Positive Entwicklungen im Fitnessmarkt, weitere Kraftanstrengungen nötig
Der deutsche Fitnessmarkt hat sich in den letzten zwanzig Jahren von einer Nischenbranche zu einem bedeutenden Wachstumsmarkt entwickelt. Mehr als sieben Millionen Deutsche trainieren regelmäßig in einer der rund 7.100 Fitnessanlagen hierzulande. Neben den großen bundesweit vertretenen Ketten wie „McFit“ und „Fitness First“ ist die Branche mehrheitlich von kleinen Einzel- und Spezialstudios geprägt (75 Prozent aller Anlagen). Lediglich in jedem zehnten Studio (10,3 Prozent) sind mehr als zehn Beschäftigte tätig.
Unternehmen der Fitnessbranche sind im Durchschnitt vergleichsweise jung, allerdings liegt die Gründungsintensität – auch aufgrund des hohen Anfangsinvestitionsbedarfs – unter der der Gesamtwirtschaft. Knapp ein Achtel der eingetragenen Unternehmen (12,2 Prozent) ist unter zwei Jahre alt (Gesamtwirtschaft: 17,8 Prozent). Jedes vierte Unternehmen (25,4 Prozent; Gesamtwirtschaft: 19,2 Prozent) weist ein Alter zwischen fünf und zehn Jahren auf. Das Durchschnittsalter liegt bei 10,5 Jahren und damit deutlich niedriger als in der Gesamtheit aller Branchen (17,0 Jahre).
Die Studiodichte, gemessen an der Zahl der Anlagen je 100.000 erwachsene Einwohner, ist in Hessen und Rheinland-Pfalz am höchsten (Quote jeweils 13,6) gefolgt von Schleswig-Holstein (12,4), Niedersachsen (12,2) und Nordrhein-Westfalen (11,9). Am geringsten ist die Studiodichte in den Ländern Brandenburg (6,9), Hamburg (7,0) und Bremen (7,1).
Stabilität erhöht, Branche aber zweigeteilt
Die Fitnessbranche zeigte in den letzten Jahren in Sachen Stabilität erfreuliche Entwicklungen. Die Zahl der Insolvenzfälle sinkt. 2010 wurden 99 Unternehmensinsolvenzen im Fitnessmarkt gezählt. Im laufenden Jahr ist von noch 75 Fällen auszugehen (minus 24 Prozent). Damit liegt die Zahl der Insolvenzen – bezogen auf den Unternehmensbestand – mit 11 je 1.000 Unternehmen im Bereich des gesamtwirtschaftlichen Durchschnittswertes (10 je 1.000 Unternehmen). Die Insolvenzquote in der Fitnessbranche hat sich im Vergleich zum Jahr 2006 halbiert. Noch 2006 wurden 152 Firmeninsolvenzen in der Fitnessbranche registriert. Betroffen sind oftmals kleine, inhabergeführte Einzelstudios, die mit Negativmerkmalen behaftet waren. Entsprechend zurückhaltend wird die Bonität in diesem Branchensegment bewertet. Die Bonitätsnote (zwischen dem Bestwert 100 und dem schlechtesten Wert 600) erreicht im Fitnesssektor 271, im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt 262. Dabei wird die Bonität und damit die Fähigkeit, dem Schuldendienst fristgerecht nachzukommen, bei den besten 20 Prozent der Fitnessunternehmen nur wenig schlechter eingeschätzt als die Bonität der Top-20-Prozent der Unternehmen in Deutschland.
Die Zweiteilung der deutschen Fitnesswirtschaft in gut aufgestellte und solide finanzierte Unternehmen auf der einen Seite und bonitätsschwache auf der anderen ist auffällig. Nur 1,4 Prozent der Unternehmen weisen eine ausgezeichnete oder sehr gute Bonität auf (Gesamtwirtschaft: 10,5 Prozent). Dagegen wird die Bonität von 26,2 Prozent aller Fitnessbetriebe als sehr schwach eingeschätzt bzw. diese Unternehmen weisen bereits Negativmerkmale wie einen Insolvenzantrag auf (Gesamtwirtschaft: 17,8 Prozent).
Trotzdem konnte die Fitnessbranche in den letzten Jahren den Schuldenstand verringern und handlungsfähiger werden. Der Verschuldungsgrad, also die Höhe der Verbindlichkeiten geteilt durch die Höhe des Eigenkapitals, verringerte sich von 2,26 auf 2,09. Damit weist die Fitnesswirtschaft aber weiterhin eine vergleichsweise hohe Schuldenquote auf. Nur Kfz-Handel, Baugewerbe sowie Logistik sind noch höher verschuldet. Gleichwohl besitzen immerhin drei von zehn Unternehmen aus der Fitnessbranche (29,0 Prozent) mehr Eigenkapital als Fremdkapital und damit einen sehr niedrigen Verschuldungsgrad.
