Best Practice

Kombination aus Therapie und Training – das Modell der Zukunft

Beim Gedanken an Physiotherapiepraxen haben wohl die meisten altmodisch eingerichtete Räumlichkeiten vor Augen. Dieses Image bediente auch Michael Bol mit seiner Praxis jahrelang. Heute betreibt er mit seinem Sohn Nick Bol das Myokraft, eine der bundesweit wohl modernsten Physiotherapiepraxen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Das Myokraft setzt sowohl in Sachen Design als auch konzeptionell neue Maßstäbe.
  • Hier macht man zwischen Trainingskunden und Patienten keine großen Unterschiede.
  • Zur Philosophie des Myokraft gehören die Aspekte "Physio", "Ergo", "Fitness" und "Health"

Der Eröffnung des Myokraft im März dieses Jahres gingen eineinhalb Jahre Umbauphase voraus. Insgesamt dreieinhalb Jahre plante der gebürtige Holländer Michal Bol gemeinsam mit seinem Vermieter und dem Architekten Patrick Lehn den Umbau und die Erweiterung seiner bisherigen Praxis, die er gemeinsam mit einem Partner über zehn Jahre betrieben hatte. Insgesamt investierten Michael Bol und der Vermieter über 1.000.000 Millionen Euro in das Projekt. Im Zuge der aufwendigen Umbaumaßnahmen konnten unter anderem die Räumlichkeiten einer ehemaligen Buchhandlung und eines Friseurs hinzugewonnen werden, sodass das Myokraft nun auf 1.200 m2 Platz bietet.

Mann trainiert im Functional-Training-Bereich im Myokraft
Teil der 730 m2 großen Trainingsfläche ist ein Functional-Training-Bereich (Bildquelle: Myokraft)

Schwarz, so weit das Auge reicht

Vater und Sohn hatten das große Ziel, durch den Umbau alles anders zu machen als bisher und einen Kontrast zu anderen Physiotherapiepraxen zu schaffen. Dementsprechend dominiert im Myokraft die Farbe Schwarz, was sich bei den Wänden, Decken, Böden, Trainingsgeräten, Einrichtungselementen und der Teambekleidung widerspiegelt.

„Wir wollten unbedingt weg vom langweiligen und staubigen Look einer herkömmlichen Physiopraxis. Ziel war es, eine Lifestylemarke zu kreieren, in der man sich wohlfühlt und deren Räumlichkeiten nicht an Krankheit erinnern“,

erklärt Nick Bol.

Teil des neuen Images ist auch der Name Myokraft. Bewusst wollten die Verantwortlichen auf das ihrer Meinung nach negativ behaftete Wort Therapie verzichten. Vielmehr wollten sie einen Namen finden, der alle Leistungen widerspiegelt. Gemeinsam mit der holländischen Designfirma „Aandachttrekkers“, die in den Prozess der Namensfindung involviert wurde, entschied man sich für Myokraft.

Zudem sind die Begriffe „Physio“, „Ergo“, „Fitness“ und „Health“ Bestandteil der Corporate Identity. Um für die Gestaltung des Myokraft Ideen zu sammeln, haben Nick und Michael Bol zahlreiche Fitnessstudios in England und Holland besucht und sich inspirieren lassen.

Kleidung und Merchandise von Myokraft
Die beiden Geschäftsführer Michael und Nick Bol wollten beim Design einen Kontrast zu anderen Physiotherapiepraxen schaffen und neue Maßstäbe setzen (Bildquelle: Myokraft)

Zukunftsfähiges Konzept für Physiotherapeuten

Durch den Umbau wurde die Trainingsfläche von ursprünglich 300 auf 730 m2 vergrößert und dem Thema Training deutlich mehr Gewichtung gegeben. Die Trainingsfläche ist ausgestattet mit einem Freihantel- und Functional-Training-Bereich, Ausdauergeräten und einem Beweglichkeitszirkel sowie einem Kraftzirkel von EGYM. „Softwaretechnisch sind wir von den EGYM-Geräten sehr überzeugt. Und auch mit dem Support bei der Konzeptentwicklung des Trainingsbereichs waren wir äußert zufrieden“, erklärt Nick Bol.

Die derzeit 520 Fitnesskunden werden intensiv betreut. Von den insgesamt sechs Trainern ist immer mindestens einer auf der Trainingsfläche und kümmert sich um die Trainierenden. Um die Betreuungsqualität sicherzustellen, werden die Trainer regelmäßig intern geschult. Mit der Entwicklung des Trainingsbereichs sind die Verantwortlichen sehr zufrieden.

Seit der Eröffnung ist festzustellen, dass zum einen der Trainingsbereich deutlich stärker frequentiert ist als früher und dass immer mehr Patienten im Anschluss an ihre Behandlung eine Fitness-Mitgliedschaft abschließen. Geht es nach den beiden Geschäftsführern, sollen in den nächsten Jahren die Mitgliederzahl von 1.000 Trainierenden erreicht werden.

Krafttrainingsbereich im Myokraft
Der Übergang von der Physiotherapie in den Trainingsbereich geschieht nahtlos (Bildquelle: Myokraft)

Im Myokraft macht man zwischen Trainingskunden und Patienten keine großen Unterschiede. Rund 80 % der Behandlungen finden auf der Trainingsfläche statt. Eine weitere Besonderheit ist zudem das Angebot von dreißigminütigen Online-Physiotherapie-Behandlungen. Hier kommunizieren nach Terminvereinbarung die Patienten über den Computer mit den Therapeuten. In vielen Fällen, so Nick Bol, kann man durch vernünftige Beratung den Patienten schon extrem weiterhelfen.

Die Meinung, dass man immer die Hände einsetzen müsse, stimme nicht, so Nick Bol weiter. Doch nicht nur der Übergang von der Physiotherapie in den Trainingsbereich ist gegeben, sondern auch umgekehrt gibt es einen spannenden Ansatz. Trainingskunden, die gerade erst mit dem Training begonnen haben, um schmerz- und beschwerdefrei zu werden, oder plötzlich auftretende Einschränkungen zu beklagen haben, können jeden Dienstag von 19:00 bis 20:00 Uhr in die Sprechstunde kommen und sich kostenfrei von einem der Physiotherapeuten beraten und behandeln lassen.

Functional-Trainingsfläche im Myokraft
Beim Training im Myokraft geht es um "Physio", "Ergo", "Fitness" und "Health" (Bildquelle: Myokraft)

Ausblick

Nick Bol ist davon überzeugt, dass die Kombination aus Therapie und Training für Physiotherapeuten das Modell der Zukunft ist. Von der Philosophie und Vision des Myokraft sind die Verantwortlichen überzeugt. Bereits jetzt arbeiten Michael und Nick Bol daran, das Konzept an weiteren deutschen Standorten zu etablieren.

Bildquelle Header: Myokraft

Der Autor

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.

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