…mehr als 1.000 Worte: Fitnessclubfotografie ist eine Aufgabe für den Profi

Für den ersten Eindruck gibt es oftmals keine zweite Chance. Das gilt nicht nur für Vorstellungsgespräche, auch bei anderen Kontakten oder Präsentationen werden wir innerhalb weniger Augenblicke begutachtet und beurteilt oder verurteilt. Lesen Sie im nachfolgenden Artikel, warum Sie beim Thema Imagewerbung durch Fotos nicht am falschen Ende sparen sollten.

Basics der Werbung
Was macht das Designerstück hochwertiger als die billige Handtasche? Schmeckt Nutella wirklich besser als das No-Name Produkt? Wie schafft es die Werbung, dass wir Markenprodukte höher einschätzen als andere? Man kann sich gar nicht dagegen wehren. Egal wie sehr man sich auch aufregt, etwas bleibt immer hängen. Ob man beim Fernsehen genervt umschaltet oder sich in der Zwischenzeit mit etwas anderem beschäftigt, die Marketing-Spezialisten haben dies berücksichtigt. Von der einfachen Werbemelodie bis hin zu aufwendig produzierten Spots beeinflusst die Werbung unser Handeln. Für die Leistungsfähigkeit einer Werbung gilt die Formel AIDA:

  • Attention: Die Werbung muss als erstes unsere Aufmerksamkeit erregen.
  • Interest: Das Interesse an dem Produkt muss geweckt werden.
  • Desire: Der Wunsch, das Produkt/die Dienstleistung zu erhalten, muss aufkommen.
  • Action: Das Ergebnis sollte sein, dass der Kunde kauft.

"Das Bild vergesse ich nie..."
Es ist völlig egal, um welche Art der Werbung es sich handelt, Fernsehoder Kinospots, Anzeigen oder Einleger, Internet oder Printmedien, das wichtigste Mittel in der Werbung ist das Bild. Gerade in der heutigen Zeit, in der wir zum Beispiel mit üblen Bildern aus Krisengebieten und von Kriegsschauplätzen konfrontiert werden, wird die Macht der Bilder deutlich. Bilder transportieren Botschaften besser als jedes andere Medium, es ist weder anstrengend noch zeitaufwendig. Also zur "Berieselung" bestens geeignet. Ein gutes Beispiel dafür sind die überdimensionierten Plakate der Politiker vor Wahlen. Inhalte spielen keine Rolle, auf den (guten) Eindruck kommt es an.

Die Werbeflut im Alltag
Sich der Werbung zu entziehen, ist heute gar nicht mehr möglich. Sie begegnet uns auf Schritt und Tritt: Im Fernsehen, im Radio, auf der Straße, im Bahnhof, ja selbst auf den Toiletten in Restaurants haben findige Marketingexperten Potential erkannt und platzieren dort die Botschaften ihrer Kunden. Sie beeinflussen uns und unser Kaufverhalten, manchmal nur unterschwellig. Dabei fällt eines auf: die überlegenen Vorteile der Bilder. Sie werden in der Werbung deutlich und umfangreich genutzt. "Bilder sind schnelle Schüsse ins Gehirn", erklärt Werner Kroeber-Riel, Autor des Klassikers "Konsumentenverhalten". Der Werbeexperte beschäftigt sich besonders intensiv mit der Wirkung von Bildern und deren Bedeutung in der Werbung.

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Die Eigenschaften, die ein Bild so wirkungsvoll machen, sind…