Als Gegenstück zum Schuldenstand verbesserte sich die Eigenkapitalquote. Dabei existiert allerdings eine große Diskrepanz zwischen kleinen und mittleren Studios sowie den Großen der Branche. Während kleine und mittlere Unternehmen eine durchschnittliche Eigenkapitalquote von 18,0 Prozent erreichen, sind es bei großen Vertretern der Branche gut zehn Prozentpunkte mehr (28,4 Prozent). Mehr als die Hälfte aller Fitnessbetriebe (57,0 Prozent) weist mittlerweile eine Eigenkapitalquote von über 30 Prozent auf. Damit ist ein Großteil der Branche eigenkapitalstark. Nur in wenigen Wirtschaftszweigen wird ein noch höherer Anteil eigenkapitalstarker Firmen gemessen. Gleichzeitig sind aber auch viele Fitnessstudios zu schwach mit Eigenkapital ausgestattet, wie bereits die teilweise hohe Verschuldung zeigte. So liegt die Eigenkapitalquote bei immerhin 41,4 Prozent der Unternehmen unterhalb der Marke von zehn Prozent, die als kritische Grenze gilt
Kostenfaktoren Personal und Anlagevermögen - Regionalanalyse: hoher Druck in Großstädten
Personal ist wie in vielen Bereichen des Dienstleistungssektors ein erheblicher Kostenfaktor für die Studios. So erreichen die Ausgaben für Personal zwischen 26 und 27 Prozent der Gesamtkosten. In den letzten Jahren ist aber eine Rückführung der Personalausgaben festzustellen. Die Vermögenswerte der Fitnessstudios sind zu einem nennenswerten Teil (35 Prozent; Gesamtwirtschaft: 22 Prozent) im Anlagevermögen gebunden, was entsprechende Fixkosten in Form von Instandhaltung und Kapitaldienst nach sich zieht. Eingeschränkt sind dadurch die Möglichkeiten, auf temporäre Schwankungen zu reagieren, da die Anlagen nicht kurzfristig angepasst werden können. Ein festes Beitragssystem für die Trainierenden beispielsweise mit 1-Jahres-Verträgen garantiert aber einen vergleichsweise stabilen Cash-Flow für die Studios.
Die Fitnessstudios in Deutschland verteilen sich nahezu gleichmäßig auf Kleinstädte bis 20.000 erwachsene Einwohner (38,0 Prozent), Mittelstädte bis 100.000 Erwachsene (33,5 Prozent) und Großstädte mit mehr als 100.000 erwachsenen Bewohnern (28,5 Prozent). Jedes siebte Studio in Deutschland (14,6 Prozent) befindet sich in einer so genannten Metropole (mehr als 400.000 erwachsene Einwohner) wie Hamburg, Düsseldorf oder Leipzig. Dabei differiert die Finanzstärke erheblich nach dem Standort des Studios. So liegt die durchschnittliche Eigenkapitalquote in Mittelstädten (29,1 Prozent), über der in Kleinstädten (25,2 Prozent). Die niedrigste Eigenkapitalquote weisen Fitnessstudios in großen Ballungszentren auf (17,2 Prozent).
In der Regionalanalyse spiegeln sich die Unterschiede in der Eigenkapitalausstattung auch in der Stabilität der Studios wider. Deutlich überhöht sind die Insolvenz- und Schließungsrisiken für Fitnessstudios, die in Großstädten mit mehr als 100.000 erwachsenen Einwohnern angesiedelt sind, während Studios in weniger verdichteten Räumen als stabiler angesehen werden können.
In der regionalen Unterteilung zwischen Ost- und Westdeutschland finden sich ebenfalls Unterschiede in der Insolvenzhäufigkeit. So sind Studios in Westdeutschland tendenziell ausfallbedrohter als Anlagen in Ostdeutschland, während über alle Branchen hinweg ostdeutsche Betriebe weiterhin in größerer Insolvenzgefahr schweben als ihre Pendants im Westen. Überdies liegt die Insolvenzhäufigkeit von Fitnessstudios im Osten Deutschlands mittlerweile unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt in diesem Landesteil.
Finanzierungsbedingungen bleiben angespannt, Leasing wichtig für die Branche
Die aktuellen Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen der deutschen Fitnesswirtschaft wurden im Rahmen einer Telefonbefragung erfasst. Danach erweist sich die Kreditbeschaffung für die Fitnessstudios immer noch als schwierig. Lediglich einer von zwanzig Befragten (4,9 Prozent) rechnet nicht mit Schwierigkeiten bei einem Kreditantrag. Jeder Sechste (16,5 Prozent) fürchtet gar, dass sein Darlehensgesuch abgelehnt wird. Überdurchschnittlich hoch sind die Befürchtungen bei Einzelstudios. Aufgrund des hohen Investitions- und Finanzierungsbedarfs bei der Anschaffung von Geräten entwickelt sich Leasing zunehmend zu einer Finanzierungsalternative für die Branche. Im Verlauf der zurückliegenden zwölf Monate haben immerhin 41,4 Prozent der befragten Studios einen Leasingvertrag abgeschlossen, während jeder Dritte (34,0 Prozent) auf einen Bankkredit zurückgriff.
Ansprechpartner:
Creditreform Wirtschaftsforschung | Michael Bretz | Tel.: 02131/109-171 | E-Mail: m.bretz@verband.creditreform.de
DIFG – Deutscher Industrieverband für Fitness und Gesundheit e.V. | Olaf Tomscheit | Tel.: 0211/15 79 96 13 | E-Mail: tomscheit@difg-online.de