Physioswiss-Studie zum Zeitaufwand von Physiotherapeuten

Der Schweizer Physiotherapie-Verband Physioswiss hat in einer Studie erstmals die präzise Dauer einer Physiotherapiebehandlung sowie von verschiedenen Tätigkeiten in Abwesenheit der Patienten erfasst. Ziel war es, ein detailliertes Bild über die Leistungen von Physiotherapeuten zu bieten.

Rund 450 Physiotherapeuten haben an der LeDa-Studie von PhysioSwiss teilgenommen. Dabei wurden knapp 5.000 Behandlungen erfasst. Für die Datenerhebung haben die Physiotherapeuten an einem zufällig ausgewählten Tag alle physiotherapeutischen Leistungen mittels Selbst- oder Fremdbeobachtung mit der Stoppuhr gemessen. Die Studie wurde in Auftrag gegeben, um eine Grundlage für neue Tarifverhandlungen mit den Tarifpartnern und Behörden zu schaffen.

Rund ein Viertel der Arbeitszeit unbezahlt

Die Auswertung der Ergebnisse zeigt, dass die durchschnittliche Behandlungsdauer der Patientinnen und Patienten bei einer allgemeinen Behandlung ca. 30 Minuten und bei einer komplexen Behandlung ca. 40 Minuten beträgt. Dies entspricht in etwa den Annahmen des Schweizer Kostenmodells von 1997.

Zur Behandlungszeit kommen noch knapp zehn Minuten Arbeit in Abwesenheit des Patienten hinzu. Der grösste Teil dieser Zeit entfällt auf die Vor- und Nachbereitung der Praxisräume, die Dossierführung, administrative Arbeiten wie die Terminplanung sowie die Wechselzeiten zwischen den Patienten.

Die Ergebnisse der Leistungsdatenerhebung zeigen deutlich, dass die der Tarifstruktur zugrunde liegenden Annahmen nicht mehr der heutigen Realität entsprechen. Die Arbeitszeit in Abwesenheit von Patient:innen hat sich auf rund 40 Prozent mehr als verdoppelt (bisher angenommen: 17 Prozent).

Nur knapp die Hälfte dieser Leistungen außerhalb der Behandlung wird durch den aktuellen Tarif abgedeckt. Der Rest wird von den Physiotherapeuten derzeit unentgeltlich erbracht. Rund 23 % ihrer Arbeitszeit können mit dem aktuellen Tarif nicht abgerechnet werden.

Weiteres Vorgehen von Physioswiss

Damit alle Leistungen in Abwesenheit der Patienten in die Tarifstruktur übernommen werden und die Entschädigung angepasst wird, fordert Physioswiss die Tarifpartner und die Behörden auf, sich umgehend der ungenügenden Ertragsrealität der Physiotherapie zu stellen und gemeinsam kostendeckende Tarife einzuführen.

Der Verband treibt Verhandlungen mit der MTK voran, um im Bereich der Unfall-, Militär- und Invalidenversicherung möglichst rasch eine adäquate Tarifstruktur einführen zu können. Auch mit den Krankenversicherern werden Tarifverhandlungen angestrebt. Zusätzlich sollen noch in diesem Jahr Taxpunktwertverhandlungen aufgenommen werden.

Weitere Infos zur Studie findet ihr hier.

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Die Autorin

  • Johanna Schwab

    Johanna Schwab ist seit 2023 als Junior Marketing Manager bei der BODYMEDIA tätig. Davor absolvierte sie dort ihr dreijähriges, duales BWL-Studium mit der Fachausrichtung Marketing und Digitale Medien. Sie ist zuständig für das Social-Media- und E-Mail-Marketing sowie für die Pflege der BODYMEDIA-Website.