es gleich von Beginn an wichtig, alle Akteure im Fitnessclub für die Risiken der Digitalisierung am Arbeitsplatz zu sensibilisieren. Gleichzeitig gilt es, die Mitarbeiter durch sensibles Management schrittweise durch den Change-Prozess zu begleiten, sie zu motivieren, gut zu informieren und gegebenenfalls weiter zu qualifizieren. Dies leistet ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), welches intern oder durch einen externen Berater implementiert und optimiert werden kann. Mithilfe des Betrieblichen Gesundheitsmanagements werden präventive Maßnahmen getroffen, veränderte Arbeitsinhalte, Prozesse und Umgebungen werden systematisch und pragmatisch gesundheitsförderlich gestaltet. So ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement ein wesentlicher Erfolgsfaktor eines gelingenden und gesundheitsförderlichen digitalen Wandels in Ihrem Fitnessstudio. 

Was bedeutet Digitalisierung im Fitnessstudio?
Zunächst einmal ist es wichtig, den Digitalisierungsprozess richtig zu starten. Analysieren Sie zu Beginn des Veränderungsprozesses die Stärken und Schwächen Ihres Studios. Welche Besonderheiten gibt es, wie ist der digitale Reifegrad in Ihrer Anlage und was muss getan werden, damit die digitale Transformation erfolgreich umgesetzt werden kann? Verdeutlichen Sie sich auch die Vorteile, die Ihr Studio, die Mitglieder und Ihre Mitarbeiter durch die Digitalisierung haben werden. Und ganz wichtig: Welche Vision und Strategie wollen Sie damit verfolgen? Und welche Möglichkeiten der Digitalisierung gibt es in Ihrem Studio? Mögliche digitale „Spielfelder“ sind Virtual Reality, Internet of Things, Smart Apps, Artificial Intelligence, integrierte Softwarelösungen sowie Cloud Computing, Online-Videos, Social Media und Augmented Reality. Doch womit möchten Sie nun starten bzw. die Digitalisierung weiter optimieren? Legen Sie eine digitale Strategie fest und begleiten Sie die digitale Transformation der internen und externen Prozesse, Angebote und Kommunikation. Damit steigern Sie sowohl Effizienz und Qualität als auch die Mitglieder- und Mitarbeiterzufriedenheit.

 

Gerade mit ihrem Führungsstil nehmen Führungskräfte einen direkten Einfluss auf die Gesundheit und Motivation ihrer Mitarbeiter

 

Um den kulturellen Wandel einzuleiten, ist zu Beginn des Digitalisierungsprozesses und noch vor der praktischen Umsetzung ein „digitales Mindset“ zu etablieren. Dies beeinflusst die Denkweisen, Gewohnheiten und Fähigkeiten genauso wie die grundlegenden (Führungs-)Verhaltensweisen und die Einstellung. Merkmale eines digitalen Mindsets sind beispielsweise Offenheit und Agilität: Wie offen sind die Mitarbeiter gegenüber neuen Themen, Ideen, Trends und Meinungen? Wie flexibel werden diese in den Arbeitsablauf und in das Denken aufgenommen? Ebenfalls von Bedeutung ist die Frage, wie die Mitarbeiter mit Scheitern umgehen und wie es danach weitergeht. Ein weiterer wichtiger Punkt beim Digitalisierungsprozess ist die Kreativität der Mitarbeiter. Denken sie außerhalb der eigenen Komfortzone, wenn es um die Entwicklung kreativer Lösungen geht? Werden bestehende Lösungen und Prozesse weitergedacht, auch mit Blick auf das ganze Unternehmen?

Um ein digitales Mindset auch zu leben, müssen alle im Unternehmen mitmachen. Dies gelingt einfacher, wenn die Digitalisierung in die Leitlinien des Unternehmens aufgenommen wird. Damit wird der formale Weg zu den erforderlichen Veränderungen mitsamt des damit einhergehenden Kulturwandels gebahnt. Mit neuen und modernen Arbeitsplätzen verändern sich auch Arbeitsprozesse und -inhalte, sodass im Laufe eines Berufslebens ständig neue fachliche und soziale Kompetenzen erworben werden müssen. Nur so werden die Veränderungsprozesse von allen mitgestaltet. Daher ist auch bei Bewerbern auf die digitale Kompetenz zu achten. Besonders wichtig ist ein verantwortungsvoller Umgang mit den neuen Technologien. Es gilt, die Umstellung auf neue Prozesse und Arbeitsformen frühzeitig zu kommunizieren und die Mitarbeiter mitzunehmen, zu motivieren und nach Bedarf zu unterstützen. Gerade die vorausschauende Planung und Gestaltung digitaler Transformationsprozesse ist ein wesentlicher Schlüsselfaktor für die individuelle und betriebliche Bewältigung. Daher ist im Vorfeld auch zu prüfen, ob zusätzlicher Personalbedarf besteht, ob die Mitarbeiter ausreichend qualifiziert sind und welche Erwartungen sie haben, andernfalls sind Demotivation, Unzufriedenheit und Leistungseinbußen die Folge. Stellen Sie also fest, was die Mitarbeiter brauchen, können, wissen und wollen. Damit erhalten Sie ein Leistungsverzeichnis und zugleich einen Anforderungskatalog. Die Zuständigkeiten der einzelnen Mitarbeiter werden festgelegt und mit den jeweiligen Qualifikationen und Zuständigkeiten abgeglichen. 

