Bei bis zu 70 Prozent der Patienten mit Typ-2-Diabetes kann sonografisch eine Fettleber diagnostiziert werden. Von Fettleber spricht man, wenn im histologischen Nachweis die hepatozelluläre Lipidspeicherung mehr als fünf bis zehn Prozent des Lebergewichts beträgt oder mehr als 50 Prozent der Hepatozyten Fett speichern.
Man unterscheidet alkoholische Fettlebererkrankungen von nicht- alkoholischen Fettlebererkrankungen (NAFLD, nonalcoholic fatty liver disease). Besonders die nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH, nonalcoholic steatohepatitis) wird als relevante Voraussetzung für die Entwicklung einer Leberfibrose oder -zirrhose betrachtet.
Überernährung im Sinne einer langfristig positiven Energiebilanz stellt einen zentralen Faktor für die Entstehung der Fettleber wie auch der NASH dar, sagen Professor Klaus G. Parhofer und Kollegen von der Medizinischen Klinik II, Großhadern. Eine vermehrte Kalorienzufuhr führe so lange zu keinen (oder geringen) metabolischen Konsequenzen, wie die überschüssige Energie als Fett im Subkutangewebe gespeichert werden kann, so die Autoren in ihrer CME-Fortbildungseinheit "Diabetes und Fettleber". Ist die Kapazität dieser Speicher aufgrund genetischer Faktoren, möglicherweise auch aufgrund einer embryonalen / frühkindlichen Prägung erschöpft, kommt es zur Speicherung in dafür primär nicht vorgesehenem Gewebe (viszerales Fettgewebe, Leber, Muskel). Die Einlagerung von Fett in diesen Geweben, besonders im viszeralen Fettgewebe, führt zu einer Entzündungsreaktion mit Infiltration von Makrophagen, zur Ausschüttung von proinflammatorischen Zytokinen sowie zu einer verminderten Produktion des Insulin-sensitivierenden Adipokins Adiponektin. Diese Mechanismen verstärken die Insulinresistenz, lösen sie möglicherweise sogar aus.
Die Hypothese, dass alleine eine Inflammation im viszeralen Fettgewebe zur Fettleber führen könnte, hat sich in Tierversuchen nicht bestätigt. So hat die Überexpression von NF-kB und NF-kB-Zielgenen in Mäusen den Fettgehalt der Leber nicht erhöht, sondern erniedrigt. Damit entsteht die Fettleber wohl nicht als Folge der Entzündung des viszeralen Fettgewebes, sondern direkt als Folge eines Überangebotes von Energieträgern, besonders in Form freier Fettsäuren.
Patienten mit Fettleber haben - unabhängig von anderen Risikofaktoren - ein erhöhtes Risiko für hepatologische Folgeerkrankungen (NASH, Leberzirrhose) sowie für Diabetes, Hypertonie, Dyslipoproteinämie und atherosklerotische Erkrankungen.
Adipositas ist ein wesentlicher Risikofaktor für die Entstehung des Typ-2-Diabetes. Die Prävalenz von Übergewichtigkeit oder Adipositas bei Patienten mit Typ-2-Diabetes beträgt 85 Prozent. Die viszerale Adipositas ist ferner eng mit der nicht-alkoholischen Fettleber assoziiert, 39 bis 90 Prozent der Patienten mit NAFLD / NASH sind adipös. Umgekehrt haben mindestens 20 Prozent der übergewichtigen Patienten gleichzeitig eine NAFLD / NASH.
Aufgrund der zentralen pathophysiologischen Relevanz der Adipositas für die Entstehung eines Diabetes und einer Fettleber stellt die Änderung des Lebensstils mit Gewichtsreduktion und Steigerung der körperlichen Aktivität die Basistherapie in allen Therapieempfehlungen bei Übergewichtigen dar.