  • Ein Bild erkennt man viel schneller als einen Text. Um ein Bildthema zu erkennen, benötigt das Gehirn ca. 1/100 Sekunde. Um sich ein Bild mittlerer Komplexität zu merken und sich später wieder daran zu erinnern, sind ein bis zwei Sekunden nötig.
  • Bilder wecken Emotionen: Sieht man ein Bild von einer reifen Birne, bekommt man in der Regel Lust, reinzubeißen. Das Wort Birne hat diese Eigenschaft nicht, das Wort an sich ist lediglich eine Folge von Buchstaben, die keine besonderen Emotionen in unserem Gehirn auslösen.
  • Die Bildwirkung prägt sich ein: Die Wirkung von Bildern beruht auf der Erzeugung "innerer Bilder" (Gedächtnisbilder), diese werden deutlich besser verarbeitet und können aus unserem Gedächtnis einfacher abgerufen werden. Es ist z.B. viel einfacher, ein Bild zu beschreiben, was man am Vortag gesehen hat, als eine Unterhaltung wortgetreu zu rekonstruieren oder einen gelesenen Text zu schreiben.
  • Hirnforschung und die praktische Verwendung: Die Erkenntnisse aus der Hirnforschung werden in der Werbung umgesetzt. Studien haben ergeben,dass die rechte Gehirnhälfte für die emotional-bildlichen Hirnaktivitäten verantwortlich ist, hingegen die linke Hirnhälfte die sprachlich- analytische Denkleistung übernimmt. Was das linke Auge sieht, wird bei Rechtshändern überwiegend von der rechten Gehirnhälfte verarbeitet.
  • Unterschwellige Beeinflussung durch Bilder: Schon Kleinigkeiten beeinflussen unsere Wahrnehmung. Ohne sich darüber bewusst zu sein, kann ein schönes Objekt (peripheres Bildelement) eine positive Stimmung auslösen (Wahrnehmungsklima), die zum Kauf des Produktes animiert. Auch die gute Merkfähigkeit von Bildern verleitet oft dazu, dass bekannte Produkte im Supermarkt den unbekannten und daher uninteressanten Produkten vorgezogen werden. Dies passiert vollkommen unbewusst und wird daher in der Werbung verständlicher weise intensiv genutzt. Oder wie lässt es sich erklären, warum Trainingsjacken mit drei Streifen besser sind als die mit zwei?

Die "billige" Konkurrenz
Fitness ist ein Wirtschaftszweig, der trotz globaler Krise immer noch gute Prognosen bekommt. Doch man muss auch differenzieren. Nicht jedem Unternehmen geht es gut, wie die jüngsten Gerüchte der Branche beweisen (und auch ohne an dieser Stelle näher darauf eingehen zu wollen). Mittlerweile prägen rund 6.000 Clubs die deutsche Fitnesslandschaft. Auffällig dabei vor allem das starke Wachstum der so genannten Low-Budget- Anlagen.Wurde in früheren Zeiten immer vor den großen Ketten aus Übersee mit den starken Investoren im Hintergrund gewarnt, so hat sich aktuell eine ganz andere Situation herauskristallisiert: die Discounter bieten mittlerweile einen von der Bevölkerung akzeptierten Standart bei vergleichsweise geringen Konditionen. Nicht wenige Clubinhaber haben sich schon zu früheren Zeiten auf das Dumping-Geschäft eingelassen, um mit der Konkurrenz Schritt halten zu können. Und auf einmal bricht diese Argumentationsbastion zusammen.

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Es geht auch anders
Auf der anderen Seite haben aber auch viele, vor allem inhaber-geführte Clubs, erkannt, dass die Ware Fitness, Gesundheit oder Wellness nicht zum Schnäppchen verkommen darf. Es geht darum, den potentiellen Kunden zu zeigen, dass man ein Produkt bzw. Dienstleistungen in high quality bietet. Deshalb investieren immer mehr Clubs nicht nur in technisch ausgereiftes Equipment und modernstes Ambiente, sondern verlangen auch nach praxistauglichen Konzepten. Das wiederum hatte zur Folge, dass die Krankenkassen sie als förderungsfähigen Partner anerkannt haben. Mitgliederwerbung über § 20 und § 44 beschert dem Club zusätzliche Einnahmen und sorgt für ein positives Image.