Viele Beschäftigte fühlen sich bei Veränderungen und insbesondere bei der Digitalisierung überfordert oder gestresst. Andere Beschäftigte sind demotiviert, weil sie ihre bisherigen Kompetenzen weniger einbringen können und neue Technologien eine Umgewöhnung erfordern oder sogar den Erwerb neuer Kompetenzen voraussetzen. Hier gilt es, geeignete Qualifizierungswege zu entwickeln, die Beschäftigten bei der Einführung bzw. Anpassung nicht zu überfordern und den psychischen und physischen (Gesundheits-)Risiken richtig zu begegnen.

 

Transparente, nachvollziehbare Kommunikation und Information aller Beschäftigten zählt zu den Führungsgrundsätzen, die sich positiv auswirken

 

Was können Sie als Führungskraft tun?
Als Führungskraft sehen Sie vor allem die Vorteile der Digitalisierung und fördern einen vertrauensvollen und fürsorglichen Umgang mit den Beschäftigten. So können Sie die Ängste und Sorgen mindern und gesundheitsförderlich agieren. Mit einer die Digitalisierung begleitenden Bildungsstrategie sorgen Sie zudem für mehr Akzeptanz im Team. Zudem stärken Sie die (psychische) Gesundheit, Motivation und Leistungsfähigkeit Ihrer Beschäftigten durch die Förderung eines guten Miteinanders. Dies wird bei zunehmendem Fachkräftemangel und demografischen Veränderungen für den unternehmerischen Erfolg immer wichtiger. Mit einer guten Kultur verankern Sie Unternehmensziele in Werte und Überzeugungen, die akzeptiert und gelebt werden. Dies wird auch nach außen hin für Ihre Mitglieder sichtbar. Kümmern Sie sich um die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter und machen Sie daraus eine Herzensangelegenheit. Pflegen und fördern Sie einen wertschätzenden und vertrauensvollen Umgang mit den Mitarbeitenden und beziehen Sie diese ein. Räumen Sie den Mitarbeitern Gestaltungsspielräume ein. So fördern Sie ein positives Arbeitsklima und steigern zugleich die Motivation. Gerade mit Ihrem Führungsstil nehmen Sie einen direkten Einfluss auf die Gesundheit und Motivation Ihres Teams. Weitere Aspekte einer gesundheitsförderlichen Führung sind z. B. Anerkennung, Feedback, soziale Unterstützung, Fairness, Respekt, Konfliktlösung, Information, Partizipation, Handlungsspielraum. Zudem haben die folgenden Führungsgrundsätze eine positive Wirkung:

  • Transparente, nachvollziehbare Kommunikation und Information aller Beschäftigten
  • Ziel- und resultatorientiertes Führen
  • Mitarbeiterförderung entsprechend den Begabungen
  • Aktive Konfliktlösung
  • Glaubwürdiges, konsistentes und transparentes Führungsverhalten
  • Vorleben von Menschlichkeit und Fairness (flexible Arbeitszeiten, Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Pflege)
  • starre Strukturen aufbrechen und kulturellen Wandel fordern

Ihre Führungsgrundsätze sollten regelmäßig kommuniziert und allen Mitarbeitern bekannt sein. Damit diese auch aktiv umgesetzt werden, gibt es regelmäßige Überprüfungen der Werte und Inhalte im Alltag. Dies kann beispielsweise durch eine Mitarbeiterbefragung in Form der gesetzlich geforderten „Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen“ erfolgen. So können Sie belastende Faktoren frühzeitig erkennen und Risiken minimieren bzw. ganz ausschließen. Das stärkt die Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Motivation Ihrer Mitarbeiter und senkt die Ausfallzeiten.

Fazit
Erfolgsfaktoren eines gelingenden und gesundheitsförderlichen digitalen Wandels im Unternehmen sind neben einer guten Planung, Kommunikation und Weiterbildung der Beschäftigten eine gute  Führung und Unternehmenskultur sowie präventive und risikominimierende Instrumente.

 

 

Quelle
Bilder: ©NDABCREATIVITY - stock.adobe.com

 

Die Autorin

  • Beate Noeke

    Beate Noeke ist Betriebliche Gesundheitsmanagerin und hat das Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen bgm21® im Mai 2018 gegründet. Beratungsschwerpunkte sind der demografische und digitale Wandel, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen. Im präventiven Bereich Firmenfitness arbeitet Frau Noeke mit Fitnessstudios zusammen. Ihr Credo lautet: Die Gesundheit der Mitarbeiter ist aktiv gestaltbar und damit auch der unternehmerische Erfolg. Sich dafür einzusetzen ist Motivation und Ansporn zugleich.

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