Chronische Schmerzen in Deutschland unterdiagnostiziert

Laut einer repräsentativen Befragung von 1.000 Betroffenen sind chronische Schmerzen in Deutschland unterdiagnostiziert. Gerade jüngere Patienten mit chronischen Schmerzen sind hiervon häufig betroffen: vier von zehn in der Altersgruppe zwischen 18 und 34 Jahren geben an, dass sie chronische Schmerzen haben, aber ohne Diagnose leben (41 %).

Allein in Deutschland leiden etwa 3,25 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. (1) Diese werden definiert als kontinuierliche und langanhaltende Schmerzen, die mindestens 12 Wochen bestehen. (2) Eine offizielle Diagnose ist Voraussetzung für eine gezielte, langfristige Behandlung. Die Umfrage zeigt jedoch, dass viele Menschen undiagnostiziert mit chronischen Schmerzen leben. Besonders in der Altersgruppezwischen 18 und 34 Jahren sind vier von zehn (41 %) bisher ohne Diagnose. Als Grund gibt fast die Hälfte von ihnen (45 %) an, dass sie keine Zeit hätten, um einen Arzttermin wahrzunehmen – fast doppelt so viele wie in der Altersgruppe über 55 Jahre (23 %). Stattdessen kommt bei ihnen die Selbstbehandlung mit frei erhältlichen Schmerzmitteln wesentlich häufiger vor (44 % vs. 25 % bei der Gruppe über 55 Jahren).


Anteil der Menschen mit chronischen Schmerzen, die unsicher sind, wohin sie sich für professionelle Hilfe wenden könnten (Bildquelle: © Boston Scientific)

„Es kann die Leidenszeit deutlich verkürzen, wenn Menschen mit chronischen Schmerzen frühzeitig professionellen Rat suchen und eine für sie geeignete Behandlungsmethode finden. Daher kann ich nur dazu appellieren, sich nicht mit den chronischen Schmerzen abzufinden, sondern aktiv Hilfe zu suchen. Gerade wenn man durch chronische Schmerzen ohnehin schon beeinträchtigt ist, ist es wichtig, dass auch die Menschen im Umfeld und in den Praxen darauf sensibilisiert sind. So lässt sich dann gemeinsam mit den Betroffenen eine individuell passende Therapie finden, um die Schmerzen zu lindern und Lebensqualität zurückzugewinnen.“

Prof. Dr. med. Jarek Maciaczyk, Leiter der funktionellen Neurochirurgie am Universitätsklinikum Bonn


Zeitmangel hält jüngere Patient*innen davon ab, bei chronischen Schmerzen einen Arzttermin wahrzunehmen (Bildquelle: © Boston Scientific)

Während vier von zehn Frauen angaben, dass ihre Familie ihre Schmerzen nicht verstehen würden (38 %), sah nur ein Viertel der männlichen Befragten das so (27 %). Auch in der Partnerschaft fühlt sich fast jede dritte Frau in ihren Schmerzen nicht verstanden (32 %), was nur jeder fünfte Mann empfindet (22 %). Dieser Eindruck hält offenbar auch viele Frauen von einem Arzttermin ab: Mehr als jede vierte Frau (28 %), die bisher keine professionelle Hilfe suchte, gibt als Grund hierfür an, dass sie nicht glaube, ihr Arzt würde sie ernst nehmen. Das sah bei den Männern gerade einmal jeder 25. Mann so (4 %).

Dabei spiegelt sich der positive Effekt einer Behandlung auch in den Umfrageergebnissen wider: Erhalten Betroffene professionelle Hilfe, berichten dreiviertel aller Befragten von einer Besserung.


Jüngere Patient*innen mit chronischen Schmerzen behandeln sich häufiger selbst mit frei erhältlichen Schmerzmitteln (Bildquelle: © Boston Scientific)

Über die Umfrage

In der aktuellen, von Boston Scientific in Auftrag gegebenen Online-Umfrage wurden bei einer nach Alter, Geschlecht, Bildung und Region repräsentativen Stichprobe 1.000 Einwohner*innen Deutschlands ab 18 Jahren (539 Frauen, 460 Männer, ein diverser Teilnehmer), die unter chronischen Schmerzen leiden, befragt. Chronische Schmerzen wurden definiert als „jede Art von Schmerzen, die länger als drei Monate andauern“. Die Umfrage wurde von iVOX im Mai 2023 durchgeführt.

Über Boston Scientific

Boston Scientific verbessert mit innovativen medizinischen Lösungen die Gesundheit von Patienten in aller Welt und verändert damit ihr Leben. Als weltweit führender Anbieter von Medizintechnik treiben wir seit mehr als 40 Jahren den wissenschaftlichen Fortschritt voran, um das Leben lebenswerter zu machen. Wir bieten eine breite Palette leistungsstarker Lösungen, die die Kosten für die medizinische Versorgung senken und auf bisher nicht berücksichtigte Patientenbedürfnisse eingehen.

Auf www.Schmerz-Spezialisten.de finden Betroffene Informationen zu chronischen Schmerzen und Behandlungsmöglichkeiten sowie Kontakt zu Schmerzexperten, die Fragen rund um das Thema beantworten können.

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Textquellen:
(1) BARMER GEK Arztreport 2016: www.barmer.de/presse/infothek/studien-undreporte/arztreporte/arztreport-2016-1065350
(2) Mills S, Torrance N, Smith BH. Identification and Management of Chronic Pain in Primary Care: a Review. Current Psychiatry Reports. 2016;18:22. doi:10.1007/s11920-015-0659-9.

Der Autor

  • Jan Althoff

    Jan Althoff ist Physiotherapeut, hat einen M.Sc. in Neurorehabilitationsforschung und ist Auditor für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen. Er sammelte Erfahrung in internationalen Projekten im Bereich Rehabilitation, Entwicklung und Aufbau von Rehaeinrichtungen, Aus- und Weiterbildung von Therapeuten. Im April 2023 übernahm er die Redaktion des Magazins BODYMEDIA Physio.