Mitglieder werben
Mund-zu-Mund-Propaganda ist nach wie vor eines der überzeugendsten Mittel,neue Kunden zu generieren.Dabei ist man aber auf Mitglieder angewiesen. Wie kann man als Fitnessclub aber sonst noch nachhaltig in die Köpfe derer kommen, die noch nie einen Club betreten haben,weil sie zum Beispiel auch keine gute Meinung von ihm haben? Es müssen positive Bilder erzeugt werden, ohne dabei als Massenprodukt zu verkommen. Individuell und hochwertig, so sollte die Außendarstellung sein. Und das erreicht man am besten, indem man seinen Club durch professionelle Fotos richtig in Szene setzt. "Profifotos transportieren Emotionen", sagt Dr. Hartmut Klose, Geschäftsführer vom Enjoy Oyten, der seinen Club schon einmal komplett fotografieren lassen hat. Nach dem jüngsten Umbau möchte er das wiederholen und greift dabei auf das Know-how eines Profis zurück. Andreas Renneke vom Elan Steinfurt geht bei diesem Thema auch keine Kompromisse ein: "Bei der Imagewerbung den Rotstift an der falschen Stelle anzusetzen, rechnet sich am Ende  icht“, sagt er und behauptet, dass er durch optimale  Fotos eine größere Resonanz in der Bevölkerung erzielt hat. Zwei Beispiele von Fitnessanlagen, die zeigen, wie wichtig das Thema Marketing auch dann ist, wenn die Konkurrenzsituation nicht ganz so schwierig ist.

Für Fitnessclubs in den Großstädten ist es geradezu überlebenswichtig, sich aus der Masse hervorzuheben. Frank Böhme,CEO der "Just-fit"-Gruppe, dazu: "Wir haben monatlich viele tausend Besucher auf unseren Seiten, da spielt es schon eine Rolle, dass die Bilder die richtige Wirkung beim Kunden erzeugen." Alexander Pfitzenmeier, u.a. verantwortlich für den Bereich Marketing in der Pfitzenmeier-Gruppe, gibt aber auch zu bedenken: "Natürlich sollen die Fotos das Interesse der Menschen wecken, doch man muss auch das richtige Maß finden. Wenn man mit den Fotos falsche Hoffnungen weckt, kann der Schuss auch nach hinten losgehen."

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Potentiellen Kunden den richtigen Eindruck einer Fitnessclubanlage zu vermitteln, heißt, den Club richtig in Szene zu setzen. Das wirkt authentisch und macht Lust, sich die Anlage einmal näher anzusehen. Mit zwar tollen aber eben auch ganz allgemeinen Fotos kann man sich nicht vom Mitbewerber absetzen, geschweige denn, dass man die Highlights der Anlage auf das Bild bekommt. Bilder können das Interesse wecken, sie können aber auch das Gegenteil bewirken.

Fazit
Wer viele tausend Euro in seine Anlage investiert hat, der sollte bei der Imagewerbung nicht am falschen Ende sparen und dieses Thema suboptimal besetzen.„ Wir haben ein Mitglied, der hat uns die Fotos mit seiner Kamera gemacht“, ist ein Satz, den man immer wieder hört. Fotos bleiben länger in den Köpfen der Menschen hängen. Einmal erstellt, kann man auf sie viele Jahre zurückgreifen, ob beim Internetauftritt, für eine Imagebroschüre, eine Clubzeitung oder eine Zeitungsannonce.

Lassen Sie am besten professionelle Aufnahmen von einem guten Fotografen machen. Beachten Sie dabei aber, dass nicht jeder Berufsfotograf automatisch auch gute Clubaufnahmen erstellen kann. Wenn Sie keinen Fotografen kennen, schauen Sie sich die Seiten von anderen Anlagen in der itnessbranche an und fragen Sie bei ansprechenden Bildern den Inhaber, wen er beauftragt hat. Denken Sie daran: Den allerersten Eindruck gewinnt ein Besucher durch Fotos, und dafür gibt es bekanntlich keine zweite Chance.

P.S.
Einige der schönsten Aufnahmen unseres Verlagsfotografen Rudolf Warda haben wir für Sie hier zusammengestellt. Bilden Sie sich Ihre Meinung.

John Harris Atrium Linz "Loungbereich" (2007)

iLL Vital Illingen, Abgang zur Traingsfläche mit Barbereich (2007)

VINEA Öestrich Winkel, Wellnessbereich (2008)

sportsUP Wiesbaden, Trainingsfläche (2008)

sportsUP Wiesbaden, Umkleide (2008)

Fitnesspark Pfitzenmaier Schwetzingen, Schwimmhalle (2008)

Der Autor

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.