Berlin hat mittlerweile zwanzig Seniorenspielplätze, und es sollen noch mehr werden. Eine Hamburger Ingenieurin hat die Idee der Seniorenspielplätze vor sieben Jahren aus Asien mitgebracht. In China stehen mitten in der Stadt Trimmgestelle für zwischendurch. Renate Zeumer probierte sie aus und war begeistert. Heute stattet ihre Firma playfit europaweit Seniorenspielplätze aus.
Mit der Bezeichnung ist die Architektin nicht glücklich. Denn erstens fühlen sich nicht alle jenseits der 60 als Senioren. Und zweitens geht es hier nicht um Buddelkasten und Klettergerüst. Drittens nutzt so mancher Geschäftsmann die Gelegenheit, draußen mal so richtig Dampf abzulassen, und der würde doch nie sagen, dass er die Mittagspause auf dem Seniorenspielplatz verbracht hat. Mancherorts heißen die Anlagen deshalb anglifiziert "Outdoor-Fitness-Platz" oder wohlwollend "Mehrgenerationenplatz". Die Neugierde treibt schließlich auch Jugendliche her. Im Lietzenseepark ist schon so manches Kind aus Langeweile von der Schaukel gesprungen und auf dem Beintrainer gelandet. In der Schweiz spricht man vom "Vitaparcours".
Hierzulande gab es anfangs Skepsis. Turnen in freier Wildbahn? Da ist der Deutsche im Vergleich zum Chinesen, der seine Tai-Chi-Übungen auf jeder sich bietenden Grünfläche absolviert, ganz schön verklemmt. Ähnlich wie auf der Tanzfläche muss sich immer erst einer trauen, dann ziehen die andern nach. In Spanien dagegen schossen die Seniorenspielplätze nur so aus dem Boden. Liegt es am wärmeren Wetter? Sind die Spanier geselliger? Das vermutet Renate Zeumer.
Die demografische Entwicklung spricht für den Seniorenspielplatz. Jeder Fünfte ist heute über 65, in 50 Jahren wird es jeder Dritte sein. Glaubt man den Prognosen, werden auf 100 Erwerbstätige 200 Rentner kommen, und die dürfen nicht einrosten, damit die Gesellschaft nicht ganz aus der Balance gerät. Pflegefälle wird es schon genug geben.