Fitness keine keine (Alters-)grenzen konnte man kürzlich in der kreiszeitung.de nachlesen. Dort stand:
<<"Nein, ein junges Mädchen werde ich nicht mehr, aber ich erarbeite mir gerade ein richtiges Stück Lebensqualität", sagt Gerda und wischt sich nach elf Minuten kräftigem Radfahren heimlich ein paar kleine Schweißperlen von der Stirn. Und es sind tatsächlich nur kleine Tropfen, während bei manch anderen Sportlern nach derselben Zeit das T-Shirt am Körper klebt – und die sind mehr als 50 Jahre jünger. Denn die mittlerweile gut trainierte Gerda, die ihren vollen Namen nicht so gern in der Zeitung lesen möchte, ist nicht 70, nicht 75, auch die 80 hat sie lange hinter sich gelassen, sondern sie ist sage und schreibe 88 Jahre alt und seit Monaten Stammgast im Visselhöveder Fitness-Studio.
Und das mit einem Riesen-Erfolg. Denn die Schmerzen an den Hüften und vor allem die Angst vorm Sturz sind gänzlich verflogen. "Zweimal wöchentlich jeweils eine Stunde ist Gerda hier", berichtet Fitnesstrainer Volker Lamprecht. Zwar war für die mehr als rüstige Rentnerin aus dem Nachbarlandkreis das "Du" zwischen Trainern und Sportlern zunächst ein wenig ungewohnt, aber "jetzt macht mir das nichts mehr aus", lacht Gerda, die voll in die Sportgruppe integriert ist. Ganz im Gegenteil: "Wenn ich in meiner Kaffeeklatschrunde erzähle, dass mich ein junger Mann mit blonden langen Haaren betreut, werden alle Freundinnen ganz neidisch", erzählt Gerda, die nicht nur auf dem Rad und dem Gehband aktiv ist, sondern auch an allen Geräten arbeitet, die in einem modernen Fitnessclub zu finden sind.
In das Fitness-Center ist die Dame gekommen, wie die vielzitierte Jungfrau zum Kind. "Eigentlich wollte ich nebenan im Schuhgeschäft meine orthopädischen Schuhe abholen und habe mich wohl verlaufen. Plötzlich stand ich mittendrin und Volker drückte mir einen Angebotsflyer in die Hand." Damit ist die 88-Jährige "drei Wochen schwanger" gegangen, dann habe sie sich ein Herz gefasst und "einfach vorgesprochen". Und der angedachte Schnupperkurs dauert mittlerweile schon drei Monate. "Wir sind ganz einfach mit Rad fahren und gehen auf dem Band angefangen", erzählt Trainer Lamprecht, der seine älteste Kundin zu Beginn von Station zu Station stützend begleiten musste. "Jetzt geht das quasi wie von selbst."
Gerda reist immer mit dem Auto an und gönnt sich in den Trainingspausen ein isotonisches Getränk. Mit ihrem sportlichen Engagement will sie ein Zeichen setzen, dass man auch als Seniorin den "Hintern nochmal vom Sofa hochbekommen" und aktiv am Leben teilnehmen kann. "Mittlerweile ist der Besuch im Sportstudio schon eine kleine Sucht, weil es mir anschließend körperlich richtig gut geht".
Noch vor Monaten begleitete sie bei jedem Schritt eine gehörige Portion Angst, da sie nach Stürzen auf die Hüfte wochenlang mit Schmerzen leben musste. "Da ist jetzt vorbei. Dank des Trainings ist die Muskulatur kräftiger geworden und die Beweglichkeit ist wieder hergestellt", sagt die 88-Jährige, der man ihr Alter ganz und gar nicht ansieht. Ihre Familie steht voll hinter der sportlichen Oma: "Unser Tochter wollte es zunächst nicht glauben, und die Enkel haben laut hurra geschrien. Das ist doch Ansporn genug.">>