Grundschulen bewegen sich

Ampfing - Mit dem GrundschulProjekt "Voll in Form" will das Kultusministerium Bewegung und gesunde Ernährung stärker in den Schulalltag einbeziehen. Alle bayerischen Grundschulen machen mit, in Ampfing wurde die Aktion gestern offiziell vorgestellt.

"Voll in Form" heißt die Bewegungs-<wbr></wbr> und Ernährungsinitiative für Grundschüler, die das bayerische Kultusministerium bereits für das vergangene Schuljahr eingeführt hat. Mithilfe einer Materialbox, die den Titel "Fitnessstudio Klassenzimmer" trägt, geht das ehrgeizige Projekt nun in die zweite Runde.

Wie Kultusstaatssekretär Dr. Marcel Huber gestern an der Ampfinger Grundschule im Rahmen der Landkreis-<wbr></wbr>Vorstellung des Projekts erklärte, hat jede der 2400 bayerischen Grundschulen eine Fitness-<wbr></wbr>Box gratis erhalten. Ziel sei es, dass die Grundschulen für alle Klassen eine der rund 90 Euro teuren Fitness-<wbr></wbr>Boxen anbieten. "Die Bestellung liegt nun an den Schulen selbst." Bei der Finanzierung könnten die Gemeinde oder Erlöse von Schulfesten helfen, so Huber.

Auslöser für die Initiative sei die Tatsache, dass Bewegung für Schüler nicht mehr selbstverständlich sei. Günther Lommer, Präsident des Bayerischen Landes-<wbr></wbr>Sportverbands und Sportlehrer, berichtete, dass viele seiner Hauptschüler schon nicht mehr in der Lage seien, zwölf Minuten am Stück zu laufen. "Da müssen wir schon in der Grundschule gegensteuern."

Rektor André Wiesmann hat seine Box derzeit in der vierten Klasse im Einsatz und berichtete von positiven Erfahrungen. Auch für die übrigen Klassen soll es das mobile Fitnessstudio daher bald geben: "Mal sehen, wie wir das regeln." Der aktive Gewerbeverband sowie der engagierte Elternbeirat sollen nun seine ersten Anlaufstationen für Sponsoring sein.

In der Praxis sollen die Klassleiter an jedem Schultag, an dem es keinen Schulsport gibt, mit den Kindern 20 Minuten Fitnesstraining betreiben. In der Box finden sich dazu Karteikarten, auf denen Konzentrations-<wbr></wbr>, Entspannungs-<wbr></wbr>, Dehn-<wbr></wbr> oder körperstabilisierende Übungen erklärt werden. Darüber hinaus beinhaltet jede Box ein Thera-<wbr></wbr> oder Fitnessband, mit dem die Kinder paarweise Übungen durchführen können. Die Plastikbox ist so groß bemessen, dass Kinder Spiel-<wbr></wbr> oder Übungsbälle ihrer Wahl darin verstauen können.

Dr. Sabine Kubesch von der Universität Ulm, die über den Zusammenhang von Sport und schulischen Leistungen forscht, attestierte der Aktion eine positive Wirkung auf die Schüler. "Es ist ganz klar: Lernleistung kann durch Bewegung und körperliche Fitness gefördert werden."

Die ehemalige Leistungssportlerin Tatjana Mittermayer, die 1998 eine olympische Silbermedaille im Ski-<wbr></wbr>Freestyle gewonnen hatte, warb ebenfalls für das Projekt. Das Hauptproblem vieler Kinder seien heute meist die Eltern. "Denen müssen wir vermitteln, dass es für die Kinder besser ist, wenn sie sich bewegen..." Durch Sport würden Kinder ruhiger. Außerdem könnten Kinder, deren schulische Leistungen schwach sind, für sich und vor den Mitschülern durch sportliche Erfolge Bestätigung erfahren. Eine einzelne Box an jeder Schule helfe da allerdings nur wenig: "Jede Klasse braucht so eine Box!"

Sie lümmeln nicht rum, sie sitzen gesund: Die Olympia-Silbermedaillengewinnerin im Ski-Freestyle Buckelpiste, Tatjana Mittermayer, und Kultusstaatssekretär Dr. Marcel Huber übten mit den Viertklässlern "Aktives Sitzen".

Der Autor

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.