Wer rastet, der rostet. Gerade der Aufenthalt in Krankenhäusern verdammt einen dazu, sich hauptsächlich passiv zu verhalten. Dabei ist bewiesen, dass aktive Reha zu einem schnelleren Genesungsverlauf beiträgt. Im Fürther Klinikum hat man sich diese Tatsache zu Herzen genommen und für 160.000 Euro ein hausinternes Fitness-Studio ausgestattet, wie die Fürther Nachrichten berichten.
Dort heißt es: <<"Leben ist Bewegung – Bewegung ist Leben" steht in großer Schrift an der Wand des Raumes, der in den Farben Rot, Weiß und Grau gehalten ist. Ringsum aufgereiht sind Fitnessgeräte mit einschüchternden Bezeichnungen: Einen Rumpf-Rotator gibt es, eine Beinpresse und mehr. Den Stammkunden von Fitness-Studios sind solche Begriffe vertraut. Doch ist der neue "Medizinische Trainingsraum", wie er heißt, nicht zu vergleichen mit einer x-beliebigen Muckibude.
Dr. Rainer Wölfel, Chefarzt der Chirurgischen Klinik 2, erklärte das bei der Präsentation nicht nur mit der "hervorragenden technischen Ausrüstung". Auch dank einer Betreuung durch kompetente Physiotherapeuten und softwaregestützter Trainingspläne sei eine "Individualtherapie auf höchstem Niveau" möglich. "Das Klinikum hat sich einen Fitness-Ferrari geleistet", schwärmte der Mediziner.
Nutzen dürfen diesen "Ferrari" zum einen die Patienten. 34.000 Menschen werden im Klinikum pro Jahr stationär behandelt. Nach einer Knieoperation oder einem Bandscheibenvorfall könnten sich Patienten aller Altersgruppen künftig auf ärztliche Anordnung zwecks Reha im Medizinischen Traininingsraum wiederfinden. Die Geräte, so Heike Persich, Leiterin des Teams Therapie, lassen sich auch auf Kindergrößen einstellen. Selbst ein Liegerad für Personen mit künstlichen Gelenken soll es bald geben.
Die andere Personengruppe, die von dem Fitnessraum profitieren soll, sind die knapp 1.200 Beschäftigten des Krankenhauses. Auf Initiative des Personalrats hat sich schon vor längerem eine Arbeitsgruppe Prävention gebildet. Eine AOK-Studie hatte 2008 gezeigt, dass die Mitarbeiter in Fürth häufiger und länger krank und arbeitsunfähig waren als die Beschäftigten anderer Kliniken.
Yoga und Rückenschule
Meist handelte es sich, heißt es im Präventionsprogramm 2009/2010 des Personalrats, um Erkrankungen der Atemwege und des Muskel-Skelett-Systems. Letztere seien typische Folgeerscheinungen der körperlich oft besonders anstrengenden Arbeit von Krankenschwestern und -pflegern, die "immer schwerere Patienten herumheben müssen", wie Klinikumsleiter Peter Krappmann nun sagte.
Es bestand daher "dringender Handlungsbedarf", heißt es in dem Personalratspapier. Mit Yoga-Kursen, Bewegungsbädern, Nordic-Walking- und Rückenschulangeboten können die Beschäftigten seit einem Jahr (vorbeugend) gegensteuern. Sie brauchen dazu lediglich das Okay des Betriebsarztes und ihres Vorgesetzten sowie ein bisschen Zeit. Dabei wird ihnen sogar ein Teil der Stunden, in denen sie Muskeln und Herzkreislaufsystem in Schwung bringen, als Arbeitszeit angerechnet.
Der "Medizinische Trainingsraum", eingerichtet in einer früheren Mitarbeiter-Cafeteria, ist der vorerst letzte Baustein in der Angebotspalette rund um Gesundheit und Wohlbefinden. Noch Zukunftsmusik, aber durchaus denkbar ist nach Auskunft von Chefarzt Wölfel, dass der Raum eines Tages gegen Bezahlung auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.